14.07.2024 01:58:23 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Italien: Erntehelfer aus Indien wie Sklaven gehalten

VERONA (dpa-AFX) - In Italien sind zwei landwirtschaftliche Betriebe
geschlossen worden, in denen mehr als 30 Erntehelfer aus Indien unter
sklavenähnlichen Bedingungen gehalten wurden. Zugleich beschlagnahmten Ermittler
in der Nähe der oberitalienischen Stadt Verona Vermögenswerte von annähernd
einer halben Million Euro, wie die Justiz mitteilte. Gegen die beiden Besitzer -
ebenfalls aus Indien - wird ermittelt.

Den Behörden zufolge hatten die zwei Männer insgesamt 33 Landsleute mit dem
Versprechen auf guten Lohn und bessere Lebensbedingungen aus ihrer Heimat nach
Italien gelockt. Für Einreise und eine vermeintliche Arbeitserlaubnis mussten
die Erntehelfer aber schon 17 000 Euro zahlen oder sich entsprechend
verschulden. Nach der Ankunft nahm man ihnen die Pässe ab.

Dann wurden sie gezwungen, in den Betrieben nahe der Gemeinde Cologna Veneta sieben Tage die Woche zehn bis zwölf Stunden auf den Feldern zu arbeiten - zu
einem Stundenlohn von vier Euro. Untergebracht waren sie nach Angaben der
Behörden in baufälligen Behausungen mit menschenunwürdigen sanitären
Einrichtungen, die sie nur zur Arbeit verlassen durften. Die Polizei sprach von
"Sklaverei".

In Italiens Landwirtschaft sind nach Schätzungen etwa 230.000 Menschen
illegal beschäftigt - darunter viele Migranten aus Ländern wie Indien oder
Pakistan. Viele Produkte, die dort hergestellt werden, landen auch in deutschen
Supermärkten.

Im vergangenen Monat hatte der Fall eines indischen Erntehelfers für
Schlagzeilen gesorgt, der bei einem Arbeitsunfall im Süden von Rom seinen
rechten Arm verloren hatte und verblutete, ohne dass sein Arbeitgeber sich groß
darum kümmerte. Der Italiener soll sich nun vor Gericht verantworten
müssen./cs/DP/he

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