26.06.2024 12:56:15 - dpa-AFX: Online-Umfrage: 70 Prozent halten deutschen Staat für überfordert

BERLIN (dpa-AFX) - 70 Prozent der Bürger halten den deutschen Staat laut
einer Umfrage für überfordert. Nur noch 25 Prozent glauben demnach daran, dass
er seine Aufgaben erfüllen kann. Das geht aus einer repräsentativen
Bürgerbefragung im Auftrag des Deutschen Beamtenbundes (dbb) hervor, die das
Meinungsforschungsinstitut Forsa in diesem Mai durchgeführt hat.

Für überfordert halten die Befragten den Staat demnach vor allem in der
Asyl- und Flüchtlingspolitik, der Bildungspolitik sowie bei der inneren
Sicherheit. In Ostdeutschland ist das Misstrauen größer als im Westen der
Republik: Dort gaben 77 Prozent der Befragten an, dass der Staat aus ihrer Sicht
seinen Aufgaben nicht gerecht werde. Im Westen waren es 69 Prozent.

Großes Misstrauen zeigte die Befragung auch unter Anhängern von AfD und FDP. So gaben 90 Prozent der AfD-Anhänger an, den Staat für überfordert zu halten.
Bei der FDP waren es 85 Prozent. Unter den Anhängern von SPD und Grünen sind die
Vertrauenswerte deutlich höher. Hier gehen nur jeweils 54 und 50 Prozent davon
aus, dass der Staat seine Aufgaben nicht richtig erfüllen kann.

Das Vertrauen in die Fähigkeit des Staates, seine Aufgaben und Probleme zu
bewältigen, ist seit dem ersten Pandemiejahr 2020 kontinuierlich zurückgegangen.
Damals hatten lediglich 40 Prozent geantwortet, dass sie den Staat für
überfordert halten. Allerdings hatten in der jährlichen Befragung auch schon
2019, also vor der Corona-Zeit, 61 Prozent den Staat für überfordert gehalten.

Für den dbb-Vorsitzenden Ulrich Silberbach ist die Entwicklung der letzten
Jahre dennoch bedenklich. Er gehe nicht davon aus, dass die politisch
Verantwortlichen aus diesen Misstrauenswerten bislang die richtigen Schlüsse
zögen, sagte er am Mittwoch in Berlin.

Online befragt wurden nach Angaben des Beamtenbunds 2001 repräsentativ
ausgewählte Menschen ab 14 Jahren. Dabei ging es wie bereits in den Vorjahren
auch um die Berufe des öffentlichen Dienstes, die die Befragten besonders
schätzen und jene, die bei ihnen eher ein geringes Ansehen genießen. Auch in
diesem Jahr führten Feuerwehrleute die Liste der Berufe mit dem höchsten Ansehen
an. 94 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass diese Gruppe ein hohes oder
sehr hohes Ansehen bei Ihnen genieße. Dahinter folgen Krankenpflegekräfte (90),
Ärztinnen und Ärzte sowie Altenpflegekräfte (jeweils 86).

Polizistinnen und Polizisten kommen auf einen Wert von 81 Prozent,
Kita-Erzieher auf 78 und Müllentsorger sowie Richterinnen und Richter auf
jeweils 70 Prozent. Lediglich 35 Prozent gaben an, Beamten und Beamtinnen
besonders zu schätzen. Das geringste Ansehen haben wie bereits im vergangenen
Jahr Politikerinnen und Politiker (14), Mitarbeiter in einer Telefongesellschaft
(11) oder einer Werbeagentur (6) sowie Versicherungsvertreter (6). Den größten
Ansehensgewinn konnten in diesem Jahr Richterinnen und Richter sowie Soldaten
(jeweils plus fünf Prozentpunkte) verzeichnen. Das Vertrauen in die Polizei
sowie in Beamte ist jeweils um drei Prozentpunkte gestiegen./faa/DP/jha

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