20.06.2024 06:35:00 - dpa-AFX: ROUNDUP Von Nordkorea nach Vietnam: Putin sucht Partner - Nacht im Überblick

HANOI (dpa-AFX) - Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach seinem
Nordkorea-Besuch in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi eingetroffen. Das
berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Mittwochabend. Putin
wurde zum Auftakt seines Staatsbesuchs demnach mit militärischen Ehren empfangen
- allerdings nicht so hochrangig wie zuvor in Pjöngjang, wo er am Dienstag vom
nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un persönlich begrüßt worden war.

Nach russischen Angaben soll sich Putin sowohl mit dem Generalsekretär der
kommunistischen Partei, Ngueyn Phu Trong, auf dessen Einladung er in Hanoi ist,
treffen als auch mit Präsident To Lam und Regierungschef Pham Minh Chinh.
Geplant seien Gespräche über "den Zustand und die Perspektiven der weiteren
Entwicklung einer allumfassenden strategischen Partnerschaft zwischen Russland
und Vietnam in Handel und Wirtschaft, Forschung und Technologie sowie in
humanitären Bereichen", heißt es. Daneben gehe es bei dem zweitägigen Besuch
auch um Fragen der internationalen Politik.

Zudem soll Putin in Hanoi vietnamesische Studenten treffen, die in Russland
oder vormals in der Sowjetunion studiert haben. Die Beziehungen zwischen beiden
Staaten gelten seit Sowjetzeiten als partnerschaftlich - auch weil Moskau Hanoi
im Vietnamkrieg half.

Putin, der im Westen wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine mit
Sanktionen belegt ist, sucht nach Partnern im Osten. Beobachtern zufolge geht es
ihm auch um mögliche Waffenlieferanten. In Nordkorea schloss der Kremlchef einen
Vertrag über eine strategische Partnerschaft, die auch einen Beistand bei einem
Angriff eines Drittstaats beinhaltet. Die wachsende militärische Kooperation
beider Länder, von der Russland im Ukrainekrieg profitiert, versetzt den Westen
in Sorge.

Vietnam gibt sich in dem Krieg offiziell neutral. In der Delegation Putins
sind nach Informationen aus dem Kreml neben dem stellvertretenden
Verteidigungsminister Alexander Fomin auch der Chef der russischen Behörde für
militärisch-technische Zusammenarbeit, Dmitri Schugajew, und der Direktor des
Rüstungskonzerns Rosoboronexport, Alexander Michejew.

Selenskyj verspricht Ukrainern Lösungen für Energieprobleme

Die Ukraine kämpft derweil mit den Folgen des Kriegs. Bis zum Winter will
Präsident Wolodymyr Selenskyj die wegen der systematischen russischen Angriffe
derzeit katastrophale Stromversorgung im Land verbessern. "Wir bereiten Lösungen
vor, um sicherer durch die Heizperiode zu kommen und den Menschen mehr
Möglichkeiten zu bieten, diese in Bezug auf Energieversorgung, Engpässe und
Ausfälle äußerst schwierige Zeit zu überstehen", sagte Selenskyj in seiner
täglichen Videoansprache. Kiew werde dazu auch weitere Partner mobilisieren.
Details nannte der ukrainische Staatschef nicht.

Derzeit leben die Ukrainer mit scharfen Energierationierungen. Immer wieder
wird der Strom über einen längeren Zeitraum am Tag abgestellt.

Nach früheren Angaben Selenskyjs hat Russland inzwischen Energiekapazitäten
in Höhe von neun Gigawatt zerstört. Das ist die Hälfte dessen, was die Ukraine
noch im vergangenen Winter zur Verfügung hatte. Auch deswegen fordert Selenskyj
immer wieder die Stärkung der Flugabwehr. Diese soll die von Russland
systematisch betriebene Zerstörung von Energieobjekten in der Ukraine verhindern
- oder zumindest erschweren.

Estland kauft zwölf Panzerhaubitzen in Frankreich

Estland rüstet vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die
Ukraine weiter auf: Das baltische EU- und Nato-Land erwirbt von Frankreich zwölf
Panzerhaubitzen vom Typ Caesar. Das teilte das Estnische Zentrum für
Verteidigungsinvestitionen in Tallinn mit. Sechs der selbstfahrenden
Waffensysteme mit einem Kaliber von 155 Millimeter sollen bis Ende 2024
geliefert werden, die übrigen Exemplare bis Mitte kommenden Jahres.

Das wird am Donnerstag wichtig

Putin wird bei seinem Staatsbesuch in Vietnam alle wichtigen
Entscheidungsträger in Hanoi treffen. Moskau setzt auf verstärkte Kooperation -
zum einen, um seine internationale Isolation zu überwinden, zum anderen in der
Hoffnung auf weitere Waffenhilfe./bal/DP/stk

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