26.06.2024 12:35:55 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP/BKA: Rekordmenge an Kokain beschlagnahmt - mehr Drogentote

WIESBADEN (dpa-AFX) - Dutzende Tonnen sichergestellter Drogen, mehr
Rauschgifttote und mehr Straftaten: Fahnder haben im vergangenen Jahr in
Deutschland mehr als 346 000 Rauschgiftdelikte erfasst. Die Zahl der Straftaten
stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent, wie das Bundeskriminalamt (BKA)
am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Eine Steigerung habe es sowohl beim Konsum
als auch beim Handel gegeben.

Teils Rekordmengen an Drogenfunden

Besonders stark war dem BKA zufolge der Anstieg bei Delikten mit Kokain
(27,4 Prozent). Dies bedeute einen neuen Höchststand. Alleine von dieser Droge
seien 2023 rund 43 Tonnen sichergestellt worden, mehr als doppelt so viel wie im
Vorjahr. Täter zeigten hier eine zunehmende Gewaltbereitschaft.

Mit rund zwei Dritteln hätten Delikte mit Cannabis den höchsten Anteil aller erfassten Taten gehabt. Es seien rund 20,9 Tonnen Marihuana und 3,7 Tonnen
Haschisch sichergestellt worden. Neben der Einfuhr aus dem Ausland werde
Cannabis auch in teils großen Plantagen illegal in Deutschland angebaut. 450
solcher Anlagen mit einer Anbaukapazität ab 20 Pflanzen seien ausgehoben worden,
davon 37 Profiplantagen mit mehr als 1000 Pflanzen.

Auch bei den synthetischen Drogen wurden dem BKA zufolge große Mengen
sichergestellt: fast 2000 Kilogramm Amphetamin, mehr als 1,1 Millionen
Ecstasy-Tabletten sowie über 450 Kilogramm Metamphetamin.

Mischkonsum als Todesursache

Seit 2017 gibt es nach Angaben des BKA einen stetigen Anstieg bei den
Drogentoten. Im vergangenen Jahr seien 2227 Menschen an den Folgen ihrer Sucht
gestorben, fast zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Immer mehr Rauschgiftsüchtige
würden gleichzeitig mehrere Drogen nehmen und auch die Zahl der Todesopfer durch
Mischkonsum stieg im vergangenen Jahr stark. 2023 seien 1479 an den Folgen eines
solchen Konsums gestorben, 34 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Handel zunehmend über Messengerdienste

Der Drogenhandel werde vielfach über öffentlich zugängliche Chat-Gruppen
angeleiert, später käme es dann über private Chats zu Verkaufsgesprächen. Zudem
hätten sich Social-Media-Plattformen als Handelsforum etabliert, die überwiegend
von jungen Leuten genutzt würden. "Ohne aktiv nach Rauschgift zu suchen, geraten
diese Personengruppen frühzeitig und umfassend an professionell präsentierte
Rauschgiftangebote", heißt es im Lagebericht.

Einfallstor Hafen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte, die Häfen als
Einfallstore noch sicherer zu machen. "Dazu gehören engmaschige Kontrollen, hohe
Wachsamkeit und effektive Korruptionsbekämpfung in den Häfen", teilte sie am
Mittwoch mit. Die Kokainschwemme nach Europa zerstöre Menschen - und sorge für
Milliardengewinne der Kartelle. Auch BKA-Vizepräsidentin Martina Link sieht ein
Problem bei den Häfen. "Besonders wichtig ist dabei die Intensivierung der
Zusammenarbeit mit den lateinamerikanischen Staaten und die Verbesserung der
Hafensicherheit in Europa." Man muss nach Auffassung des Drogenbeauftragten der
Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), die Lage ernst nehmen. "Dazu mahnen
mehr schwerstsuchtkranke Menschen, mehr Drogentote, mehr Kokainbeschlagnahmungen
im Hamburger Hafen und mehr ausgehobene illegale Drogenlabore", sagte er der
Deutschen Presse-Agentur. Man müsse extrem wachsam sein, wie sich die Drogenlage
entwickelt.

292 Millionen Drogenkonsumenten weltweit

Laut dem Weltdrogenbericht der UN-Drogenbehörde UNODC vom Mittwoch nehmen
weltweit 292 Millionen Menschen Drogen, das sind 20 Prozent mehr als noch vor
zehn Jahren. Der größte Teil der Konsumenten - 228 Millionen - verwenden
Cannabis. Im Weltdrogenbericht wurde die Legalisierung in Deutschland erwähnt,
aber nicht bewertet. Das UNODC wies aber darauf hin, dass weltweit geschätzte 41
Prozent aller Drogensucht-Erkrankungen auf Cannabis zurückzuführen seien. Die
Substanz sei der Grund für 20 Prozent der Drogentherapien in Europa./opi/DP/jha

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