11.07.2024 11:35:50 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP 2: Waffen und Geld - Tausende Asservate der RAF gesichert

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HANNOVER/BERLIN (dpa-AFX) - Kriegswaffen, Munition und Geld: Ermittler haben in der Wohnung der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin mehrere
Tausend Asservate sichergestellt. Sie fanden unter anderem ein polnisches
Sturmgewehr, eine tschechische Maschinenpistole und eine täuschend echt
aussehende Panzerfaust, wie die Staatsanwaltschaft Verden und das
Landeskriminalamt Niedersachsen mitteilten. Die Ermittler gehen davon aus, dass
Klette und ihre Komplizen diese Waffen und die Attrappe bei Überfallen
einsetzten.

Das ehemalige RAF-Trio Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard
Garweg soll bei den Überfällen rund 2,7 Millionen Euro erbeutet haben - auch
mithilfe der Waffen, teilten die Ermittler mit. Sie sollen mit mindestens einer
der beiden Waffen geschossen haben, um die Opfer ihrer Taten mit dem Tod zu
bedrohen oder zu Handlungen zu zwingen.

Die Ermittler vermuten, dass das Trio die Waffen beispielsweise bei einem
Überfall auf einen Geldtransporter in Cremlingen östlich von Braunschweig im
Juni 2016 einsetzte. Damals wurde ein Beifahrer eines Geldtransporters gewaltsam
als Geisel genommen. Nach einem Schuss auf den Geldtransporter öffnete der
Fahrer das Fahrzeug und die Täter konnten mit der Beute entkommen.

Die Attrappe ähnelt nach Angaben der Ermittler einer Panzerfaust, die in den 60er Jahren in der Sowjetunion entwickelt und in verschiedenen Kriegen unter
anderem als improvisierte Flugabwehrwaffe eingesetzt wurde. Die Nachbildung sei
zum Teil aus Originalteilen zusammengesetzt, sodass sie von einer scharfen Waffe
kaum zu unterscheiden sei. Klette, Staub und Garweg sollen damit ihre Opfer bei
mehreren Überfällen eingeschüchtert und bedroht haben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Attrappe und mindestens eine der
Kriegswaffen bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Stuhr südlich von
Bremen im Juni 2015 zum Einsatz kam. Das Trio soll damals die Geldboten mit
einer Panzerfaust und einem Sturmgewehr bedroht haben. Mit mehrfachen Schüssen
auf den Geldtransporter sollen sie versucht haben, die Männer zum Öffnen des
Fahrzeugs zu bewegen. Zwei Schüsse des Sturmgewehrs drangen dabei in die
Fahrerkabine ein, die Geldboten blieben unverletzt. Die Täter flüchteten
schließlich ohne Beute.

Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Daniela Klette,
Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wegen versuchten Mordes sowie versuchten
und vollendeten schweren Raubes in mehreren Fällen. Klette wurde Ende Februar in
Berlin-Kreuzberg festgenommen, nach Staub und Garweg wird weiter gefahndet. Sie
gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee
Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete,
für aufgelöst.

Nach der Festnahme von Klette beschlagnahmten die Ermittler nach eigenen
Angaben außerdem mehr als 450 Schuss erlaubnispflichtiger Munition, einen
Schreckschussrevolver sowie zwei Elektroschocker. Möglicherweise wurde einer der
Elektroschocker bei einem Überfall auf einen Supermarkt in Osnabrück im Januar
2015 eingesetzt, um zwei Opfer, darunter eine Hochschwangere, zur Öffnung eines
Tresors zu bewegen.

Die Behörden stellten auch mehr als 240.000 Euro Bargeld und mehr als ein
Kilo Gold sicher. Ersten Erkenntnissen nach seien mindestens Teile dieser Summe
bei den Raubtaten erlangt worden. Die Ermittler vermuten, dass Daniela Klette
größere Summen an Bargeld aus den Raubtaten gewechselt hat. Unter den Asservaten
seien auch Klebebärte, Perücken, Klebekoteletten sowie Skimasken, Sturmhauben
und Stoffmasken, um die Identität zu verschleiern. Das Trio soll auch eine
mobile Blaulichtanlage, Handfesseln und einen Funkstörsender bei seinen Taten
genutzt haben, um die Flucht zu vereinfachen oder um in einem Fall ein Opfer
mithilfe der Handfesseln zu fixieren.

Die Ermittler veröffentlichten nun Fotos der Asservate und erhoffen sich
dadurch Hinweise. Sie wenden sich mit mehreren Fragen an die Bevölkerung - etwa
wer Angaben zu den Funden machen kann, woher die Waffen stammen und wo sie
eingesetzt wurden.

Nach der Veröffentlichung von Bildern von Ernst-Volker Staub Anfang Juli sei schon eine zweistellige Zahl an Hinweisen eingegangen, die die Ermittler jetzt
prüfen. Hinweise nehmen das LKA Niedersachsen und jede Polizeidienstelle
entgegen, Angaben können auch anonym über ein Online-Portal gemacht
werden./miu/DP/men

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