04.07.2024 06:00:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: Starker Hurrikan 'Beryl' streift Jamaika

KINGSTON (dpa-AFX) - Nach seinem zerstörerischen Durchzug über mehrere
kleinere Karibikinseln hat der schwere Hurrikan "Beryl" Jamaika erreicht. Das
Sturmzentrum streifte am Mittwoch die Südküste des Landes mit rund drei
Millionen Einwohnern, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. Mit anhaltenden
Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde hat sich "Beryl"
demnach inzwischen etwas abgeschwächt, bleibt aber ein Hurrikan der
zweitstärksten Stufe 4. Der Sturm brachte heftigen Wind und schweren Regen.
Informationen über Schäden und mögliche Opfer in Jamaika gab es bislang nicht.

Einige Straßen waren wegen umgestürzter Bäume oder Überschwemmungen
unpassierbar, wie die Katastrophenschutzbehörde ODPEM meldete. Ministerpräsident
Andrew Holness teilte mit, knapp 500 Menschen seien in Notunterkünften
untergebracht worden. Er hatte zuvor eine landesweite Ausgangssperre bis 18.00
Uhr (Ortszeit) ausgerufen. Nicht jeder hielt sich daran - die Zeitung "Jamaica
Observer" berichtete von einigen Bewohnern der Hauptstadt Kingston, die im
strömenden Regen tanzten. Holness kündigte den Einsatz von Polizei und Militär
nach dem Durchzug des Hurrikans an, um bei den Sturmfolgen zu helfen und die
Ordnung aufrechtzuerhalten.

Armageddon-ähnliche Zerstörung

"Beryl", der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im Atlantik,
hatte sich vergangenes Wochenende innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem
Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt. Das Sturmzentrum traf
am Montag über der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou auf Land. Dort und auf
der nahegelegenen Insel Petite Martinique wurden laut Regierung 98 Prozent der
Gebäude beschädigt oder zerstört. Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell
sprach von Armageddon-ähnlicher Verwüstung.

Ähnlich hart traf es auch Union Island, das zum Staat St. Vincent und die
Grenadinen gehört. Insgesamt wurden bisher sieben Todesfälle infolge des Sturms
gemeldet: jeweils drei in Grenada und Venezuela sowie einer in St. Vincent und
den Grenadinen.

So früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die ein halbes Jahr dauert, war noch nie ein so starker Sturm registriert worden - nach Angaben des Experten
Philip Klotzbach von der Colorado State University ist "Beryl" der stärkste je
erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli. Zwischenzeitlich maß das NHC
Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde - ab 252 ist die Kategorie
5 erreicht. Im Zuge des Klimawandels macht wärmeres Meereswasser starke
Wirbelstürme wahrscheinlicher.

"Beryl" als Folge der Klimakrise

Mitchell nannte den Hurrikan eine direkte Folge der Klimakrise. Er betonte,
Grenada wolle nicht mehr hinnehmen, dass kleine Inselentwicklungsländer die
Klimafolgen ausbaden und sich für den Wiederaufbau verschulden müssten, während
die hauptsächlich verantwortlichen Staaten nichts täten. Die Europäische Union
sagte Grenada und St. Vincent und den Grenadinen humanitäre Hilfe von insgesamt
450.000 Euro zu.

"Beryl" bewegt sich weiter in westnordwestliche Richtung. Das Sturmzentrum
wird nach den Prognosen des NHC in der Nacht (Ortszeit) knapp südlich an den
Kaimaninseln vorbeiziehen und in der Nacht zum Freitag über der mexikanischen
Halbinsel Yucatán wieder auf Land treffen. "Beryl" werde voraussichtlich in den
nächsten Tagen etwas abschwächen, aber ein Hurrikan bleiben. In Yucatáns
Urlaubsorten laufen Vorkehrungen - aus Nestern am Strand Playa Delfines in
Cancún brachten die Behörden etwa mehr als 10.000 Schildkröteneier in
Sicherheit./nk/DP/zb

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