21.06.2024 13:31:57 - dpa-AFX: ROUNDUP: Bahn will neue ICE-Trasse Augsburg-Ulm über Zusmarshausen führen

AUGSBURG (dpa-AFX) - Die Deutsche Bahn hat am Freitag nach mehr als
fünfjähriger Planung den Verlauf ihrer künftigen Neubau-Bahnstrecke zwischen den
Städten Ulm und Augsburg vorgestellt. Die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke über
Zusmarshausen soll in Zukunft die bisherige, vor 170 Jahren angelegte
Bestandsstrecke zwischen den beiden Städten ersetzen - damals fuhren noch
ausschließlich Dampfloks. Auf der neuen Verbindung sollen neben ICE-Fernzügen
auch Güterzüge fahren, teilte die Bahn am Freitag mit. Das Konzept soll 2025 dem
Bundestag übergeben werden.

Die Strecke soll nach dem Vorschlag der Bahn von Neu-Ulm durch die Orte
Burlafingen und Nersingen, dann südlich von Günzburg in Richtung Zusmarshausen
verlaufen. Östlich von Adelsried wird dann von Norden her Augsburg erreicht. In
Zusmarshausen werde ein neuer Regionalzughalt ermöglicht. Auch der Nahverkehr
solle durch die Neubaustrecke deutlich verbessert werden.

Der Streckenverlauf soll so eng wie möglich mit der Autobahn 8 und mit der
bestehenden Bahnstrecke gebündelt worden. Die Trasse greife somit nur
geringfügig in Natur und Landschaft ein. "Das Projekt Ulm-Augsburg bringt
deutlich kürzere und damit attraktivere Reisezeiten und sorgt für pünktlichere
Züge", sagte die Infrastruktur-Vorständin der DB InfraGo, Ingrid Felipe.

"Das Projekt hat eine hohe Zustimmung in der Region sowie eine starke
Unterstützung durch die regionale Politik", erklärte sie. In die
Vorschlagsvariante seien Ergebnisse des Austauschs mit den Anwohnern
eingeflossen. Es bestehe aber noch weiterer Optimierungsbedarf, etwa bei der
Ortsdurchfahrt in Burlafingen (Landkreis Neu-Ulm) oder dort, wo
Naturschutzprojekte betroffen seien. Die Planungen würden wissenschaftlich von
Experten der Universität Innsbruck begleitet. Zur Ehrlichkeit gehöre aber auch,
dass solche Projekte nicht ohne Eingriffe in die Lebenswelt der Menschen möglich
seien. Es gelte, gute Lösungen etwa beim Lärm- und Erschütterungsschutz zu
finden.

"Die Strecke zwischen Ulm und Augsburg ist eine der meistbefahrenen Strecken im Süden Deutschlands", betont die DB. Sie ist Teil der europäischen Magistrale
von Paris nach Budapest, in Deutschland ist die Strecke für die Verbindungen von
München nach Stuttgart wichtig. Durch den Ausbau soll die Reisezeit zwischen
Augsburg und Ulm von derzeit mehr als 40 Minuten auf weniger als eine halbe
Stunde reduziert werden. Die Züge sollen bis zu 300 km/h schnell fahren können.
Es ist nach Angaben der Deutschen Bahn der letzte Abschnitt zwischen Stuttgart
und München, der bisher noch nicht als Schnellfahrstrecke ausgebaut ist.

Die DB-Planer hatten seit 2019 eine Reihe von Varianten für die
Streckenführung untersucht. Dazu wurden Stellungnahmen von Wirtschaftsverbänden,
Umweltschützern und Kommunen eingeholt, zudem wurden die Bürger in den
betroffenen Regionen beteiligt. Mehrere Bürgerinitiativen gründeten sich, um
jeweils einzelne Ausbauoptionen zu verhindern.

Ende Mai hatte die Regierung von Schwaben das Raumordnungsverfahren
abgeschlossen und drei Hauptvarianten für möglich erklärt, zwei geprüfte
Streckenführungen wurden zu den Akten gelegt.

Eine der abgelehnten Varianten hätte im Landkreis Günzburg ein
Grundwasservorkommen gefährdet, teilte die Behörde mit. Die andere verworfene
Variante hätte ein Hochwasserschutzprojekt unmöglich gemacht.

Bis wann die Neubaustrecke dann fertiggestellt werden kann, ist derzeit noch unklar. Das betrifft auch die Kosten. Ursprünglich wurden einmal zwei Milliarden
Euro für das Projekt veranschlagt, durch die üblichen Kostensteigerungen dürfte
dieser Betrag aber deutlich überschritten werden./uvo/dm/DP/jha

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