14.07.2024 01:53:31 - dpa-AFX: SPORT/'Attacke war Instinkt': Pogacar feiert in den Pyrenäen

SAINT-LARY-SOULAN (dpa-AFX) - Tadej Pogacar klopfte sich mit beiden Händen
auf die Brust und feierte in den Pyrenäen seinen bedeutenden Teilerfolg gegen
die Konkurrenz um Titelverteidiger Jonas Vingegaard mit einem Jubelschrei. Kurz
vor der ersten Bergankunft der 111. Tour de France hatte er einen
unnachahmlichen Angriff gefahren. "Die Attacke war Instinkt. Wir wollten den
Etappensieg", sagte der zweimalige Tour-Sieger.

"Das war ideal heute", schwärmte der Superstar. "Es sind richtig gute
Nachrichten, wie das ausgegangen ist". Der Ausnahmefahrer war bei der
Zieleinfahrt in Pla d'Adet als Tagessieger mit einem komfortablen Abstand von 39
Sekunden inklusive Bonifikation vor dem Dänen Vingegaard über die Ziellinie
gerollt.

Bei dem harten Gebirgsritt nach 151,9 Kilometern auf der 14. Etappe mit
Start in Pau am Samstag kam er sogar 1:10 Minuten vor dem Belgier Remco
Evenepoel ins Ziel. Der Träger des Weißen Trikots für den besten Nachwuchsfahrer
wurde Dritter.

In der Gesamtwertung liegt Pogacar nun mit 01:57 Minuten vor Vingegaard und
02:22 vor Evenepoel. Der Zeitfahr-Weltmeister büßte damit seinen zweiten
Gesamtrang ein und verlor ihn an Tour-Vorjahressieger Vingegaard.

Niermann: "Akzeptieren, dass einer besser war"

Pogacar feierte seinen insgesamt 13. Etappenerfolg bei der
Frankreich-Rundfahrt, seinen zweiten bei der diesjährigen Tour. "Als ich ein
Kind war, konnte ich mir nie vorstellen, eine Etappe bei der Tour zu gewinnen.
Das war wie ein anderer Planet", sagte er.

Zum Leidwesen seiner Konkurrenz hat er diesen Planeten nun schon häufiger
betreten. "Wir müssen akzeptieren, dass einer besser war. Wir wussten zu 100
Prozent, dass Pogacar attackieren wird", sagte Grischa Niermann, der sportliche
Leiter aus dem Vingegaard-Team. "Die Verhältnisse sind gerade so, das müssen wir
akzeptieren. Wir hoffen, dass noch Etappen kommen, wo wir Zeit zurückgewinnen.
Aber im Moment sieht es nicht danach aus, das muss man klar sagen", gestand der
Ex-Profi ein.

Politt hält Tempo hoch

Pogacars deutscher Helfer Nils Politt hielt lange das Tempo des Hauptfelds
hoch. Erst 4,6 Kilometer vor dem Ziel griff Pogacar dann Vingegaard an. Nach und
nach sammelte er wertvolle Sekunden auf seine Konkurrenten. Vingegaard bemühte
sich zwar sichtlich, konnte aber nicht am Hinterrad bleiben.

Beide Ausnahmefahrer lieferten sich schon einige Duelle bei der diesjährigen Rundfahrt. Pogacar fuhr Vingegaard am Col du Galibier um einige Sekunden davon.
Der amtierende Tour-Champion blieb aber ruhig. Er konterte in den Folgetagen die
Attacken von Pogacar und trieb die Nervosität des Manns in Gelb mit seiner
defensiven Fahrweise hoch. Der beschwerte sich daraufhin, doch Vingegaard
verteidigte die Taktik seines Teams. Im Skigebiet von Le Lioran setzte sich der
27-Jährige sogar knapp vor Pogacar durch und holte den Etappensieg.

Corona-Symptome bei Pidcock

Beim ersten von zwei Pyrenäen-Krachern am Wochenende standen gleich zwei
Bergwertungen der höchsten Kategorie an. Alleine der Tour-Klassiker Col du
Tourmalet hat es in sich. Auf 19 Kilometern mussten die Fahrer eine
durchschnittliche Steigung von etwas mehr als sieben Prozent bewältigen. Der
knackige Schlusspunkt auf dem Pla d'Adet beinhaltete fast acht Prozent auf etwas
mehr als zehn Kilometern.

Tom Pidcock wurde vor der Schinderei bewahrt. Allerdings zum Leidwesen des
einmaligen britischen Tour-Etappensiegers. Sein Team verkündete kurz vor
Etappenstart, dass der 24-Jährige wegen Corona-Symptomen nach Hause fahre. Dabei
galt seine Ineos-Mannschaft als sehr vorsichtig. Mitarbeiter hatten zuletzt
Masken getragen. Aktuell gibt es keine festgelegten Corona-Maßnahmen bei der
Tour. Im Hauptfeld sollen aktuell mehrere Fahrer mit Corona unterwegs sein.

Zum Nationalfeiertag wartet am Sonntag eine noch anspruchsvollere
Pyrenäen-Etappe. Die Königsetappe mit Start in Loudenvielle und Ziel auf dem
Plateau de Beille gilt mit ihren mehr als 4800 Höhenmetern und 197,7 Kilometern
als größte Herausforderung der diesjährigen Rundfahrt./sfx/DP/he

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