18.06.2024 09:39:04 - dpa-AFX: Putin setzt angebliche Verwandte ins Verteidigungsministerium

MOSKAU (dpa-AFX) - Bei seinem Durchgreifen im russischen
Verteidigungsministerium hat Präsident Wladimir Putin drei neue Vizeminister
ernannt - darunter eine Frau, die als seine entfernte Verwandte gilt. Anna
Ziwiljowa, geborene Putina, soll für Wohnungsbau und die soziale Sicherung von
Armeeangehörigen zuständig sein. Als weiterer neuer Vizeminister soll Pawel
Fradkow Immobilien und Vermögen der Armee verwalten; er ist Sohn des früheren
Geheimdienstchefs und Ministerpräsidenten Michail Fradkow. Zum neuen ersten
stellvertretenden Verteidigungsminister wurde mit einem Präsidialerlass der
bisherige Vizefinanzminister Leonid Gorin ernannt.

Ziwiljowa (52) ist nach russischen Medienrecherchen über ihren Vater mit dem Kremlchef verwandt. Ihr Mann ist der russische Energieminister Sergej Ziwiljow.
Beiden zusammen gehörte eine große Kohlefirma. Weil sie von der Nähe zur
russischen Regierung profitiert haben, stehen sie auf den Sanktionslisten der
EU, Großbritanniens und anderer Staaten. Ziviljowa leitete zuletzt einen
staatlichen Fonds zur Unterstützung der Soldaten, die im Angriffskrieg gegen die
Ukraine eingesetzt werden. In einem Telegram-Post dankte sie Putin für das
Vertrauen und die übertragene Verantwortung, wie die Zeitung "Iswestija" am
Dienstag berichtete.

Mit Beginn seiner neuen Amtszeit im Mai hatte Putin seinen langjährigen
Verteidigungsminister Sergej Schoigu entlassen. Gegen mehrere Männer aus dessen
Umgebung wird wegen Korruption ermittelt. Zum neuen Verteidigungsminister
ernannte der Kremlchef den Wirtschaftsexperten Alexander Beloussow, der auf dem
Posten für eine effiziente Verwendung der staatlichen Mittel sorgen solle. Die
"Iswestija" befragte kremltreue Experten, die auch die neuen Ernennungen als
Teil dieser Politik deuteten.

Unabhängige Experten verwiesen darauf, dass die neuen Vizeminister nicht zu
Beloussows Team gehören, sondern eher aus Putins direktem Umfeld stammen.
"Persönliche Sicherheit ist wichtiger für Putin als das Fortführen des Krieges",
schrieb der Ökonom Konstantin Sonin im Netzwerk X./fko/DP/stk

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