30.06.2024 16:44:51 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Gewitter wüten über Deutschland, Schweiz und Frankreich

DORTMUND/OFFENBACH (dpa-AFX) - Umgeknickte Bäume, imposante Blitze am Himmel
und Fußballfans, die pitschnass geworden sind: In der Nacht zum Sonntag hat es
in weiten Teilen Deutschlands heftig gekracht und geblitzt. Besonders im Westen
und Südwesten stürzten bei den Gewittern Wassermassen und Hagelkörner vom
Himmel. Polizei und Feuerwehren sprachen danach aber von einem glimpflichen
Verlauf. Doch nicht überall: In anderen Ländern Europas gab es sogar Todesopfer.

Bei schweren Unwettern in der Schweiz kamen mindestens vier Menschen ums
Leben. Im Zuge der Gewitter ging in der Nacht auf Sonntag im südlichen Kanton
Tessin ein Erdrutsch in Fontana im Maggiatal ab, wie die Polizei mitteilte. Im
Laufe des Tages wurden in dem Gebiet drei Leichen geborgen. Nach einer weiteren
Person werde noch gesucht, hieß es. Meteorologen zufolge fielen im oberen
Maggiatal in 24 Stunden rund 200 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Osten
Frankreichs nahe der Ortschaft Rosnay-l'Hôpital (Aube) wurden drei Menschen in
einem Auto von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Die Unwetter in Deutschland fielen mitten ins Achtelfinale der
Fußball-Europameisterschaft. Viele Fans wollten vor Leinwänden oder Fernsehern
unter freiem Himmel das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark in
Dortmund verfolgen, das 2:0 für Deutschland ausging. Meteorologen des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) hatten davor gewarnt, in den betroffenen Regionen zum
Public Viewing zu gehen. Mehrere Veranstaltungen wurden dann auch abgebrochen.

Die stärkste Böe wurde in Hessen gemessen

Am Ende fielen die Gewitter dennoch weniger heftig aus als erwartet. Es habe doch "nur ganz vereinzelt schwere Sturmböen und orkanartige Böen gegeben", sagte
ein Sprecher des DWD in Offenbach. Diese seien vor allem in Rheinland-Pfalz und
in Hessen lokal aufgetreten. "Wir dachten aufgrund von Modellen, dass das ein
bisschen flächiger auftritt, aber das ist tatsächlich nicht passiert." Die
stärkste Böe sei in Frankenberg in Hessen mit 107 Kilometern pro Stunde gemessen
worden.

Auffallend blitzte es am Himmel: Bundesweit sei von über 100 000 Blitzen in
der Nacht auszugehen, sagte DWD-Meteorologe Nico Bauer. "Die Blitzaktivität war
sehr, sehr hoch." Eine exakte Gesamtzahl lag am Sonntag nicht vor. Um
Mitternacht herum zählten die Meteorologen 22 000 Blitze pro halbe Stunde.

Teilweise gab es laut DWD auch heftigen Starkregen: Gebietsweise seien
Mengen zwischen 30 und 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit gefallen.
Punktuell seien auch 50 bis 60 Liter niedergegangen, sagte der Sprecher. Straßen
und Keller standen mancherorts unter Wasser. Vereinzelt fielen Bäume um und
blockierten Straßen. Keller liefen voll.

Feuerwehren rückten zu vielen Einsätzen aus - auch wegen Bränden, weil
Blitze in Häuser einschlugen. So traf in Speyer in Rheinland-Pfalz ein Blitz ein
Mehrfamilienhaus. Laut Polizei wurde niemand verletzt. Auch in Lübtheen südlich
von Schwerin brannte es. Allein im Saarland zählten Polizei und Feuerwehr 140
Einsätze.

Fußballfans mussten stark sein

In Dortmund wurde das Achtelfinalspiel zwischen Deutschland und Dänemark
wegen des Gewitters zeitweilig unterbrochen. Über dem Stadion waren mächtige
Blitze zu sehen, Hagel und Starkregen fielen auf den Platz. Vom Dach des
Dortmunder Stadions prasselten wahre Sturzbäche auf die vordersten
Zuschauerreihen. Nach einer rund 25-minütigen Zwangspause ging das Spiel weiter.

Die Public-Viewing-Veranstaltungen in Dortmund wurden vorzeitig abgebrochen, zu groß sei die Gefahr durch das Gewitter für die Fans, hieß es zur Begründung.
In Frankfurt am Main war bereits im Vorfeld die Fanmeile gesperrt worden. Aber
auch andere Zusammenkünfte traf es: Die Konzertveranstaltung SWR3
Rheinland-Pfalz Open Air in Mainz musste aufgrund des Unwetters ebenfalls
abgebrochen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren knapp 10 000 Menschen zum
Veranstaltungsort an der Großen Bleiche in Mainz gekommen.

Wichtige Bahnstrecke über Stunden gesperrt

Größere Behinderungen auf den Straßen und der Schiene gab es nicht.
Vereinzelt dauerte es aber länger bis zum Ziel. Auf der Bahnstrecke zwischen
Dortmund und Hamm waren am Abend nach Angaben der Bundespolizei Blitze
eingeschlagen. Menschen seien zwar nicht verletzt worden, es kam jedoch zu einer
kurzzeitigen Sperrung der Strecke. Auch zwischen Hannover und Minden war die
Bahntrasse nach einem Blitzeinschlag über Stunden gesperrt.

Wie sind die Aussichten?

Zuletzt hatte es in Deutschland mehrfach heftige Gewitter gegeben. Sie
führten zum Beispiel in Baden-Württemberg und Bayern kürzlich zu schweren
Überschwemmungen mit mehreren Toten.

Zu Beginn der neuen Woche erwartet der DWD wechselhaftes und deutlich
kühleres Wetter. Immer wieder soll es schauern, vereinzelt sind Gewitter
möglich. Die Temperaturen erreichen maximal knapp über 20 Grad. Erst ab dem
kommenden Wochenende deutet sich den Meteorologen zufolge wieder wärmeres Wetter
an./ast/DP/nas

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