16.07.2024 08:37:54 - dpa-AFX: HINTERGRUND/Funkstandard 5G: Wie weit wir sind und was noch zu tun ist

DÜSSELDORF/BONN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Fünf Jahre nach dem Start des ersten
deutschen Handynetzes im Funkstandard 5G nimmt die Telekommunikationsbranche den
weiteren Ausbau in den Blick. Ein Überblick über den Stand der Dinge und die
Frage, was danach kommt.

Was bringt 5G überhaupt?

Das Kürzel steht für 5. Mobilfunkgeneration, die eine schnellere
Datenübertragung ermöglicht als der Vorgängerstandard 4G (LTE). Sind es bei 4G
noch bis zu 300 Megabit pro Sekunde in den Privatkunden-Tarifen, so sind es bei
5G bis zu 1000 Megabit. Das sind Maximalwerte, im Alltag dürfte der Speed
geringer sein.

"5G bringt Handynutzern verlässlich höhere Bandbreiten", sagt Vodafone
-Deutschlandchef Marcel de Groot und verweist als Beispiel auf die
Fußball-EM: In den Stadien kamen bei Handynutzern im Vodafone-Netz Firmenangaben
zufolge im Schnitt 140 Megabit pro Sekunde an, wenn ihre Smartphones im 5G-Netz
waren.

Bei 4G sinkt die Bandbreite hingegen deutlich, wenn viele Menschen in einer
Funkzelle sind: Waren die Fußballfans nur mit 4G verbunden, betrug der
Download-Speed bei Vodafone nur etwa ein Zehntel davon. Ein weiterer Vorteil von
5G: Die Latenz (Reaktionszeit) ist gering - das ist unter anderem für Gamer
wichtig. Gut ist zudem, dass die Energie in dem Funkstandard effizienter genutzt
wird.

Wie weit sind wir mit 5G gekommen?

Vodafone schaltete am 17. Juli 2019 sein damals noch kleines 5G-Netz für
Endkunden frei. Später folgten die Deutsche Telekom und O2
Telefónica mit der Netzöffnung für Verbraucher. Nach dem frühen 5G-Start fiel
Vodafone zurück, die Konkurrenten zogen vorbei: Die Deutsche Telekom erreicht
mit ihren Antennen nach eigenen Angaben mehr als 96 Prozent der deutschen
Haushalte, O2 spricht von 96 Prozent. Vodafone kommt auf mehr als 92 Prozent.
Ende 2023 startete 1&1 als Nummer vier der 5G-Funker in
Deutschland, sein noch sehr kleines Netz wird schrittweise größer.

Die Prozentwerte beziehen sich auf Häuser, diese Vorgabe stammt von der
Bundesnetzagentur. Für Bürger aussagekräftiger ist aber die Fläche, schließlich
wollen sie nicht nur dort Netz bekommen, wo es Häuser gibt, sondern überall, wo
sie unterwegs sind. Hierzu hat die Bundesnetzagentur Angaben der Netzbetreiber
publiziert, Stand April 2024. Es zeigt sich, dass die Deutsche Telekom hierbei
deutlich vorne liegt: Der Bonner Konzern kommt bei 5G auf eine Flächenabdeckung
von 81,1 Prozent, Vodafone auf 69 Prozent und O2 Telefónica auf 66,5 Prozent.

Was ist noch zu tun bei 5G?

Die Telekommunikationsunternehmen peilen in Deutschland eine fast
vollständige Haushaltsabdeckung an. "Bis Ende 2025 soll die gesamte Bevölkerung
mit 5G erreicht werden", sagt der Technikchef von O2 Telefónica, Mallik Rao. 100
Prozent dürften es aber nicht werden, da O2 wie andere Netzbetreiber auch
Schwierigkeiten hat, überall geeignete Grundstücke für seine Antennen zu finden
und entsprechende Genehmigungen durch die Behörden zu bekommen. Die Telekom hat
für Ende 2025 das Ziel von 99 Prozent, Vodafone will im März 2025 bei 95 Prozent
sein.

