19.06.2024 11:47:28 - dpa-AFX: Einige Zeitungen dünner: Tarifstreit in Druckindustrie mit Warnstreiks

NÜRNBERG (dpa-AFX) - Ob Zeitungen, Bücher oder Etiketten: Wegen der
Tarifauseinandersetzung in der Druckindustrie kommt es zu Einschränkungen in
Betrieben. Auch Zeitungsleserinnen und -lesern bekamen die Folgen von
Warnstreiks in vereinzelten Fällen zu spüren. Am Donnerstag treffen sich
Gewerkschaft und Arbeitgeber erneut zu Verhandlungen in einem Nürnberger Hotel,
wie beide Seiten vorab bestätigten. Es ist die inzwischen sechste
Verhandlungsrunde.

Verdi fordert für die 106 000 Beschäftigten in der Druckindustrie eine
Erhöhung der Löhne und Gehälter um 12 Prozent und verweist auf Preissteigerungen
in den vergangenen Jahren und Realeinkommensverluste.

Die Hauptgeschäftsführerin vom Bundesverband Druck und Medien (BVDM),
Kirsten Hommelhoff, sagte auf Nachfrage, eine solche Erhöhung sei für die
Betriebe nicht zu stemmen. Sie verwies auf den Rückgang der Produktionsleistung
von etwa einem Drittel seit 2018, die sinkende Arbeitsproduktivität, eine
durchwachsene Auftragslage sowie den Kostendruck der vergangenen Jahre durch
höhere Energiepreise und anhaltend hohe Papierpreise. Zudem stünden Betriebe im
In- und Ausland in einem starken Wettbewerb, was die Weitergabe der steigenden
Lohnkosten über die Verkaufspreise erschwere. Ein erstes Angebot der Arbeitgeber
lag demnach bei gestaffelten 2 Prozent Plus und danach 1 Prozent Plus bei einer
Laufzeit von 24 Monaten. Danach habe es Annäherungen gegeben.

Die Gewerkschaft hatte Druckbetriebe mit Tarifvertrag und auch eine Reihe
von Firmen ohne Tarifbindung zu Verhandlungen aufgefordert. Diese begannen im
März. Mittlerweile gibt es die vierte Warnstreikwelle. Der Schwerpunkt des
Ausstands befindet sich nach Gewerkschaftsangaben im Süden Deutschlands.

Der Tarifstreit machte sich bereits bemerkbar. Zum Beispiel beim Verlag
Nürnberger Presse mit "Nürnberger Nachrichten" und "Nürnberger Zeitung". Nach
Verlagsangaben erschienen Tageszeitungen zwar, sie waren aber dünner mit
reduziertem Seitenumfang. Die kostenlose Wochenzeitung konnte mehrmals nicht
erscheinen. Zudem bekamen Leserinnen und Leser der "Nürnberger Zeitung" im
ländlichen Raum den überregionalen Teil der "Nürnberger Nachrichten", weil der
eigene Mantelteil nicht gedruckt werden konnte. Auch Zeitungsbeilagen konnten
nicht erscheinen. Vom Verband BVDM hieß es, bei Zeitungen sei es vereinzelt zu
Kürzungen in den Lokalteilen gekommen. Es sei aber kein flächendeckendes
Phänomen./rin/DP/mis

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