20.06.2024 07:03:04 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Sonne, Mond und Sterne im Juli - Sommerlicher Sternenhimmel

STUTTGART (dpa-AFX) - Der sommerliche Fixsternhimmel entfaltet im Juli seine
ganze Schönheit. Zur Monatsmitte gegen 22 Uhr steht das Sommerdreieck hoch am
Südosthimmel. Es setzt sich aus den hellsten Sternen dreier Bilder zusammen:
Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler.

Hoch am Westhimmel strahlt Arktur im Sternbild Bootes. Arktur und Wega sind
die hellsten Sterne der nördlichen Himmelshälfte. Während Arktur orange-rötlich
erscheint, sendet Wega ein intensiv bläulich-weißes Licht aus.

Mit 25 Lichtjahren Entfernung ist die Wega eine Nachbarsonne unserer Sonne,
also ein recht naher Stern. Mit 10 000 Grad Oberflächentemperatur ist sie
wesentlich heißer als unsere Sonne - und fast dreimal so groß. Sie rotiert sehr
rasch. Eine Umdrehung dauert nur einen halben Tag, während unsere Sonne 25 Tage
für eine Rotation braucht. Wega ist daher stark abgeplattet.

Hoch über uns steht ein kleines Sternenviereck. Es markiert den Kopf des
Drachen, der den Polarstern bewacht. Im Nordwesten sinkt der Große Wagen hinab,
während im Nordosten das Himmels-W gerade emporsteigt.

Tief im Süden krabbelt der Skorpion mit seinem roten Überriesenstern Antares den Horizont entlang. Der Antares-Globus ist riesengroß: In ihm fände bequem
unser inneres Planetensystem bis über die Marsbahn hin Platz.

In der zweiten Monatshälfte tauchen die Juli-Aquariiden auf. Sie heißen auch Delta-Aquariiden, da ihr Ausstrahlungsort ein wenig westlich vom Stern Delta im
Wassermann liegt. Im Maximum am 30. Juli ist mit etwa 20 bis 25 Sternschnuppen
pro Stunde zu rechnen. Die Aquariiden sind mittelschnelle Meteore um 40
Kilometer pro Sekunde, das sind 144 000 Kilometer pro Stunde.

Beste Beobachtungszeit sind die Stunden nach Mitternacht. In der ersten
Nachthälfte sind kaum Aquariiden zu erwarten. Ab Mitte Juli tauchen die ersten
Perseïden auf. Ihre größte Aktivität erreichen sie dann im August, der als
Sternschnuppen-Monat bekannt ist.

Nach Einbruch der spät einsetzenden Dunkelheit ist der Sternenhimmel im Juli zunächst ohne helle Planeten. In der fortschreitenden Nacht erscheint als erster
Saturn im Südosten. Anfang Juli geht er eine halbe Stunde nach Mitternacht auf,
Ende des Monats zwei Stunden früher.

Zurzeit hält sich der Ringplanet im Sternbild Wassermann auf. Im Teleskop
zeigt der Saturnring sich nur gering geneigt, ein besonders netter Anblick.
Nächstes Jahr wird der Ring für kurze Zeit unsichtbar, wenn die Erde die
Ringebene von Nord nach Süd kreuzt.

Mars baut seine Morgensichtbarkeit kräftig aus. Er wandert in das "Goldene
Tor der Ekliptik" hinein, das von den beiden offenen Sternhaufen Hyaden und
Plejaden im Stier gebildet wird. Damit erreicht er nun die nördlichsten Bezirke
des Tierkreises, während die Sonne bereits mit ihrem Abstieg zum Himmelsäquator
begonnen hat. Am 1. erfolgt der Mars-Aufgang eine Viertelstunde nach 2 Uhr
morgens, am 31. bereits zwei Stunden früher. Die Mars-Helligkeit nimmt weiter
leicht zu.

An den wesentlich helleren Jupiter pirscht sich der Rote Planet heran. Er
holt ihn allerdings erst Mitte nächsten Monats ein. Am 31. ergibt sich ein
spannendes Viergestirn aus Mars, Jupiter, Aldebaran und der abnehmenden
Mondsichel am frühen Morgen über dem Osthorizont.

