11.07.2024 14:37:13 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Schätzung: 2.200 neue HIV-Infektionen

BERLIN (dpa-AFX) - Wahrscheinlich rund 2.200 Menschen in Deutschland haben
sich im vergangenen Jahr neu mit HIV infiziert. Das seien ähnlich viele wie vor
der Corona-Pandemie, erklärte das Robert Koch-Institut (RKI) in einer neuen
Schätzung. Eine Ansteckung mit dem HI-Virus kann unbehandelt die
Immunschwäche-Krankheit Aids hervorrufen.

Das RKI schätzt die Zahlen jedes Jahr. Betrachtet werden Neuinfektionen in
Deutschland und von Menschen deutscher Herkunft, die sich im Ausland angesteckt
haben.

Unter den Neuinfektionen sind etwa 1.200 Männer, die Sex mit Männern haben.
In dieser Gruppe sank die Zahl im Vergleich zum Jahr 2019. Es sei
wahrscheinlich, dass bei diesen Männern die HIV-Präexpositionsprophylaxe PrEP
viele Neuinfektionen verhindere, erläuterte das RKI. PrEP werde fast
ausschließlich von dieser Gruppe verwendet. Bei dieser Prophylaxe nehmen
Menschen mit einem erhöhten HIV-Infektionsrisiko täglich eine Tablette mit zwei
Wirkstoffen, die die Vermehrung des Virus im Körper unterdrücken.

Neuinfektionen durch Drogengebrauch steigen

Etwa 620 Menschen steckten sich laut der RKI-Schätzung im vergangenen Jahr
bei heterosexuellen Kontakten an. In dieser Gruppe wurde gegenüber dem
Vor-Pandemie-Niveau ein Anstieg verzeichnet.

380 Neuinfektionen passierten durch das Spritzen von Drogen mit Nadeln. Die
geschätzten Zahlen durch diesen Drogengebrauch steigen seit 2010 demnach
langsam, aber kontinuierlich an.

Da HIV in der Regel nicht mehr zum Tod führt, stieg die Anzahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion in Deutschland leben, laut RKI bis Ende vergangenen
Jahres an: auf 96.700 Menschen. Davon seien etwa 8.200 HIV-Infektionen bisher
nicht durch Fachleute festgestellt, so die Schätzung.

Die allermeisten erhalten eine Therapie

Fast alle Menschen mit bekannter HIV-Infektion erhalten mittlerweile eine
sogenannte antiretrovirale Therapie: Vor 18 Jahren waren es etwa 80 Prozent, nun
sind es etwa 99 Prozent. Von diesen Therapien verliefen etwa 96 Prozent
erfolgreich. Das RKI weist zudem darauf hin, dass mehr Einsende- und Selbsttests
helfen würden, die Zahl der unerkannt HIV-infizierten Menschen zu verringern.

HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt.
Datengrundlage der Routineübersicht sind Labormeldungen. Das RKI weist darauf
hin, dass sie nur begrenzte Informationen zur aktuellen Ausbreitung von HIV in
Deutschland liefern. Die Anzahl der HIV-Neuinfektionen und die Gesamtzahl der
Menschen, die mit HIV in Deutschland leben, können demnach nur mithilfe von
Modellrechnungen abgeschätzt werden./aky/DP/mis

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH