28.06.2024 16:34:46 - dpa-AFX: ROUNDUP: Klimawandel und Regen - Hamburg Wasser investiert 1,4 Milliarden Euro

HAMBURG (dpa-AFX) - Angesichts des Klimawandels mit immer häufigeren
Starkregen wie zuletzt am Donnerstag will Hamburgs städtischer Wasserversorger
bis 2027 rund 1,4 Milliarden Euro in die Infrastruktur stecken. Rund eine
Milliarde Euro entfalle dabei auf den Bereich Abwasser mit seinen Anlagen und
dem Sielnetz, rund 400 Millionen würden ins Trinkwassernetz gesteckt, sagte die
kaufmännische Geschäftsführerin von Hamburg Wasser, Gesine Strohmeyer, am
Freitag. Der Sprecher der Geschäftsführung Ingo Hannemann sagte, Studien zeigten
eindeutig, dass vor allem in den Winterhalbjahren mehr Regen fallen werde und im
Sommer häufiger mit Starkregen zu rechnen sei.

Starkregen fast so intensiv wie bei der Ahrtaltragödie

Erst am Donnerstag gab es in Hamburg ein Unwetter mit extremem Starkregen
und Überschwemmungen. So seien etwa im Stadtpark innerhalb von zwei Stunden und
40 Minuten 60 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergegangen, "aber vor allem, das
ist das Dramatische, 47 Liter innerhalb von nur 20 Minuten", sagte Hannemann.
Damit sei fast die Intensität der Regenfälle im Ahrtal vor rund drei Jahren
erreicht worden. Bei der danach folgenden Flutkatastrophe starben 135 Menschen.
Hamburg sei am Donnerstag glimpflich davongekommen. Aber: "Unsere Statistik
sagt, das war ein Regenereignis wie es so punktuell alle 10 000 Jahre vorkommt",
sagte Hannemann.

Im vergangenen Jahr verdiente Hamburg Wasser überraschend gut. Bei einem
Umsatz von knapp 630 Millionen Euro erwirtschaftete das Unternehmen einen
Überschuss von fast 110 Millionen Euro, wie Strohmeyer sagte. Das sei ein Plus
von rund zwölf Prozent. Grund für den deutlich gestiegenen Ertrag seien unter
anderem strukturelle Einsparungen und verschobene Projekte, vor allem aber
gesunkene Rückstellungen aufgrund gestiegener Zinsen. Während der Gewinn aus dem
Trinkwasserverkauf in Höhe von knapp 44 Millionen Euro an die Stadt fließe, gehe
der Überschuss aus dem Abwassergeschäft in Höhe von gut 65 Millionen Euro in die
Rücklagen.

Wasserverbrauch gesunken trotz wachsender Bevölkerungszahl

Der Wasserverbrauch in Hamburg sank den Angaben zufolge im vergangenen Jahr
um rund eine Million Kubikmeter auf 114 Millionen Kubikmeter. Der
Pro-Kopf-Verbrauch der rund 2,2 Millionen mit Wasser versorgten Menschen sank
von 111 auf 106 Liter pro Tag. "Das Jahr 2023 war wieder ein sparsames Jahr",
sagte Strohmeyer - und fügte an: "Es war ein Jahr, wo wir Verbrauchsrückgänge
hatten, obwohl die Bevölkerung in Hamburg gewachsen ist." Ganz anders dagegen
zeigte sich die Entwicklung beim Abwasser. So stieg die im Klärwerk behandelte
Menge von rund 153 Millionen Kubikmetern auf fast 170 Millionen Kubikmeter
Abwasser an. Schuld daran war das Wetter. "Es war tatsächlich der enorme Regen",
sagte Strohmeyer.

Das Hamburger Trinkwassernetz ist den Angaben zufolge gut 5300 Kilometer
lang, das Sielnetz etwa 6000 Kilometer. Laut Hannemann müssen rund 250 Kilometer
der rund 120 Jahren alten gemauerten Stammsiele punktuell saniert werden. Damit
das möglich ist, seien in den vergangenen Jahren bereits Ersatzkanäle gebaut
worden. Denn "anders als es im Straßenverkehr der Fall ist, können wir unsere
Abwassersiele nicht einfach komplett sperren, um daran zu arbeiten", sagte
Hannemann. Langfristig sei dann ein Parallelbetrieb geplant. Damit erhöhe sich
die Netzkapazität um bis zu 9000 Kubikmeter - so viel, wie in 30 000
handelsübliche Regentonnen passe.

20 Millionen Euro-Sonderprogramm für U-Bahnbau

Wegen des Baus der U-Bahnlinie 5 legt Hamburg Wasser nach eigenen Angaben
ein 20 Millionen Euro schweres Sonderprogramm auf. Konkret gehe es darum,
insbesondere in Winterhude und Hohenfelde die Ausweichstraßen im Umfeld der
Großbaustellen so zu ertüchtigen, dass es keine Rohrbrüche gibt, wenn das
Verkehrsaufkommen dort deutlich ansteigt. Im vergangenen Jahr seien ähnliche
Arbeiten in Barmbek und Bramfeld erledigt worden. Hannemann betonte: "Was wir
nun brauchen, sind rasche Genehmigungen."/klm/DP/mis

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