23.05.2024 22:42:11 - dpa-AFX: POLITIK: Tschads Präsident Déby nach Wahl vereidigt

N'DJAMENA (dpa-AFX) - Der zentralafrikanische Tschad hat nach drei Jahren
einer militärischen Übergangsregierung wieder einen gewählten Präsidenten. Der
bisherige Übergangspräsident Mahamat Idriss Déby Itno wurde am Donnerstag für
eine fünfjährige Amtszeit vereidigt. Er hatte die Wahl am 6. Mai nach
Behördenangaben mit 61 Prozent der Stimmen gewonnen. Déby hatte 2021 nach dem
Tod seines Vaters mit einer Gruppe Generäle die Macht übernommen und die
Verfassung ausgesetzt. Sein Vater hatte das Land zuvor mehr als 30 Jahre lang
regiert.

Seit 2020 haben sieben Staaten in Afrika erfolgreiche Militärputsche erlebt, fast alle im frankophonen West- und Zentralafrika. Der Tschad ist das erste Land
im sogenannten Putschgürtel in der Sahelzone, in dem seitdem gewählt wurde. Déby
ist der sechste Präsident in der Geschichte des Landes mit rund 19 Millionen
Einwohnern, das seit seiner Unabhängigkeit von der früheren Kolonialmacht
Frankreich 1960 noch nie einen friedlichen Machtwechsel erlebt hat. Einsprüche
der Opposition gegen das Wahlergebnis, die ebenso wie Vertreter der
Zivilgesellschaft von massiver Wahlfälschung sprachen, hatte der Verfassungsrat
abgelehnt.

Der Zweitplatzierte, Oppositionskandidat Succès Masra, war am Mittwoch vom
Amt des Premierministers zurückgetreten, das er seit Jahresbeginn in der
Übergangsregierung innehatte. Zum neuen Regierungschef berief Déby am Donnerstag
den Diplomaten Allah-Maye Halina, wie am Donnerstagabend im Staatsfernsehen
verkündet wurde. Die Ernennung des Vertrauten, der als Protokollchef unter Débys
Vater gedient hatte und zuletzt Botschafter in China war, aber keine
Regierungserfahrung hat, galt als Überraschung.

Anders als andere Militärmachthaber in der Region war Déby auch vor seiner
Wahl ein wichtiger Verbündeter Frankreichs, das nach Putschen in der Sahelzone
seine Truppen in den Tschad verlagert hatte. Der Tschad liegt an einer wichtigen
Schnittstelle zwischen den Krisenstaaten Sudan, Libyen, dem Niger und der
Zentralafrikanischen Republik und beherbergt mehr als eine Million
Flüchtlinge./cpe/DP/he

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