15.05.2024 12:20:37 - dpa-AFX: ROUNDUP: EU-Spitzenvertreter fordern Zurückziehung von Gesetz in Georgien

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Nach der Verabschiedung des umstrittenen Gesetzes zur
Einschränkung des ausländischen Einflusses auf die Zivilgesellschaft in Georgien
haben EU-Spitzenvertreter Tiflis dazu aufgerufen, das Gesetz zurückzuziehen.
"Die Verabschiedung dieses Gesetzes wirkt sich negativ auf die Fortschritte
Georgiens auf dem Weg in die EU aus", teilten der Außenbeauftragte Josep Borrell
und der zuständige Kommissar Oliver Varhelyi in einer gemeinsamen Mitteilung am
Mittwoch mit. Die Entscheidung über den weiteren Weg liege in Georgiens Händen.
"Wir fordern die georgischen Behörden nachdrücklich auf, das Gesetz
zurückzuziehen, ihr Bekenntnis zum EU-Beitritt aufrechtzuerhalten und die in den
neun Schritten beschriebenen notwendigen Reformen voranzutreiben."

Georgien hat seit Ende vergangenen Jahres den Status eines
Beitrittskandidaten in der EU. Der Mitteilung zufolge hatten die EU-Staaten
Georgien diesen Status unter der Voraussetzung zuerkannt, dass das Land die neun
Schritte aus einer Empfehlung der Kommission umsetzt. Dazu gehören unter
anderem, dass die Menschenrechte geschützt werden und die Zivilgesellschaft
sowie die Medien frei agieren können.

Ungeachtet wochenlanger Massenproteste hatte die Regierungsmehrheit der
Partei Georgischer Traum am Dienstag das umstrittene Gesetz gebilligt, das den
ausländischen Einfluss auf Nichtregierungsorganisationen begrenzen soll.
Verschärft wird die Rechenschaftspflicht für Hilfsorganisationen und unabhängige
Medien, die mehr als 20 Prozent ihrer Gelder aus dem Ausland erhalten. Zur
Begründung heißt es, mehr Transparenz sei nötig.

Hunderttausende Gegner der "russisches Gesetz" getauften Regelung fürchten
aber, dass damit wie in Russland kritische Organisationen mundtot gemacht werden
sollen. Mit dem autoritären Kurs der Partei Georgischer Traum sehen sie den
angestrebten EU-Beitritt der Ex-Sowjetrepublik in Gefahr. Nach der
Verabschiedung des Gesetzes im Parlament hielten die Massenproteste aus der
Bevölkerung an. Auch am Dienstagabend waren Medienberichten zufolge wieder
Tausende Menschen in der Hauptstadt Tiflis auf die Straßen gegangen./svv/DP/men

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