07.07.2024 15:28:13 - dpa-AFX: POLITIK: Frauenkuss von Kameruns Präsidententochter löst Debatte aus

JAUNDE (dpa-AFX) - Kameruns Präsidententochter Brenda Biya hat mit einem
Kuss-Foto auf Instagram eine Diskussion über das Verbot von Homosexualität in
dem zentralafrikanischen Land losgetreten. "Ich bin verrückt nach dir und ich
will, dass es die Welt weiß", steht unter dem Foto, auf dem die 26-jährige Biya,
die als Rapperin unter dem Namen King Nasty auftritt, eine extravagant
gekleidete junge Frau küsst - das brasilianische Model Layyons Valença. Beide
Frauen wohnen in Genf in der Schweiz. In Biyas Heimatland stehen homosexuelle
Handlungen wie in rund 30 anderen afrikanischen Staaten unter Strafe. Für
gleichgeschlechtlichen Sex drohen mindestens sechs Monate bis zu fünf Jahren
Gefängnis.

"Ich bin so stolz auf deinen Mut"

Kamerunische wie internationale Medien stürzten sich darauf, dass sich nun
ausgerechnet die einzige Tochter des seit über 40 Jahren amtierenden Staatschefs
Paul Biya - mit 91 der älteste Präsident der Welt - als lesbisch geoutet habe.
Brenda Biya selbst machte keine Angaben zu ihrer sexuellen Orientierung oder der
Art ihrer Beziehung zu Valença, teilte aber Schlagzeilen über ihr Coming-out
sowie Stimmen von Unterstützerinnen und Unterstützern.

Die LGBTQI+-Gemeinschaft in Kamerun feierte die Präsidententochter für das
Foto. Die englische Abkürzung LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle,
Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen, weitere Identitäten
und Geschlechter. "Ich bin so stolz auf deinen Mut und deinen Weg. Danke,
Brenda", kommentierte die kamerunische Anwältin Alice Nkom, die sich für die
Rechte homosexueller Menschen in Kamerun einsetzt.

"Ich freue mich so sehr für Brenda Biya und finde es toll, dass sie sich
ermächtigt fühlte, dies mit der Welt zu teilen", sagte Bandy Kiki, eine
kamerunische LGBT-Aktivistin, die in Großbritannien lebt, der Deutschen
Presse-Agentur. Auch die Transfrau Shakiro, die in Belgien Asyl fand, nachdem
sie sechs Monate in Kamerun im Gefängnis saß und nach ihrer Freilassung von
einem Mob verprügelt wurde, lobte Biyas Mut und Stärke.

Kritiker sagen, vor dem Gesetz seien nicht alle gleich

Konservative Stimmen in dem vorwiegend christlichen Land übten erwartbare
Kritik. Auch unter Biyas Instagram-Beiträgen sammelten sich homophobe
Kommentare. "Homosexualität ist gegen die Natur, und alles, was gegen die Natur
ist, ist gegen Gott", sagte der Vorsitzende der kamerunischen Bischofskonferenz,
Erzbischof Andrew Nkea Fuanya, der dpa. "Wir können nur für sie beten", fügte er
hinzu.

Biyas Foto trat zudem eine Debatte über Doppelstandards los. Mehr als 20
Menschen seien derzeit wegen homosexueller Praktiken in Kamerun im Gefängnis,
schrieb Journalist Boris Bertolt. "Entweder Brenda Biya wird verhaftet oder man
lässt alle frei." Aktivistin Kiki sagte der dpa: "Niemand sollte dafür bestraft
werden, wer er ist, unabhängig von seiner sozialen Klasse und seinem Status."

Medien des Küstenstaats mit rund 29 Millionen Einwohnern, in dem die
Pressefreiheit stark eingeschränkt ist, schwiegen weitgehend. Auch Paul Biya
reagierte in den Tagen nach dem Post nicht auf das Foto seiner Tochter. Der seit
1982 amtierende Präsident gilt trotz Wahlen, die von Beobachtern als unfrei und
gefälscht eingestuft werden, faktisch als Diktator. Regelmäßige Aufenthalte in
der Schweiz und die Luxusleben seiner Frau und drei Kinder werden mit
jahrelangen Korruptionsvorwürfen gegen die Biyas in Verbindung
gebracht./cpe/DP/he

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