07.07.2024 14:52:33 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Ozeantemperaturen erstmals wieder ohne tägliche Rekordwerte

BERLIN (dpa-AFX) - Die Ozeane haben mehr als 15 Monate lang immer neue
Wärmerekorde aufgestellt - nun finden die stetigen Höchstwerte wohl erst einmal
ein Ende. Im globalen Mittel lag die Oberflächentemperatur nach vorläufigen
Daten der US-Plattform "Climate Reanalyzer" zuletzt nicht mehr über den
täglichen Vorjahreswerten. Es sei anzunehmen, dass die globale Meerestemperatur
in der zweiten Jahreshälfte eher unterhalb der extremen Rekorde von 2023 bleiben
werde, erklärte Helge Gößling, Klimaphysiker am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in
Bremerhaven.

Die Ozeane sind schon seit März vergangenen Jahres außergewöhnlich warm.
Jeden einzelnen Tag wiesen die Oberflächen der Meere seitdem den jeweils
höchsten Wert seit Messbeginn vor rund 40 Jahren auf, meist mit großem Abstand
zum bisherigen Tagesrekord. Auch jetzt liegt die Temperatur jeweils noch sehr
deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2011.

Menschengemachte Erwärmung

Als Hauptgrund für den Anstieg gelten die menschengemachten Treibhausgase.
Über 90 Prozent des darauf zurückgehenden Wärmeeffekts wird Fachleuten zufolge
von den Ozeanen aufgenommen. Schon eine Veränderung um ein Zehntel Grad bedeutet
die Erwärmung von unglaublich großen Wassermassen.

Zusätzlich zur stetigen menschengemachten Erwärmung gab es zuletzt noch
andere Effekte. So pumpte das Klimaphänomen El Niño Wärme aus den Meerestiefen
im Pazifik nach oben. "Der Einfluss von El Niño auf die global gemittelte
Temperatur nimmt derzeit spürbar ab", erklärte Gößling. Der Wechsel zum
Gegenstück La Niña - ebenfalls ein natürliches, regelmäßig auftretendes
Klimaphänomen - dürfte zu einem Absinken der globalen Temperatur führen. "Es ist
jedoch noch unklar, mit wie viel Abkühlung wir tatsächlich rechnen können."

Fragen zum Temperaturanstieg ungeklärt

Der AWI-Forscher verweist auf Analysen, wonach der Einfluss von El Niño auf
die Rekorde nicht allzu groß gewesen sei. Fachleute nennen weitere Faktoren für
die ungewöhnlich heftigen Ausschläge. Mitverantwortlich könnten demnach die
Reduzierung von Schwefelabgasen in der Schifffahrt sowie der Ausbruch eines
Unterwasservulkans gewesen sein.

"Insgesamt scheinen diese Beiträge jedoch zu klein zu sein, um den jüngsten
Temperaturanstieg zu erklären", meinte Gößling. Wo auch immer der Rest herkomme
- die Ursache sei entscheidend bei der Frage, ob die Temperaturen in Zukunft so
steigen wie bisher erwartet - oder einen anderen Pfad in die Höhe
einschlagen./dd/DP/he

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