10.07.2024 15:20:03 - dpa-AFX: ANALYSE: Goldman Sachs empfiehlt für Europa verstärkt defensive Werte

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat
angesichts des verlangsamten Wirtschaftswachstums in Europa und politischer
Ungewissheiten ihre Sektorempfehlungen angepasst. Risiken drohten etwa durch die
Wahlen in den USA und Frankreich, aber auch durch die chinesische
Wirtschaftsentwicklung und die Zollstreitigkeiten mit dem asiatischen Land, wie
Portfoliostrategin Lilia Peytavin in einer am Mittwoch vorliegenden
Strategie-Studie schrieb.

Peytavin empfiehlt zwar weiterhin eine Kombination aus Qualitäts- und
Wachstumswerten einerseits und Substanzwerten andererseits, setzt aber nun
deutlich stärker auf Defensivqualitäten. Das heißt, sie präferiert Werte, die
weniger stark vom Auf und Ab der Wirtschaftsentwicklung abhängen. So gibt sie
dem Telekomsektor - hochgestuft von "Underweight" auf "Overweight" - nun den
Vorzug vor zyklischen Branchen wie Auto, Bau, Konsumgütern und
Unternehmensdienstleistungen. Positiv ist sie außerdem gestimmt für britische
Hausbauer sowie für Verlage und Rüstung in Europa.

Die Telekom-Branche sei bei zunehmenden politischen Risiken und
Handelszöllen einer der defensivsten Sektoren. Zwar ist der Sektor laut Peytavin
nach wie vor einer der am höchsten verschuldeten in Europa, diese Schulden seien
jedoch langfristig. Darüber hinaus sei er unter den defensiven Sektoren der am
wenigsten auf Anleiherenditen reagierende.

Angesichts der nun großen Mehrheit der Labour-Partei im britischen Parlament hält die Goldman-Analystin auch eine längerfristige Investition in Aktien
britischer Hausbauer für interessant. Ebenso seien Verlage und
Rüstungsunternehmen langfristig eine Option. Die Kurse von Verlagen könnten sich
bei zunehmender handelspolitischer Unsicherheit überdurchschnittlich entwickeln.

Einige Verlage seien überdies dank ihrer Datenanhäufung KI-Profiteure sowie
stark in den USA engagiert. Für den Rüstungsbereich erwartet Peytavin eine
Erholung, nachdem die Rechtsextremen im französischen Parlament keine Mehrheit
erhalten hatten. Eine mögliche weitere Präsidentschaft von Donald Trump in den
USA könnte ferner zu höheren Verteidigungsausgaben in Europa führen.

Vorsichtig gestimmt ist die Analystin unterdessen für zyklische Werte und
Unternehmen, die empfindlich auf Veränderungen der Kapitalkosten reagieren, denn
diese könnten noch länger höher bleiben. Zudem rechnet sie mit einem sich weiter
abschwächenden Wirtschaftswachstum. Nicht nur habe sich das reale
Einkommenswachstum verlangsamt und die Stimmung der Verbraucher eingetrübt, auch
ausufernde Zölle könnten ihr zufolge das Wirtschaftswachstum in Europa stärker
belasten.

Die Auto- und die Baubranche stufte sie entsprechend auf "Underweight" ab
und warnte vor möglichen Zollerhöhungen. Denn China, so erwartet Peytavin, werde
gegen die jüngste Zollerhöhung der Europäischen Union auf chinesische
Elektrofahrzeuge wahrscheinlich Vergeltungsmaßnahmen ergreifen.

Den Sektor Konsumgüter- und Konsumdienstleistungen senkte sie auf "Neutral"
und verwies ebenfalls auf dessen Konjunkturanfälligkeit. Zudem sei er dem
Bereich Luxusgüter ausgesetzt und recht stark vom China-Geschäft abhängig.
Obendrein strich sie auch ihre Empfehlung für den Bereich
Unternehmensdienstleister und verwies auch hier auf die Gefährdung des
europäischen Wirtschaftswachstums durch den sich abschwächenden Konsum und
mögliche weitere Zölle.

Von europäischen Unternehmen, die stark in China engagiert sind, rät die
Goldman-Analystin nicht nur ab, sondern empfiehlt sogar, short zu gehen. Der
Konsum in China sei seit Anfang des Jahres träge, begründete sie. Zudem habe die
chinesische Regierung - abgesehen von den zunehmenden Handelsspannungen - auch
noch angekündigt, Luxuskonsum zu besteuern. Mit Short-Positionen wird auf
fallende Kurse gewettet. Daher werden die entsprechenden Papiere vorher nicht
gekauft, sondern lediglich geliehen und am Markt verkauft. Die Hoffnung ist, sie
nach den erwarteten Kursverlusten zu einem tieferen Kurs zurückkaufen zu können,
um sie dann dem ursprünglichen Verleiher zurückzugeben.

Dagegen empfiehlt Peytavin längerfristige Investments in europäische
Unternehmen, die in den USA exponiert sind. Diese profitierten tendenziell von
einer Aufwertung des US-Dollar, was zu erwarten sei, wenn Trump im November die
US-Wahlen gewinne. Die vom Markt eingeschätzte Wahrscheinlichkeit eines solchen
Sieges ist ihr zufolge zuletzt gestiegen./lfi/ck/men



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