Die Bundesnetzagentur will zudem eine Pflicht einführen, der zufolge 2030
99,5 Prozent der Fläche Deutschlands mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde im
Download versorgt sein muss. Diese Vorgabe ist zwar technologieoffen, also nicht
festgelegt auf 5G. Der aktuell neueste Funkstandard dürfte aber auch hier eine
Rolle spielen.

Welche Probleme gibt es noch beim Ausbau?

Je weiter der Ausbau vorangekommen ist, desto schwieriger ist er: Die
letzten Prozentpunkte sind eine große Herausforderung, schließlich kommen dann
die schwierigen Orte dran - etwa in Mittelgebirgen, wo die Reichweite angesichts
von Tälern und Bergen Grenzen hat. Außerdem haben die Telekommunikationsfirmen
große Probleme, geeignete Standorte zu finden - mancherorts will partout niemand
sein Grundstück vermieten für einen Antennenmast; andernorts erschweren
Naturschutzgebiete und lange Genehmigungsverfahren den Bau.

Nutzen die Verbraucher überhaupt 5G oder reicht 4G?

Bei den Kernmarken der Netzbetreiber ist 5G im Tarif inkludiert, es gibt
also keinen Preisaufschlag. Bei kleineren Anbietern wie Congstar zahlen die
Kunden hingegen extra. Die maximale 5G-Geschwindigkeit ist hierbei aber auf 50
Megabit reduziert - mit dieser technischen Limitierung der billigen Tarife
wollen die Anbieter ihre teuren Kernmarken, die vollen 5G-Speed haben, attraktiv
halten.

Technisch gesehen hat 5G klare Vorteile. Ob die aber so wichtig sind, dass
die Bürgerinnen und Bürger unbedingt zugreifen sollten, daran gibt es Zweifel.
"Eine gute 4G-Versorgung reicht für alle gängigen Anwendungen völlig aus", sagt
Jörg Schamberg vom Vergleichsportal Verivox. "Zumal 5G mit voller
Geschwindigkeit immer noch eine Preisfrage ist: Auch 2024 ist ein Vertrag mit
schnellem 5G-Speed regulär nicht unter 20 Euro im Monat zu haben."

Wann kommt 6G?

In etwa alle zehn Jahre kommt ein neuer Funkstandard auf den Markt, mit 6G
wird 2029 oder 2030 gerechnet. Die ohnehin schon gute Übertragung und
Reaktionszeit wird wohl noch besser. Nach der Einführung von 6G dürfte es noch
viele Jahre lang eine Koexistenz mit 5G geben - so wie wir es jetzt mit 4G
erleben.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher erscheinen alltagstaugliche Vorteile
von 6G aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, angesichts der steigenden
Datenanforderungen von Virtual Reality (VR) und anderen Internetdiensten könnte
aber auch ihnen 6G einen Nutzen bringen. Letztlich ist das aber noch
Zukunftsmusik. Großes Potenzial wird 6G zum Beispiel in der Medizin beigemessen,
etwa bei Operationen, die aus der Ferne gesteuert werden. "6G baut auf der
bestehenden 5G-Infrastruktur auf, bringt das taktile Internet und damit das Netz
zum Anfassen", sagt de Groot./wdw/DP/jha

--- Von Wolf von Dewitz, dpa ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DT.TELEKOM AG NA 555750 Xetra 25,260 23.08.24 14:45:37 +0,180 +0,72% 25,260 25,270 25,190 25,080
1+1 AG INH O.N. 554550 Xetra 13,640 23.08.24 14:42:30 +0,220 +1,64% 13,620 13,660 13,500 13,420
VODAFONE GROUP PLC A1XA83 Xetra 0,872 23.08.24 14:43:05 +0,005 +0,60% 0,872 0,872 0,869 0,867

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH