07.07.2024 14:24:47 - dpa-AFX: POLITIK: Papst äußert Sorge über Zustand der Demokratie

TRIEST (dpa-AFX) - Papst Franziskus hat sich besorgt über den Zustand der
Demokratie in vielen Ländern geäußert. "Seien wir ehrlich: In der heutigen Welt
erfreut sich die Demokratie keiner guten Gesundheit", sagte das Oberhaupt der
katholischen Kirche am Sonntag bei einer Veranstaltung in der norditalienischen
Stadt Triest. Zugleich rief er dazu auf, sich an demokratischen Prozessen zu
beteiligen, also beispielsweise zur Wahl zu gehen. Wörtlich sagte der Papst:
"Gleichgültigkeit ist ein Krebsgeschwür der Demokratie." Ausdrücklich warnte er
vor einer "Verlockung des Populismus".

Franziskus äußerte sich zum Abschluss einer einwöchigen Veranstaltungsreihe, in der sich die katholische Kirche insbesondere mit sozialen Fragen beschäftigt
hatte. Vor den etwa 1.200 Teilnehmern sagte er: "Jeder muss sich als Teil eines
Gemeinschaftsprojekts fühlen. Niemand darf sich nutzlos fühlen." Hinter der
Distanzierung von sozialer Wirklichkeit stecke oft Gleichgültigkeit. Der Papst
ging nicht im Detail darauf ein, auf welche Länder sich seine Kritik am Zustand
der Demokratie bezieht.

Franziskus zeigte sich auch besorgt über die zurückgehende Wahlbeteiligung
in vielen Staaten. "Demokratie verlangt, dass Bedingungen geschaffen werden, so
dass jeder sich ausdrücken kann." Ausdrücklich appellierte er an die Mitglieder
der katholischen Kirche, auch in der Politik Verantwortung zu übernehmen. "Wir
können uns nicht mit einem privaten Glauben zufriedengeben", sagte er. "Das
bedeutet insbesondere Mut, in der öffentlichen Debatte Vorschläge für
Gerechtigkeit und Frieden zu machen."

Der 87 Jahre alte Pontifex, dem die Gesundheit zu schaffen macht, war seit
bald einem Jahr nicht mehr zu einer längeren Auslandsreise unterwegs. In den
vergangenen Wochen besuchte er jedoch verschiedene Städte in Italien, darunter
Venedig, Verona und jetzt Triest. Zudem nahm Franziskus - der auch
Staatsoberhaupt des Vatikans ist - Mitte Juni am Gipfel der Gruppe sieben großer
demokratischer Industrienationen (G7) in Süditalien teil.

Im September will er für zwölf Tage nach Südostasien und in die
Pazifikregion reisen, seine längste Auslandsreise bislang. Stationen sind
Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Kurz danach steht eine Reise
nach Luxemburg und Belgien auf dem Programm./cs/DP/he

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