09.07.2024 05:59:14 - dpa-AFX: SPORT/Verflixte Tour-Situation für Red Bull: 'Wird komplizierter'

ORLÉANS (dpa-AFX) - Genüsslich schlurfte Primoz Roglic in Badelatschen und
kurzärmeligem Hemd am Ruhetag der Tour de France durch ein Hotel im Norden der
Stadt Orléans. Der Slowene wirkte komplett entspannt, selbst das Aus seines
wichtigen Helfers Alexander Wlassow nahm er nach dem ersten Schock stoisch hin.
"Es ist ein großer Verlust für unser Team", sagte der 34-Jährige. "Aber letzten
Endes können wir es nicht mehr ändern. Es ist, wie es ist".

Wlassow war kurz zuvor mit seinem gebrochenen Knöchel abgereist. Bei einem
schweren Sturz auf der Schotteretappe am Sonntag hatte er sich den Knöchel
gebrochen und fehlt Roglic bei den wichtigen Etappen in den Bergen. "Wir wollen
mit Primoz idealerweise die Tour gewinnen. Und es ist nicht Primoz, der sich den
Fuß gebrochen hat, sondern Alex. Das Ziel bleibt das gleiche. Der Weg dahin wird
viel komplizierter", sagte Sportdirektor Rolf Aldag.

Der Radrennstall aus dem bayerischen Raubling muss schon nach neun Etappen
bei der Tour feststellen, dass der Gesamtsieg bei der dreiwöchigen
Landesrundfahrt wohl schlussendlich überraschend wäre. Vor der Saison hatte Red
Bull Roglic unter Vertrag genommen. Das Ziel war von Beginn an klar: Der
routinierte Profi soll den ersten Tour-Sieg in der Geschichte des Teams holen.

Denk: "Froh, dass wir noch im Game sind"

Doch davon ist der dreimalige Tour-Etappensieger derzeit am weitesten aus
dem Kreis der fabulösen Vier um Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel
und ihn entfernt. Der dreimalige Vuelta-Gewinner, der 2020 knapp am Tour-Sieg
gescheitert war, hat in der Gesamtwertung als Vierter einen Rückstand von 1:36
Minute auf Landsmann Pogacar, knapp eine Minute auf Zeitfahr-Weltmeister
Evenepoel und 21 Sekunden auf Titelverteidiger Vingegaard. "Es ist aktuell die
Realität. Es ist so wie es ist", sagte Roglic und erinnerte dabei an das
rheinische Gebot "et kütt wie et kütt".

Sein Team-Chef wurde bezüglich des Abschneidens schon deutlicher: "Wir sind
froh, dass wir noch im Game sind. Aber es wäre natürlich schön, wenn es nach
vorn ein paar Sekunden weniger wären", sagte Ralph Denk vor dem Ruhetag am
Montag. "Ich würde jetzt nicht sagen, wir müssen oder sollen aufgeben. Das
Podium ist auf jeden Fall möglich. Vielleicht sogar mehr."

Dabei kommen die großen Herausforderungen in der dritten Woche mit den
knallharten Bergetappen noch. Die drei anderen Gesamtwertungskandidaten hätten
auf der harten Schotteretappe schon eine gute Voraussetzung schaffen können, um
das Podium unter sich auszumachen. Doch schlussendlich kam Roglic zeitgleich mit
der Favoritengruppe ins Ziel.

Am Dienstag steht für Roglic und Co. die zehnte Etappe an. Von Orléans geht
es mehr als 187 Kilometer nach Saint-Amand-Montrond. Dort dürften sich wieder
die Sprinter in Szene setzen./sfx/DP/zb

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