02.07.2024 16:46:29 - dpa-AFX: ROUNDUP: 'Beryl' gewinnt an Kraft und steuert auf Jamaika zu

ST. GEORGE'S (dpa-AFX) - Als außergewöhnlich früher und extrem gefährlicher
Hurrikan der höchsten Kategorie zieht "Beryl" durch die Karibik. Mit anhaltenden
Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometern pro Stunde ist er nach Angaben
des US-Hurrikanzentrums NHC in Richtung Jamaika unterwegs. Auf den
Windward-Inseln im Südosten der Karibik hinterlässt er eine Spur der Verwüstung,
die erst allmählich offenbar wird.

"Beryl" ist der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im
Atlantik. So früh in der Saison, die ein halbes Jahr dauert, wurde noch nie ein
so starker Sturm registriert. Außergewöhnlich warmes Meereswasser macht solche
Wirbelstürme immer wahrscheinlicher.

Verwüstung in Grenada

Der Sturmjäger Brandon Clement hat gefilmt, wie der sogenannte Augenwall von "Beryl" am Montag auf der Insel Carriacou, die zum kleinen Karibikstaat Grenada
gehört, noch als etwas schwächerer Hurrikan der Kategorie 4 auf Land traf.
Dächer werden von Häusern gerissen, als seien sie aus Pappe. Palmen knicken um
wie Streichhölzer, Trümmerteile fliegen durch die Luft. Der Lärm von Wind und
Regen ist ohrenbetäubend.

"Innerhalb einer halben Stunde ist Carriacou dem Erdboden gleichgemacht
worden", sagt Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell in einem live
übertragenen Briefing. Die Häuser auf der Insel seien fast komplett zerstört.

Grenada hat bisher zwei Todesfälle gemeldet. St. Vincent und die Grenadinen
beklagen ein Todesopfer - auf der Insel Union seien 90 Prozent der Häuser
beschädigt oder zerstört, teilt Ministerpräsident Ralph Gonsalves mit.
Stromausfälle und blockierte Straßen erschweren die Kommunikation mit den
besonders betroffenen Inseln.

"Beryl" ist stärkster Atlantik-Hurrikan im Juli

In weniger als 24 Stunden entwickelte sich "Beryl" am Sonntag von einem
Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 und ist nach dem Durchzug über
Grenada noch stärker geworden. Zuvor war Hurrikan Dennis am 8. Juli 2005 als
frühester Wirbelsturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 geworden, wie der
Experte Michael Lowry auf der Plattform X schreibt. "Beryl" sei der stärkste
Hurrikan, der je im Juli über dem Atlantik gemessen worden sei, schreibt dort
Philip Klotzbach, ein auf Hurrikans spezialisierter Meteorologe von der Colorado
State University.

Ein Grund sei das extrem warme Meereswasser. "Der derzeitige Wärmeinhalt des karibischen Ozeans entspricht dem, was wir normalerweise Mitte September haben",
betont Klotzbach. Die aktivste Phase der Hurrikan-Saison ist meist zwischen
Mitte August und Mitte Oktober.

Warmes Wasser lässt aktive Hurrikan-Saison erwarten

Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme wie "Beryl".
Nach einer Studie, die im Oktober in der Fachzeitschrift "Scientific Reports"
veröffentlicht wurde, gewinnen tropische Wirbelstürme im Atlantischen Ozean und
im Karibischen Meer durch steigende Oberflächentemperaturen immer schneller an
Stärke. Wegen des warmen Wassers und des erwarteten Einsetzens von "La Niña",
einer Phase kühleren Wassers im Pazifik, warnte die US-Wetterbehörde NOAA vor
einer wahrscheinlich besonders starken Hurrikan-Saison im Atlantik in diesem
Jahr.

"Beryl" bewegt sich laut NHC schnell in westnordwestlicher Richtung und wird voraussichtlich am Mittwoch nahe an Jamaika und am Donnerstag an den
Kaimaninseln vorbeiziehen. Es werde erwartet, dass er bis dahin etwas an Kraft
verliere, aber immer noch am Rande eines schweren Hurrikans sei. Für die
Dominikanische Republik und Haiti gelten Tropensturmwarnungen. Jamaikas
Ministerpräsident Andrew Holness rief die Bevölkerung auf, sich vor dem
erwarteten Durchzug von "Beryl" mit Trinkwasser und Dosennahrung
einzudecken./nk/DP/jha

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