11.07.2024 14:03:53 - dpa-AFX: Bier schon ab 14: 'Begleitetes Trinken' auf dem Prüfstand

BERLIN (dpa-AFX) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die
Gesundheitsminister mehrerer Bundesländer sprechen sich für ein Verbot des
sogenannten begleiteten Trinkens von 14- bis 16-Jährigen aus. "Aus
gesundheitspolitischer Sicht kann es zu diesem Thema keine zwei Meinungen
geben", sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Die
Anwesenheit von Erwachsenen ändert nichts an der Schädlichkeit von Alkohol für
Kinder. Deswegen sollte das sogenannte begleitete Trinken untersagt werden."

Jugendliche dürfen in Deutschland nach Jugendschutzgesetz regulär vom 16.
Geburtstag an Bier, Wein und Sekt kaufen sowie trinken. In Begleitung einer
sorgeberechtigten Person ist das sogar schon ab 14 Jahren erlaubt - auch in
Gaststätten oder in der Öffentlichkeit.

Mehrere Gesundheitsminister für Regel-Änderung

Lauterbach ist mit seiner Kritik an dieser Regelung nicht alleine: Auch die
bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) und die Berliner
Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) sind für eine Abschaffung des
begleiteten Trinkens. Die Erlaubnis habe mit Blick auf die Präventionsziele
keinen Sinn, sagte Gerlach dem RND. Czyborra sagte, Alkoholkonsum gefährde die
körperliche und geistige Entwicklung Jugendlicher in hohem Maße.

Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) nannte die
Handhabung kürzlich "ein völlig falsches gesellschaftliches Signal".
"Begleitetes Trinken verharmlost Alkoholkonsum und gehört abgeschafft", sagte er
der "Hannoverschen Allgemeine Zeitung". Je früher der Einstieg beim Trinken
erfolge, desto problematischer sei das Verhalten als Erwachsener.

Experten prüfen mögliche Gesetzesänderung

Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hatte sich im Juni mit dem Thema beschäftigt und beschlossen, dass Experten bis zum November die Regeln im
Jugendschutzgesetz noch einmal genauer unter die Lupe nehmen sollen. Von der
Krankenkasse DAK wird die Debatte begrüßt: Begleitetes Trinken gehöre auf den
Prüfstand, sagte Kassenchef Andreas Storm der Deutschen Presse-Agentur (dpa):
"Durch den Zugang von Alkohol durch die Eltern verringert sich die Hemmschwelle,
mit dem Trinken anzufangen."

Es kämen jedes Jahr noch zu viele Kinder und Jugendliche wegen
Alkoholkonsums ins Krankenhaus. Die DAK verwies auf eigene Erhebungen, wonach
2023 deutschlandweit hochgerechnet rund 6.000 Jugendliche zwischen 15 und 17
Jahren wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken versorgt werden mussten.

Nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten, Burkhard Blienert (SPD), trinkt
jeder Deutsche statistisch gesehen zehn Liter reinen Alkohol pro Jahr. Im
europäischen Vergleich sei die Bundesrepublik damit ein Hochkonsumland. Acht
Millionen Menschen trinken demnach in riskantem Maße und 1,6 bis 1,8 Millionen
Menschen seien alkoholabhängig im engeren Sinne.

CDU-Gesundheitspolitiker sieht Vorstoß zur Regelverschärfung skeptisch

Die Idee, das begleitete Trinken für Teenager zu verbieten, wird aber auch
skeptisch gesehen. Jeder Schritt, um Jugendliche vom Alkoholkonsum abzuhalten,
sei ein guter für die Gesundheit, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, der dpa.

Neue Regeln müssten sich aber an den Lebensrealitäten messen lassen: "Der
Familie kommt eine zentrale Rolle zu, wenn es um den verantwortungsvollen Umgang
mit Alkohol geht. Ob sich ein kategorisches Verbot selbst im Privatbereich
etablieren lässt, muss pragmatisch diskutiert werden." Kein Teenager, der das
erste Mal einen Schluck vom Bier seines Vaters probiere, werde dadurch zum
Alkoholiker.

Der CDU-Politiker Sorge betonte, wichtiger seien Aufklärungsangebote in
Schulen und Vereinen und der aufmerksame Blick auf das soziale Umfeld der
Jugendlichen. Die allermeisten Alkoholexzesse fänden dort statt, wo die Eltern
nicht dabei seien./jr/DP/men
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