17.06.2024 06:10:55 - dpa-AFX: Studie: Viele bei hauptsächlich von KI erstellten Nachrichten skeptisch

BERLIN (dpa-AFX) - Wenn Künstliche Intelligenz (KI) die Hauptarbeit beim
Produzieren von journalistischen Nachrichten übernimmt, stößt das einer Studie
zufolge bei vielen in der Gesellschaft auf Skepsis. 50 Prozent der Befragten
gaben an, sich "unwohl" bei der Nutzung von Nachrichten zu fühlen, die
hauptsächlich durch Künstliche Intelligenz (KI) mit etwas menschlicher Aufsicht
erstellt wurden. 29 Prozent sind unentschieden und 14 Prozent gaben an, sich
damit "wohl" zu fühlen. Ältere waren bei dem Thema skeptischer als Jüngere.
Größer war die Akzeptanz, wenn Nachrichten mithilfe von KI, hauptsächlich aber
von Journalistinnen und Journalisten produziert werden.

Das geht aus dem "Reuters Institute Digital News Report" hervor, der am
Montag erschien und der seit 2012 Trends in der Nachrichtennutzung in vielen
Ländern aufzeigt. Der Report gilt als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung
ab 18 Jahren mit einem Internetzugang. Das Leibniz-Institut für Medienforschung
/ Hans-Bredow-Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche
Teilstudie verantwortlich. Insgesamt machten in den 47 Ländern, die in dem
Report berücksichtigt wurden, fast 100 000 Befragte mit. Die Befragung erfolgte
im Januar.

KI bezeichnet meist Anwendungen auf Basis maschinellen Lernens, bei denen
eine Software Datenmengen nach Übereinstimmungen durchforstet und
Schlussfolgerungen zieht. Medienhäuser experimentieren verstärkt damit.

Julia Behre, die zum Institutsteam gehört, das sich mit den deutschen
Ergebnissen des Reports beschäftigt hat, sagte der Deutschen Presse-Agentur zu
weiteren Erkenntnissen: "Im Langzeitverlauf sehen wir, dass das Interesse an
Nachrichten gesunken ist. Dieser Trend wurde in diesem Jahr ein bisschen
abgebremst. Das Interesse ist wieder leicht gestiegen und die Nutzungshäufigkeit
von Nachrichten ist gleichgeblieben." Man müsse aber differenzieren. So habe
sich zugleich der Trend, dass Leute aktiv Nachrichten vermeiden, verfestigt.

Behre führte auch aus: "Bei Jüngeren spielen Bewegtbild-Plattformen beim
Nachrichtenkonsum eine zunehmend größere Rolle." Allen voran Instagram, YouTube
und dann Tiktok. Zum Thema Bewegtbild ergänzte die Studienautorin: "Es ist eine
einfachere Form der Rezeption und es bietet die Möglichkeit, Personen zu
zeigen."

Sascha Hölig von dem Institut sagte zu weiteren Ergebnissen aus der großen
Studie: "Die entscheidenden Gründe, ob Menschen Nachrichten vertrauen oder
nicht, sind nicht zwingend mit großen Markennamen verbunden, die auf lange
Historien zurückblicken können; vielmehr ist ausschlaggebend, transparent, mit
hohen journalistischen Standards und unvoreingenommen zu berichten."/rin/DP/zb

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