02.07.2024 11:05:47 - dpa-AFX: Fast jeder dritte Ältere will vor der Rente aus dem Job

BERLIN (dpa-AFX) - Fast jede und jeder dritte ältere Erwerbstätige will vor
dem regulären Rentenalter aus dem Job ausscheiden. In der Altersgruppe ab 50
Jahren planen dies rund 31 Prozent, wie eine in Berlin vorgestellte Umfrage im
Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt.

Gefragt wurde auch, was sich die Beschäftigten wünschen, um ihr geplantes
Ausscheiden aus dem Arbeitsleben aufzuschieben. Neben einem höheren Gehalt (66,5
Prozent) nennen die Ü-50-Jährigen vor allem Maßnahmen zur flexibleren
Arbeitszeitgestaltung. Das sind etwa eine Anpassung der Arbeitszeit an
individuelle Bedürfnisse und mehr Unterstützung, den Renteneintritt individuell
zu gestalten. Laut der vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung
durchgeführten Umfrage sagen das jeweils mehr als 70,3 Prozent.

Was sagen die Chefs?

Das Institut befragte zudem Personalverantwortliche sowie
Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von mehr als 300 Betrieben. Mehr als
drei Viertel gaben an, dass die Bindung von älteren Beschäftigten in den
nächsten drei Jahren eine große Bedeutung für ihre Unternehmen haben werde. Bei
46 Prozent der Unternehmen geht in den nächsten fünf Jahren mehr als ein Viertel
der Belegschaft in den Ruhestand.

Bei der Erfüllung von Wünschen der älteren Beschäftigten ist noch Luft nach
oben. So bietet nur etwas mehr als die Hälfte der für den Report befragten
Arbeitgeber bereits flexiblere Arbeitszeiten an. Ähnlich ist es bei den
Angeboten, den Übergang in den Ruhestand individuell zu gestalten. Das setzt
nach eigenen Angaben nicht einmal die Hälfte der befragten Arbeitgeber um.
Lediglich bei der Möglichkeit, zwischen Teilzeit und Vollzeit zu wechseln, sowie
bei gesundheitsförderlichen Maßnahmen stimmen Wunsch und Angebot überein.

TK-Chef appelliert an Unternehmen

TK-Chef Jens Baas sagte: "Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels
ist es für Arbeitgeber unerlässlich, die Generation 50plus noch stärker in den
Fokus zu rücken." Ältere Beschäftigte seien schließlich eine wertvolle Ressource
für die Unternehmen. "Sie verfügen über großes Erfahrungswissen, sind gut
vernetzt und haben sich in der Regel über Jahre an ihrem Arbeitsplatz bewährt."

Fabian Krapf, Geschäftsführer des Instituts für Betriebliche
Gesundheitsberatung, wies auf den "deutlichen Zusammenhang" hin zwischen
positiver Unternehmenskultur einerseits und dem Wunsch der Beschäftigten, später
in den Ruhestand zu gehen, andererseits: "Wer mehr Wertschätzung,
Selbstbestimmung und Flexibilität am Arbeitsplatz erlebt, der arbeitet auch
länger."

Gesund in jungen Jahren - und dann?

Wie der TK-Report zudem zeigt, sind Beschäftigte, die jung wenig krank sind, auch im Alter länger im Job. Das Institut für angewandte Qualitätsförderung und
Forschung im Gesundheitswesen hat dafür die Abrechnungsdaten von mehr als
420.000 TK-versicherten Berufstätigen der Jahrgänge 1948 bis 1956 auswertet, die
zwischen 2014 und 2023 ein Alter von 67 erreichten oder verstorben waren. Von
den Beschäftigten, die 2012 im Vorfeld des Beobachtungszeitraums keinen einzigen
Tag arbeitsunfähig gemeldet waren, waren 14,1 Prozent mit 67 Jahren, also nach
ihrem regulären Renteneintritt, immer noch berufstätig. Von den Beschäftigten,
die 43 Tage oder mehr krankgeschrieben waren, waren es nur 7,1 Prozent. 2023
waren bei der TK versicherte Berufstätige ab 50 Jahren durchschnittlich 25,9
Tage krankgeschrieben./bw/DP/mis

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