04.07.2024 19:20:56 - dpa-AFX: GESAMT-ROUNDUP 3: Nach Tötung eines Kommandeurs greift Hisbollah Israel an

(Aktualisierung: Netanjahus Telefonat mit Biden)

BEIRUT/KAIRO/TEL AVIV (dpa-AFX) - Die libanesische Hisbollah hat als
Reaktion auf die Tötung eines hochrangigen Kommandeurs nach eigenen Angaben mehr
als 200 Raketen und 20 Drohnen auf Israel abgefeuert. Dabei kam ein israelischer
Reservist im Range eines Majors ums Leben, wie die israelischen Streitkräfte
mitteilten.

Der zuvor getötete Kommandeur der Hisbollah soll nach Angaben des
israelischen Militärs für eine Abteilung zuständig gewesen sein, die für den
Abschuss von Raketen auf Israel verantwortlich war.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah will erst mit dem Beschuss auf Israel
aufhören, wenn es eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gibt. Die Hisbollah handelt nach
eigenen Aussagen aus Solidarität mit der palästinensischen
Islamistenorganisation Hamas. Die "Libanon-Front" sei eine
"Unterstützungsfront", wie Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah immer betont.

Auslöser des Gaza-Krieges waren die Massaker und Geiselnahmen von
palästinensischen Terrororganisationen wie der Hamas am 7. Oktober in Israel.

Kreise: Bewegung in Verhandlungen um Waffenruhe

Die zähen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und über einen
Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen
Gefängnissen nehmen wieder an Fahrt auf.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu genehmigt die Entsendung eines
Verhandler-Teams für weitere Gespräche mit der islamistischen Hamas. Damit
könnten die derzeit feststeckenden indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe
im Gaza-Krieg und über einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische
Häftlinge in israelischen Gefängnissen einen neuen Schub bekommen, berichtete
das israelische Kan-Radio unter Berufung auf Regierungsbeamte.

Israel hatte zuvor erklärt, einen Vorschlag der Hamas zu prüfen. Die
Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen
Verhandlungsteam einen Entwurf der Hamas vorgelegt, wie das Büro von Netanjahu
mitteilte.

Die Hamas teilte ebenfalls mit, mit den Vermittlern "einige Ideen"
auszutauschen, um ein Ende des Kriegs zu erreichen. Der Inhalt des
Hamas-Vorschlags ist bislang nicht bekannt. Es ist auch unklar, inwieweit er vom
zuletzt diskutierten Plan abweicht.

Netanjahu: Krieg endet erst, wenn Ziele erreicht sind

Bislang scheiterte ein Abkommen vor allem daran, dass die Hamas ein
vollständiges Ende des Gaza-Kriegs und einen Rückzug Israels aus dem
Gazastreifen fordert.

Israel lehnt dies ab und spricht von einer zeitlich begrenzten Waffenruhe
für den Austausch von Geiseln gegen Gefangene und die Lieferung von dringend
benötigten humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen.

Ministerpräsident Netanjahu bekräftigte indes in einem Telefongespräch mit
US-Präsident Joe Biden, unverändert an den Kriegszielen festzuhalten. Die
militärische Auseinandersetzung werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele
erreicht habe, darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller
Geiseln, sagte Netanjahu nach Informationen des israelischen Regierungsamtes.

In dem abgeriegelten Küstenstreifen werden noch 120 Geiseln vermutet, viele
von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein.

Täglicher Beschuss an der Grenze Israels zum Libanon

Im Norden Israels heulten vielfach die Sirenen. Israels Armee identifizierte nach eigenen Angaben rund 200 Geschosse und mehr als 20 Drohnen, die auf
israelisches Gebiet geflogen seien. Das Militär greife im Gegenzug die
Abschussorte im Libanon an.

Nach Angaben der Hisbollah handelte es sich um Vergeltungsmaßnahmen für die
Tötung einer ihrer hochrangigen Kommandeure. Der ranghohe Hisbollah-Funktionär
Hashim Safieddine erklärte bei der Beerdigung des getöteten Kommandeurs der
Schiitenmiliz, die Vergeltungsangriffe hätten am Mittwochabend begonnen und
seien noch nicht beendet. Die Front im Libanon bleibe stark und werde immer
stärker werden.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete darüber hinaus, dass bei
einem israelischen Angriff in Hula im Südlibanon eine Person getötet worden sei.
Außerdem wurde laut NNA eine Frau bei einem weiteren Angriff verletzt.

Die Hisbollah bestätigte den Tod eines ihrer Mitglieder. Der Mann stammte
demnach aus Hula. Wie, wo und wann der Kämpfer ums Leben kam, führte die Miliz
nicht näher aus. Israels Armee teilte mit, sie habe "militärische Gebäude der
Hisbollah" unter anderem in Hula aus der Luft angegriffen.

Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren Intensität deutlich
zu. Es besteht die Sorge, dass sich die Kampfhandlungen zu einem regionalen
Konflikt ausweiten.

Irans Schattenkrieg mit Israel

Der Iran ist nicht nur mit der Hisbollah und der Hamas verbündet, sondern
auch mit nichtstaatlichen Akteuren im Irak sowie im Jemen. Syrien ist Teherans
einziger strategischer Partner auf staatlicher Ebene. Deshalb unterstützt der
Iran Staatschef Baschal al-Assad.

Israel möchte mit militärischem und politischem Druck erreichen, dass sich
die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss
zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution vorsieht./arj/DP/he

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