28.06.2024 07:20:19 - dpa-AFX: SPORT: Zverev trainiert für Wimbledon-Coup - Überrascht Kerber?

LONDON (dpa-AFX) - Noch ohne das Gedrängel der Zuschauermassen schlendert
Alexander Zverev vor dem Beginn seiner Titeljagd in Wimbledon am Centre Court
vorbei. Nach einer Stippvisite in den Bergen für ein Wohltätigkeitsevent jettete
der beste deutsche Tennisspieler nach London und setzte in einer Ruhe, mit der
es mit dem Turnier-Auftakt am Montag vorbei sein wird, seine Vorbereitung fort.
Drei Wochen nach seinem verlorenen French-Open-Finale will Zverev den nächsten
Versuch unternehmen, die Grand-Slam-Titel-Lücke in seiner Karriere zu schließen.
Anders als Angelique Kerber zählt er zum Favoritenkreis.

Unter ganz unterschiedlichen Voraussetzungen starten die beiden deutschen
Tennis-Protagonisten beim traditionsreichen Turnier. Auch auf ihrem geliebten
Rasen fehlt Kerber, Wimbledon-Champion von 2018, nach ihrer Babypause noch die
einstige Form. Zverev mag den Belag zwar weniger, will aber nun auch in
Wimbledon erstmals auftrumpfen.

Sorgt Paris für den Wimbledon-Schub?

"Gerade nach seinem Erfolg bei den French Open sollte er so viel
Selbstvertrauen haben, dass er weiß, dass er auch in Wimbledon weit kommen
kann", sagte Michael Stich, 1991 letzter deutscher Herren-Sieger in Wimbledon,
der "Sport Bild".

Auch Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann traut Zverev zu, entsprechend
seiner Weltranglistenposition, als Nummer vier "weit" zu kommen. "Viertelfinale,
Halbfinale, und wenn man da ist, ist sowieso immer alles möglich." Die
Topfavoriten sind für Kohlmann der italienische Weltranglisten-Erste Jannik
Sinner, der spanische Titelverteidiger Carlos Alcaraz und der serbische
Grand-Slam-Rekord-Sieger Novak Djokovic - sofern er denn nach seiner
Knieverletzung fit ist. "Dahinter gibt es viele, die gefährlich sein können und
zu denen würde ich auch Sascha zählen", sagte Kohlmann der Deutschen
Presse-Agentur.

Mäßige Wimbledon-Bilanz

Dass sich Zverevs Grand-Slam-Traum auf Rasen erfüllt, scheint angesichts
seiner Wimbledon-Bilanz unwahrscheinlich. Sein bestes Wimbledon-Resultat zu
toppen, sollte aber drin sein. Noch nie kam er schließlich über das Achtelfinale
hinaus. Vor einem Jahr scheiterte der Hamburger sogar in Runde drei am Italiener
Matteo Berrettini.

Anders als noch in Paris dürfte ihn der Gerichtsfall nicht mehr in dem Maße
beschäftigen. Die Prozesstage nach dem Vorwurf der Körperverletzung an seiner
damaligen Freundin sollten sich anfangs bis Mitte Juli ziehen. Das Verfahren
wurde aber gegen eine Geldauflage von 200 000 Euro noch während der French Open
ohne eine Verurteilung eingestellt. Ein Schuldeingeständnis ist damit nicht
verbunden. Zverev gilt weiterhin als unschuldig.

"Ich muss noch ein, zwei Dinge besser machen, aber ich sehe meine Chancen
dieses Jahr in Wimbledon viel, viel höher, als ich sie in den letzten paar
Jahren gesehen habe", sagte der Goldmedaillengewinner von Tokio, als er in Halle
im Halbfinale ausgeschieden war. Sein Ziel ist ohnehin klipp und klar: "Ich will
nicht als einer der erfolgreichsten Tennisspieler enden, der nie einen Grand
Slam gewonnen hat."

Wimbledon-Überraschung? "Wieso nicht Angie?"

Anders als Zverev hat Kerber kein einziges ihrer Vorbereitungsmatches auf
Rasen gewonnen, sowohl in Berlin als auch in Bad Homburg war in Runde eins
Schluss. Die Hoffnung, dass es für sie auf Rasen besser läuft, hat sich
zumindest vor Wimbledon nicht erfüllt. Ihre Grand-Slam-Bilanz seit ihrem
Comeback als Mutter um den Jahreswechsel ist mit zwei Erstrundenniederlagen
düster.

"Ich habe gemerkt, ich bin oben dran", sagte Kerber zuletzt. "Das Match in
Berlin war schon nicht schlecht. Es geht um die zwei, drei Prozent, sei es auch
ein bisschen mutiger zu sein."

Den gedrückten Daumen der schwangeren Sabine Lisicki (34) kann sich die
36-Jährige sicher sein. Demonstrativ sprach sie ihr Mut zu. "Irgendeine
Spielerin sorgt bei den Grand Slams immer für eine Überraschung. Wieso nicht
Angie? Sie hat so viel Erfahrung auf Rasen und sie wird kämpfen bis zum
Umfallen", sagte die Wimbledon-Finalistin von 2013. "Sie ist topfit. Und wenn
man ein Turnier schon mal gewonnen hat, dann ist alles möglich."/puk/DP/zb

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