20.06.2024 17:54:36 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP 2: Jovic rettet Serbiens EM-Hoffnungen - Auch Sesko hofft weiter

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MÜNCHEN (dpa-AFX) - Serbiens Last-Minute-Held Luka Jovic stand mit seinen
Teamkollegen inmitten von Dutzenden auf das Feld geworfener Getränkebecher vor
dem Fanblock und holte sich einen Extra-Beifall ab. Sloweniens Spieler
versammelten sich dagegen nach ihrem in letzter Sekunde verpassten
EM-Premierensieg enttäuscht am Mittelkreis und schworen sich auf die nächste
Aufgabe ein.

Durch den späten Treffer zum 1:1 (0:0) sorgte der Ex-Frankfurter Jovic am
Donnerstag in der turbulenten Schlussphase einer intensiven Partie für den
Stimmungsdämpfer bei den slowenischen Fans, die schon lautstark den ersten Sieg
ihrer Nationalelf bei einer Fußball-Europameisterschaft gefeiert hatten. "Das
hat uns das Herz gebrochen", sagte Sloweniens Mittelfeldspieler Timi Elsnik.

Abwehrspieler Zan Karnicnik hatte in der 69. Minute zur Führung getroffen -
doch dann kam der Last-Minute-Schock durch Jovic. Der Treffer des 26 Jahre alten
Offensivspielers vom AC Mailand in der fünften Minute der Nachspielzeit lässt
nun auch die Serben bei der Fußball-EM weiter auf das Achtelfinale hoffen. "Wir
glauben an uns bis zum Ende und werden nicht aufgeben", sagte Trainer Dragan
Stojkovic und lobte die Moral seiner Schützlinge: "Für viele war das Spiel schon
fertig, für uns nicht. Dafür wurden wir belohnt."

Mit zwei Punkten auf dem Konto haben die Slowenen aktuell die bessere
Ausgangslage auf Rang drei, der auch ins Achtelfinale führen könnte. Allerdings
trifft die Mannschaft um den Leipziger Benjamin Sesko am letzten Spieltag auf
Titelkandidat England. "Leider ist das Ergebnis nicht nach unseren
Vorstellungen. Wir hätten mehr erreichen können. Jetzt müssen wir gegen England
weitermachen. Das wird ein schweres Spiel, aber wir können jeden schlagen",
sagte Torschütze Karnicnik. Serbien (1 Punkt) bekommt es zum Vorrundenabschluss
mit Dänemark zu tun.

Tadic in Serbiens Startelf

Nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen England standen die Serben bereits
unter Druck, im Kampf um die Playoff-Plätze der Gruppe C nicht vorentscheidend
ins Hintertreffen zu geraten. Dies schien die Auswahl von Coach Dragan Stojkovic
noch mehr zu hemmen - in der ersten Halbzeit traten die Serben weitgehend konfus
auf. Kapitän Dusan Tadic, der nach seinem überraschenden Joker-Einsatz beim 0:1
gegen die Engländer wieder in die Startelf rutschte, ermahnte seine Mitspieler
immer wieder mit ausgebreiteten Armen, ruhiger zu spielen.

Sesko muss weiter warten

Es dauerte aber bis kurz vor der Halbzeitpause, ehe Serbien zur ersten
großen Chance kam: Stürmer Aleksandar Mitrovic bekam im Strafraum den Ball,
behauptete diesen gekonnt, brachte dann aber keinen Druck hinter den Schuss aus
kurzer Distanz. Sloweniens Torwart Jan Oblak parierte. Dessen Vorderleute hatten
kurz zuvor die beste Chance des ersten Durchgangs. Timi Elsnik traf mit einem
wuchtigen Schuss aber nur den Pfosten. Den Nachschuss setzte Leipzig-Angreifer
Sesko über den Kasten. Er will nun gegen England seinen ersten EM-Treffer
zielen.

In einem Match auf zunächst mäßigem Niveau hätten sich träge Serben über den Rückstand nicht beschweren können. Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild.
Sofort nach Wiederanpfiff war Tempo im Spiel, und das dank der Serben. Mitrovic
scheiterte erneut an Oblak (47.), kurz danach hätte Sloweniens Jaka Bijol fast
ein Eigentor erzielt. Auf der Gegenseite prüfte Sesko Torhüter Predrag Rajkovic
mit einem Schlenzer von außerhalb des Strafraums - der Keeper lenkte den Ball am
Aluminium vorbei. Nach einer Flanke war er beim Gegentor durch Karnicnik dann
machtlos.

Verband beschwert sich

Vor dem Spiel hatte der serbische Verband am Donnerstag für Aufsehen
gesorgt. Nach angeblich feindseligen Gesängen kroatischer und albanischer Fans
legten die Serben Beschwerde bei der UEFA ein und kokettierten sogar mit dem
Rückzug vom Turnier. "Wir verlangen von der UEFA Sanktionen, letztlich auch um
den Preis, dass wir die Europameisterschaft nicht fortsetzen", sagte
Verbands-Generalsekretär Jovan Surbatovic im öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTS
in Serbien.

Er bezog sich damit auf Gesänge aus beiden Fan-Lagern in der zweiten
Halbzeit beim 2:2 zwischen Kroatien und Albanien am Mittwochabend in Hamburg.
Der Top-Funktionär beklagte, dass sein Verband bereits "für einzelne Fälle"
bestraft worden sei und fordert nun auch Konsequenzen für die Kroaten und
Albaner. "Wenn die UEFA sie nicht bestraft, werden wir uns überlegen, wie wir
weiter vorgehen werden", unterstrich Surbatovic und behauptete, serbische Fans
seien "Gentlemen".

Das hielt einige Anhänger freilich nicht davon ab, wie schon im Match gegen
England erneut vereinzelt auf den Rängen Flaggen anzubringen, auf denen die
Umrisse des Kosovo zu sehen waren, ausgefüllt in den Farben des serbischen
Wappens. "Es gibt kein Aufgeben", stand darüber
- bei serbischen Nationalisten folgt darauf meist der Satz: "Kosovo
ist Serbien."/msw/DP/ngu

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