09.07.2024 19:47:30 - dpa-AFX: SPORT/Ermittler: Kein Wada-Fehlverhalten in Doping-Affäre um China

MONTREAL (dpa-AFX) - Ein unabhängiger Ermittler sieht im Fall der 23 positiv
getesteten Schwimmerinnen und Schwimmer aus China kein Fehlverhalten der
Welt-Anti-Doping-Agentur. Wie die Wada mitteilte, habe Ex-Staatsanwalt Eric
Cottier aus der Schweiz weder eine Bevorzugung Chinas festgestellt noch die
Entscheidung der Agentur gerügt, die Ermittlungen einzustellen. Dies gehe aus
dem nun vorgelegten Zwischenbericht hervor.

Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge waren die positiven
Dopingtests von Anfang Januar 2021 auf Verunreinigungen in einer Hotelküche
zurückzuführen. Laut Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der "New York Times"
sowie einem Bericht der australischen Zeitung "Daily Telegraph" waren die 23
Top-Schwimmerinnen und -Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang
2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden.

Die Wada hatte die Ermittlungen nach eigenen Angaben mit der Begründung
eingestellt, dass den Sportlern nach einem "mehrwöchigen Überprüfungsprozess"
weder Verschulden noch Fahrlässigkeit anzulasten sei. Cottier hatte seit Ende
April den Wada-Angaben zufolge Zugang zu allen vorliegenden Unterlagen und soll
in den kommenden Wochen noch einen Abschlussbericht erstellen.

Wellbrock spricht von einem "schlechten Witz"

Wada-Präsident Witold Banka sagte, man werde nun rechtliche Schritte prüfen, um gegen jene vorzugehen, die unwahre und potenziell verleumderische
Beschuldigungen erhoben hätten. Diese seien extrem schädlich für den Ruf der
Wada und das Vertrauen der Athleten und der beteiligten Institutionen gewesen.

Der deutsche Schwimm-Olympiasieger Florian Wellbrock sagte in einem
Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf die Frage, ob für alle die
gleichen Regeln gelten würden: "Na ja, offensichtlich nicht." Er habe jetzt
schon das Gefühl, dass es gar keinen mehr interessiere, weder in den Verbänden
noch in den Medien. "Als Sportler hat man das natürlich als schlechten Witz
wahrgenommen."

Andererseits betonte er: "Man muss auch ganz klar sagen, dass von gewissen
Nationen auch nicht alle schwarze Schafe sind, wie ihnen vielleicht auf den
ersten Blick erst mal unterstellt wird. Zuerst gilt die Unschuldsvermutung. Und
so behandle ich die Leute auch."/se/DP/he

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