27.06.2024 11:31:46 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Ehefrau besorgt über Gesundheitszustand von Julian Assange

CANBERRA (dpa-AFX) - Nach der Freilassung und Heimkehr von Wikileaks-Gründer
Julian Assange sind die gesundheitlichen Folgen der langen Haft nach Angaben
seiner Frau noch unklar. "Wir sind besorgt", sagte Stella Assange am
Donnerstagmorgen im Frühstücksfernsehen des Senders 7News. Die sieben Jahre, die
sich der Australier in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt habe,
und die fünf Jahre Haft im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh hätten
Spuren hinterlassen. "Er musste diese Strapazen sowohl geistig als auch
körperlich ertragen", betonte die 40-jährige Anwältin.

Assange habe sich in all diesen Jahren lang ständig innerhalb von vier
Wänden befunden. "Das hat also offensichtlich schwerwiegende Auswirkungen auf
seine Gesundheit, und wir werden auf jeden Fall versuchen, alle notwendigen
Untersuchungen durchführen zu lassen, um zu sehen, wie es wirklich um ihn
steht", erklärte Stella Assange weiter. Seit seiner Heimkehr nach Australien am
Mittwochabend (Ortszeit) hat sich der 52-Jährige bislang noch nicht öffentlich
geäußert.

Sehr harte Haftbedingungen

Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan - einem US-Außengebiet im
Westpazifik - hatte Mittwoch einen Deal zwischen dem Australier und der
amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet. Assange
ist damit nach 14 Jahren juristischen Tauziehens ein freier Mann. Von 2010 an
hatte Wikileaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in
Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning veröffentlicht. Die USA hatten
Assange auch vorgeworfen, damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht
zu haben.

Assange hatte seine Frau bis zur Ankunft in Canberra noch nie in Freiheit
getroffen: Die Beziehung der beiden begann erst während seiner Zeit in der
ecuadorianischen Botschaft. 2022 hatte das Paar, das zwei Kinder hat, im
Belmarsh-Gefängnis geheiratet. Laut Wikileaks war Assange dort 23 Stunden am Tag
in Isolationshaft in einer winzigen Zelle. Den Moment, in dem sie ihren Mann am
Mittwoch in die Arme schließen konnte, beschrieb sie gegenüber dem Sender 9Now
so: "Wir durften uns im Belmarsh-Gefängnis nicht küssen, also war es der
schönste Tag meines Lebens." Beide hätten geweint. "Es war unbeschreiblich."

Stella Assange sagte weiter, ihr Mann wolle nun zunächst Zeit mit seinen
beiden kleinen Söhnen verbringen. "Es wird ein Prozess sein - er war in
Gefangenschaft und unter sehr harten Bedingungen eingesperrt. Bis heute konnten
wir kein normales Familienleben führen." Assange brauche nun Privatsphäre und
Zeit: "Wir werden ihn selbst entscheiden lassen, wie er seine Tage und seine
Zeit jetzt verbringen möchte." Vor allem freue er sich darauf, jeden Tag im Meer
zu schwimmen und wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, sagte sie vor
Parlamentariern in Canberra. "Er hat vor, richtiges Essen zu kosten und seine
Freiheit zu genießen."/cfn/DP/jha

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