12.07.2024 20:25:29 - dpa-AFX: Baywa gibt Sanierungsgutachten in Auftrag - Aktie deutlich unter Druck

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der stark verschuldete Agrarhändler Baywa
will mithilfe eines Sanierungsgutachtens die angespannte Finanzierungslage
verbessern. Der Vorstand gehe aufgrund
konstruktiver Gespräche mit Finanzierungspartnern und der eingeleiteten
Maßnahmen davon aus, dass die Finanzsituation nachhaltig gestärkt werden
könne, hieß es in einer am Freitagabend verbreiteten Mitteilung. Damit verfolge
Baywa weiterhin seinen Konsolidierungskurs.

Börsianer teilten den Optimismus offenbar zunächst nicht. Die Baywa-Aktie
sackte auf der Handelsplattform Tradegate zuletzt um gut fünf Prozent zum
Xetra-Schlusskurs ab.

Vorstandschef Marcus Pöllinger hatte auf der Hauptversammlung vor vier
Wochen angekündigt, mit Einsparungen und Verkäufen unprofitabler Geschäfte aus
der Krise kommen zu wollen. Der Manager versprach den Aktionären nach dem
Verlustjahr 2023 einen "Transformationsprozess" und ein wesentlich besseres
Ergebnis im laufenden Jahr. "Jede Einheit muss künftig für sich profitabel
sein", hatte Pöllinger gesagt. Von Aktionären war scharfe Kritik an der
Entwicklung des Unternehmens gekommen, sowohl von Vereinigungen als auch von
einzelnen Anteilseignern.

Der aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangenen Münchner Konzern hatte
2023 Verluste geschrieben, im ersten Quartal war das Unternehmen mit einem
Nettoverlust von 108 Millionen Euro tief in den roten Zahlen geblieben. Der
Umsatz war im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um 17 Prozent auf knapp 5,2
Milliarden Euro gesunken. Das erste Quartal verläuft bei Baywa traditionell
schwach, doch hatte es in den vergangenen Jahren keine Verluste zu Jahresbeginn
gegeben. Das Unternehmen hatte daher für 2023 keine Dividende zahlen wollen, die
Aktionärsversammlung stimmte dem Vorschlag zu.

Pöllinger hatte angedeutet, dass bis zur Jahresmitte keine Wende zum
Besseren zu erwarten ist: "Entsprechend kann das erste Halbjahr auch noch nicht
für den angestrebten Aufschwung stehen". Der Konzern ist internationaler
Agrarhändler, außerdem als Projektentwickler für Ökostromanlagen sowie im
Baugeschäft als Händler und Dienstleister tätig.

Die Verschuldung von Baywa ist in den vergangenen Jahren erheblich
gestiegen. Ende des ersten Quartals beliefen sich kurz- und langfristige Kredite
zusammen auf eine Summe von 5,6 Milliarden Euro. Hinzu kamen im ersten Quartal
Personalquerelen, die zum Rücktritt des Aufsichtsratschefs Klaus Josef Lutz
führten.

Der Vorstand will nun unter anderem den Solarhandel verkaufen. Das war schon für 2023 geplant, doch fand der Vorstand keinen Käufer, der den geforderten
Preis zahlen wollte. Bereits verkauft ist das Geschäft mit Digitaltechnik für
Landwirte. Vorstandschef Pöllinger will außerdem Stellen abbauen,
"selbstverständlich sozialverträglich". Eine Größenordnung hatte er nicht
genannt. Im Geschäftsfeld Bau prüft die Baywa-Chefetage Kurzarbeit./he/la
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BAYWA AG VINK.NA. O.N. 519406 Frankfurt 12,660 05.08.24 17:34:40 -0,920 -6,77% 12,500 12,700 13,120 13,580

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