04.07.2024 05:55:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: Selenskyj appelliert nach tödlichen Angriffen an Verbündete

KIEW (dpa-AFX) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bittet die
Verbündeten um mehr Flugabwehr-Systeme für sein Land. Er verwies dabei auf den
jüngsten russischen Raketenangriff auf die Großstadt Dnipro, bei dem fünf
Menschen getötet und über 50 weitere verletzt worden seien. Auch Wohngebäude und
ein Krankenhaus sollen beschädigt worden sein.

"Es gab auch Raketenangriffe auf unsere anderen Regionen, Lenkbomben auf
Charkiw und unsere Frontstellungen", sagte Selenskyj gestern in seiner
abendlichen Videoansprache. Beim Angriff auf einen Vorort von Charkiw wurden
nach ukrainischen Angaben 14 Menschen verletzt.

Zur Abwehr dieser Angriffe benötige die Armee seines Landes mehr Waffen,
sagte Selenskyj. "Wir können das alles nur mit mehr Luftverteidigungssystemen,
nur mit mehr Langstreckenangriffen auf die Stützpunkte und Luftstützpunkte der
russischen Terroristen stoppen."

Hoffnung auf Einigung beim Nato-Gipfel

Aktuell sind in der Ukraine vier Patriot-Flugabwehrsysteme im Einsatz. Zwei
von ihnen wurden aus Deutschland zur Verfügung gestellt. Selenskyj hat den
weiteren Bedarf seines Landes zuletzt auf mindestens sechs weitere
Patriot-Systeme geschätzt. Die Ukraine hofft, dass es dazu beim Nato-Gipfel in
der kommenden Woche eine Entscheidung gibt.

Der ukrainische Präsident hat zudem mehrfach von den Verbündeten die
Erlaubnis eingefordert, die gelieferten westlichen Waffen auch gegen Ziele tief
auf russischem Staatsgebiet - etwa gegen Militärflughäfen
- einsetzen zu dürfen. "Wir erörtern all dies aktiv mit unseren
Partnern auf allen Ebenen", sagte der Staatschef.

Bisher darf das ukrainische Militär schwere Waffen nur im Frontgebiet sowie
östlich von Charkiw im Grenzgebiet zu Russland einsetzen, weil die Verbündeten
Sorge vor einer zu weitreichenden Beteiligung am Krieg mit Russland haben. Bei
Angriffen tief im russischen Hinterland setzt die Ukraine Drohnen ein, die nicht
so viel Sprengwirkung haben wie etwa Marschflugkörper oder Raketen.

Schwere Kämpfe bei Pokrowsk in der Ostukraine

Die Umgebung der ostukrainischen Stadt Pokrowsk in der Region Donezk steht
aktuell im Fokus des Frontgeschehens. Nach Darstellung der dort eingesetzten 47.
mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte versuchen russische
Truppen, die Verteidigungslinien der Ukrainer zu durchbrechen. Dabei setze das
russische Militär in erster Linie auf massierte und von Kampfdrohnen
unterstützte Infanterieangriffe, sagte Brigadesprecherin Anastasija Blischtschik
im Fernsehen.

"Dass wir seit einem Monat kaum gepanzerte Fahrzeuge auf dem Gefechtsfeld
sehen, ist zumindest einzigartig, da ihnen (den Russen) diese Waffen ausgegangen
sind", sagte Blischtschik. Aufklärungsdrohnen zeigten "riesige Friedhöfe"
zerstörter gepanzerte Fahrzeuge. Deswegen versuche die russische Seite, das
Kampfgeschehen mit starken Infanteriekräften zu dominieren.

Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew versucht das russische Militär, in der Region um Pokrowsk "die Schlagzahl zu erhöhen". Entsprechend würden die
Verteidigungslinien verstärkt und mehr Munition an diesen Frontabschnitt
gebracht.

Auch rund um Tschassiw Jar, wenige Kilometer westlich der von Russlands
Armee eroberten Stadt Bachmut, lieferten sich die Kriegsparteien schwere Kämpfe.
Nach Darstellung ukrainischer Militärs versuchten russische Bodentruppen dort
wiederholt, unter einem Schutzschirm von sogenannten Kamikaze-Drohnen und
Artillerie in die ukrainischen Stellungen einzudringen. Die derzeitige Frontlage
kann von unabhängiger Seite nicht eingeschätzt werden./cha/DP/zb

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