19.05.2024 14:28:44 - dpa-AFX: Fachkräftelücke in IT-Berufen um die Hälfte zurückgegangen

KÖLN (dpa-AFX) - Die schlechte Wirtschaftslage und die Unsicherheit vieler
Unternehmen lassen die Nachfrage nach Beschäftigten in IT-Berufen einbrechen.
Die Fachkräftelücke hat sich im ersten Quartal 2024 in Deutschland im Vergleich
zum Vorjahr nahezu halbiert. Die Zahl der offenen Stellen, die nicht mit passend
qualifizierten Kandidaten besetzt werden konnten, ging um 46 Prozent zurück auf
19 372. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des
Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der
Deutschen Wirtschaft hervor.

Die Zahl offener Stellen im Berufsfeld Informatik ist zum Vorjahr demnach um ein Fünftel gesunken, die der qualifizierten Arbeitslosen stieg um mehr als ein
Viertel. Grund für die Entwicklung ist laut Studienautor Gero Kunath die
wirtschaftliche Schwäche. Unternehmen hielten Investitionen zurück, größere
IT-Projekte würden verschoben oder ganz abgesagt. Eine weitere Erklärung seien
Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz, die Abläufe erleichterten und
weniger manuellen Arbeitseinsatz und Personal erforderlich machten.

"Auf einen vorübergehenden konjunkturellen Einbruch deutet hin, dass aktuell der Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften in der deutschen Wirtschaft
weiterhin hoch bleibt, auch wenn er sich merklich abgekühlt hat", sagte Kunath.
So konnten in den IT-Berufen insgesamt immer noch 37,2 Prozent der offenen
Stellen nicht besetzt werden.

Experte: Fachkräftelücke kann Aufschwung bremsen

Die Fachkräftelücke liegt der Studie zufolge auch insgesamt weiterhin auf
hohem Niveau, war zuletzt jedoch rückläufig. Im März 2024 lag die Zahl der
offenen Stellen für qualifizierte Fachkräfte bei rund 1,2 Millionen und damit
knapp 4 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Die Zahl qualifizierter
Arbeitsloser erhöhte sich derweil um gut 9 Prozent auf etwa 1,1 Millionen. Die
Lücke ist dem Experten zufolge deutlich höher, als der Abstand zwischen offenen
Stellen und der Zahl der Arbeitslosen vermuten lässt. Denn nicht jeder
Arbeitslose eignet sich mit seinen Qualifikationen für jede offene Stelle.

Der Rückgang der Fachkräftelücke ist laut Kunath kein Zeichen für Erholung.
Aufgrund der eingetrübten Konjunktur gab es zuletzt mehr arbeitslose
qualifizierte Fachkräfte und weniger offene Stellen. Im Falle einer
wirtschaftlichen Erholung sei mit einer Verschärfung der Engpässe zu rechnen,
"die den Aufschwung bremsen dürften"./cr/DP/he

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