25.06.2024 16:45:50 - dpa-AFX: POLITIK: Baerbock berät in Beirut über drohende Eskalation Israel-Hisbollah

BEIRUT (dpa-AFX) - Außenministerin Annalena Baerbock ist angesichts
wachsender Sorgen vor einer Eskalation im Konflikt zwischen Israel und der
proiranischen Hisbollah-Miliz zu Krisengesprächen im Libanon eingetroffen. Die
Grünen-Politikerin spricht am Dienstag in der Hauptstadt Beirut zunächst mit dem
geschäftsführenden Ministerpräsidenten Nadschib Mikati. Kurz vor dem Rückflug
nach Berlin ist auch eine Unterredung mit dem geschäftsführenden libanesischen
Außenminister Abdullah Bou Habib geplant.

Auf der Herzlija-Konferenz bei Tel Aviv hatte Baerbock am Montagabend einen
vollständigen und nachweisbaren Rückzug der schiitischen Miliz aus dem
Grenzbereich des Libanons zu Israel verlangt. Die Zunahme der Gewalt an der
Nordgrenze Israels bereite große Sorgen. "Das Risiko einer unbeabsichtigten
Eskalation und eines umfassenden Krieges wächst täglich. Daher ist äußerste
Vorsicht geboten", sagte Baerbock.

Israel will durch diplomatischen Druck erreichen, dass sich die Miliz hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es
eine UN-Resolution vorsieht. Notfalls sei Israel aber auch zu einem größeren
Militäreinsatz bereit, warnte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant
kürzlich. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte
angekündigt, nachdem die intensive Phase im Gaza-Krieg beendet sei, werde man
die Möglichkeit haben, einen Teil der Truppen nach Norden zu verlegen.

Hisbollah-Miliz verfügt über rund 150 000 Raketen

Im Grenzgebiet zum Libanon beschießen sich Israel und die Hisbollah seit
mehr als acht Monaten. Zuletzt nahm die Intensität der Gefechte deutlich zu. Es
wird befürchtet, dass sich ein offener Krieg zwischen Israel und der
Hisbollah-Miliz zu einem regionalen Konflikt ausweiten könnte, in den auch die
USA als wichtigster Verbündeter Israels hineingezogen würden. Die Hisbollah
verfügt über ein Arsenal von rund 150 000 Raketen. Im Kriegsfall könnte sie
täglich Tausende Raketen auf israelische Städte feuern und wichtige
Infrastruktur ausschalten. Ein Raketenhagel könnte Israels Raketenabwehr
überfordern./bk/arj/DP/jha

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