Venus zog im Juni hinter der Sonne vorbei. Noch hält sich unser innerer
Nachbarplanet am Taghimmel auf und bleibt unsichtbar. Erst im August beginnt der
Planet der Liebesgöttin seine Abendsternperiode. Auch Merkur, der flinke
Götterbote und kleinste der acht Planeten, bleibt im Juli in den Strahlen der
Sonne verborgen.

Am 23. kommt Pluto im Sternbild Steinbock in Opposition zur Sonne. Vom
irdischen Standpunkt aus stehen Pluto und Sonne am Firmament einander gegenüber.
Als Pluto im Frühjahr 1930 auf der Lowell-Sternwarte in Flagstaff (Arizona)
entdeckt wurde, galt er als neunter und sonnenfernster Planet.

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass er mit 2373 Kilometern Durchmesser
nicht einmal halb so groß ist wie Merkur und jenseits der Neptunbahn noch
weitere Objekte gefunden wurden, die ähnliche Dimensionen wie Pluto aufweisen,
wurde er 2006 von der Internationalen Astronomischen Union in die neu
geschaffene Kategorie der Zwergplaneten eingeordnet.

Zwergplanet Pluto erhielt die Planetoiden-Nummer 134 340. Sein Mond Charon
ist halb so groß wie Pluto selbst. In jüngster Zeit wurden noch vier Minimonde
aufgespürt, die Pluto auf seiner langen Reise um die Sonne begleiten. Fast ein
Vierteljahrtausend ist Pluto mit seinen fünf Trabanten unterwegs, um einmal die
Sonne zu umrunden. Höhepunkt der Erforschung des Planeten der Unterwelt war die
nahe Passage der Raumsonde "New Horizons" am 14. Juli 2015.

Neben zahlreichen physikalischen Daten lieferte "New Horizons" fantastische
Aufnahmen der eisigen Landschaften von Pluto und Charon. An Bord befand sich
übrigens ein wenig Asche von Clyde Tombaugh, dem inzwischen verstorbenen
Pluto-Entdecker. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Himmelskunde, dass
ein Astronom posthum seinen von ihm entdeckten Planeten besucht hat.

Zur Opposition ist Pluto diesmal 5092 Millionen Kilometer von der Erde
entfernt, dies entspricht der 34-fachen Distanz Erde-Sonne. Licht von Pluto ist
vier Stunden und 43 Minuten zur Erde unterwegs. Ähnlich lange benötigten auch
die Funksignale der Pluto-Sonde "New Horizons" zu den irdischen Bodenstationen.

Neumond tritt am 6. Juli um 0.57 Uhr ein. Die Vollmondphase wird am 21. um
12.17 Uhr erreicht, wobei der hell glänzende Mond im Sternbild Schütze steht.
Dabei nimmt der Vollmond die südlichste Position des ganzen Jahres ein. Am 12.
passiert der Mond seinen erdfernsten Bahnpunkt, wobei er sich in 404 362
Kilometern Distanz befindet. Nur 364 917 Kilometer trennen ihn von uns am 24. in
Erdnähe.

Die Sonne wandert entlang des absteigenden Astes ihrer Jahresbahn. Am 20.
tritt sie nachmittags in das Sternbild Krebs und am 22. passiert sie am
Vormittag den Löwepunkt, den Beginn des Tierkreiszeichens Löwe. Die Mittagshöhe
der Sonne nimmt um fünf Grad ab. Die Tageslänge schrumpft in Hamburg um eine
Stunde und 14 Minuten, in Berlin um eine Stunde und 9 Minuten, in Köln um eine
Stunde und 5 Minuten sowie in München um 56 Minuten.

Am 5. Juli passiert die Erde ihren maximalen Sonnenabstand in ihrer
elliptischen Bahn. An diesem Tag trennen uns 152 099 968 Kilometer vom Glutball.
Das Sonnenlicht ist dann acht Minuten und 27 Sekunden zu uns unterwegs. Anfang
Januar, wenn die Erde ihren geringsten Abstand von der Sonne einnimmt, erreicht
uns das Sonnenlicht siebzehn Sekunden früher./fm/DP/mis

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