25.06.2024 12:45:00 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: In Deutschland leben rund 83 Millionen Menschen

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BERLIN (dpa-AFX) - Deutschland hat aktuell rund 83 Millionen Einwohner - und damit etwa 1,6 Prozent weniger als bisher angenommen. Das zeigen die ersten
Daten des Zensus 2022, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurden.

In seiner Schätzung vom Januar war das Statistische Bundesamt noch davon
ausgegangen, dass sich derzeit rund 84,7 Millionen Menschen mittelfristig in der
Bundesrepublik aufhalten. Laut Zensus 2022 lebten am 15. Mai 2022 aber lediglich
rund 82,7 Millionen Menschen in Deutschland. Das sind etwa 1,4 Millionen
Einwohnerinnen und Einwohner weniger, als bislang auf Basis der amtlichen
Bevölkerungsfortschreibung angenommen wurde, wie die Präsidentin des
Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, erklärte.

Der Zensus ermittelt die Bevölkerungszahlen aller 10 786 Gemeinden
Deutschlands. In 56 Prozent dieser Gemeinden hatte es am 15. Mai 2022 mindestens
ein Prozent weniger Menschen gegeben. Beim Zensus gehe es auch darum, Fehler zu
korrigieren, sagte Brand, das sei "ganz normal". Nach den neuen Daten wuchs die
Bevölkerung Deutschlands zwischen dem Zensus von 2011 und dem von 2022 um rund
2,5 Millionen Einwohner.

Bevölkerungszahl für Köln deutlich nach unten korrigiert

Besonders groß war den Angaben zufolge die Abweichung für Köln, wo zum
Stichtag 5,6 Prozent weniger Menschen lebten als angenommen. Köln bleibe aber
trotzdem Millionenstadt, sagte Thomas Gößl, der Präsident des Bayerischen
Landesamtes für Statistik. Die geringste prozentuale Abweichung der
Bevölkerungszahl der Großstädte gab es in München, wo es im Mai 2022 zwei
Prozent weniger Einwohner gab als man zuvor geglaubt hatte.

Lediglich in Bremen und im Saarland war die Bevölkerung im Mai 2022 größer
als bisher angenommen. In Bremen lebten demnach 1,9 Prozent mehr Menschen als
nach den bisherigen Daten. Im Saarland lag das Plus bei 1,8 Prozent. In Berlin,
Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg war die Bevölkerung dagegen um jeweils 3,5
Prozent geringer als angenommen. Ein Plus von 0,9 Prozent gegenüber den zuvor
angenommenen Daten ermittelten die Statistiker zur Zahl der Einwohner von
Dortmund.

Weniger Ausländer als bislang angenommen

Die bundesweiten Abweichungen zur Bevölkerungsfortschreibung betreffen den
Angaben zufolge zu rund 71 Prozent die ausländische Bevölkerung. Laut Zensus
2022 lebten am 15. Mai 2022 in Deutschland rund 10,9 Millionen Ausländerinnen
und Ausländer - fast eine Million weniger als bislang amtlich ausgewiesen. Ein
Grund dafür sei, dass sich manche Ausländer nicht in Deutschland abgemeldet
hätten, etwa wenn sie ihren Ruhestand im Ausland verbringen, sagte Gößl. Er
verwies zudem auf die "hohe Mobilität durch die Fluchtbewegung von 2015", die
für die Statistiker nicht einfach abzubilden sei. Ein Großteil der
Kriegsflüchtlinge, die nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die
Ukraine nach Deutschland gekommen waren, sei in den Zensus-Daten bereits
berücksichtigt.

Brand sagte, der Stichtag sei "in eine unruhige Zeit" gefallen. Der Zensus
erfasst alle Menschen, die ihren regelmäßigen Aufenthaltsort in Deutschland
haben. Regional verortet werden sie da, wo sie ihren Hauptwohnsitz haben.

"Bei allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Herausforderungen sind wir auf verlässliche Fakten angewiesen", sagte
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Mit den Ergebnissen des Zensus 2022
hätten die statistischen Ämter des Bundes und der Länder nun eine wichtige
aktuelle Datenbasis geschaffen.

Nächster Zensus 2031

Die nächste Zensus-Runde ist laut Statistischem Bundesamt für 2031 geplant.
Dann wollen sich die Statistiker nach eigenen Angaben allerdings noch stärker
als bei der zurückliegenden Erhebung auf bereits vorliegende Daten aus Registern
stützen. Für den Zensus 2022 waren zusätzlich bei einer Haushaltsbefragung etwa
10,3 Millionen Menschen interviewt worden. Ursprünglich war der Zensus für 2021
geplant gewesen. Wegen der Corona-Pandemie wurde er ins Folgejahr verschoben.
Die Kosten für den Zensus 2022 waren mit etwa 1,5 Milliarden Euro veranschlagt
worden. Welche Daten in Deutschland in welchem Rhythmus erhoben werden müssen,
hängt auch mit entsprechenden Vorgaben der Europäischen Union
zusammen./abc/DP/mis

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