08.07.2024 12:42:59 - dpa-AFX: AKTIE IM FOKUS 2: Drohende Kartellbuße drückt Delivery Hero - Analysten gelassen

(neu: weitere Details und Analystenstimmen, aktuelle Kursentwicklung)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Wegen einer womöglich höher als erwarteten
EU-Kartellrechtsstrafe für Delivery Hero sind Anleger am Montag
zunächst in Scharen aus der Aktie geflohen. Das Papier des Essenslieferdienstes
sackte kurz nach dem Handelsstart über 17 Prozent ab in Richtung seines im
Februar erreichten Rekordtiefs. Eine deutliche Erholung folgte allerdings auf
dem Fuße, zumal Analysten trotz der negativen Nachricht allgemein gelassen
blieben. Sie sehen selbst angesichts einer eventuell höheren Strafe keine
ernsthafte Bedrohung für das Unternehmen.

Die Aktie erholte sich gegen Mittag deutlich von ihrem Kurssturz und gab im
kaum veränderten MDax , dem Index für mittelgroße Werte, noch um
4,6 Prozent auf 20,04 Euro nach. Zuvor war es zeitweise bis auf 17,35 Euro
abwärts gegangen. Das Februar-Tief liegt bei 14,92 Euro. Mitte Mai allerdings
hatte der Kurs noch rund 32,50 Euro betragen und damals von dem erfolgreichen
Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan sowie dem Einstieg des
US-Mobilitätsgiganten Uber bei Delivery Hero profitiert.

Am Sonntagabend hatte Delivery Hero eine Erhöhung der Rückstellungen
angekündigt. Die Buße der Europäische Kommission wegen angeblicher
wettbewerbswidriger Absprachen könnte über 400 Millionen Euro liegen, lautete
die Begründung des Unternehmens, das bisher für den Konflikt nur 186 Millionen
Euro zurückgelegt hatte.

Unisono bleiben die Analysten ungeachtet der negativen Nachricht und des von ihnen erwarteten Drucks auf die Aktie positiv gestimmt für Delivery Hero. So
betont UBS-Analyst Jo Barnet-Lamb, dass die Aktie sein "Top Pick" unter den
Papieren der europäischen Essenslieferdienste bleibe. Die Experten von Bryan
Garnier nennen sie trotz allem innerhalb des Segments ihre "favorisierte Aktie".

Die Bilanz der Unternehmensgruppe sei unverändert solide, "selbst ohne
Berücksichtigung des potenziellen Erlöses aus dem taiwanesischen Geschäft in
Höhe von 950 Millionen US-Dollar", schrieb Barnet-Lamb.

Und seitens Bryan Garnier heißt es: "Selbst wenn von einem EU-Bußgeld von
etwa 400 Millionen Euro sowie einem möglichen spanischen Bußgeld von 300
Millionen Euro in Bezug auf die Praktiken der Tochter Glovo im Umgang mit
Lieferfahrern ausgegangen würde, wäre Delivery Hero immer noch in der Lage,
seine Fälligkeiten zu erfüllen und gleichzeitig die Vereinbarung eines
geforderten Mindestbestands an Barmitteln von 800 Millionen Euro einzuhalten."
Die Experten betonten zugleich, dass beides aktuell noch unbestätigt sei.

Für die Außenwahrnehmung der Bilanz aber, so schreibt der UBS-Experte
weiter, sei die Aufstockung der Rückstellung "nicht hilfreich", denn die
Liquidität sei vor der Refinanzierung Anfang dieses Jahres ein wesentliches
Anliegen der Investoren gewesen.

Auch Giles Thorne vom Investmenthaus Jefferies zufolge liegt das Problem für den Markt ebenfalls nicht in der Höhe der möglichen Geldbuße. Wie er unter
Verweis auf Glovo schreibt, könnte sie vielmehr "ein Muster für weitere Fälle"
sein. So hängt die potenzielle Kartellstrafe über 400 Millionen Euro ihm zufolge
wohl mit dem Verkauf des Balkangeschäfts an Glovo im Mai 2021 zusammen, also
bevor Glovo im Dezember 2021 von Delivery Hero übernommen wurde. Es handele sich
entsprechend um eine weitere negative regulatorische Entwicklung, die sich aus
der letztgenannten Übernahme ergebe. Hinzu komme die erwartete, noch offene
Geldbuße, die Glovo in Spanien wegen falscher Einstufung von Fahrern auferlegt
worden sei./ck/tih






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Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DELIVERY HERO SE NA O.N. A2E4K4 Xetra 19,500 19.07.24 11:33:13 -0,500 -2,50% 19,495 19,525 19,875 20,000

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