14.07.2024 01:53:51 - dpa-AFX: SPORT/'Der beste Tag meines Lebens' - Krejcikova gewinnt Wimbledon

LONDON (dpa-AFX) - Zärtlich küsst Barbora Krejcikova die prestigeträchtige
Wimbledon-Trophäe. In einem Außenseiter-Finale hat sich die tschechische
Tennisspielerin zum ersten Mal zur Siegerin beim populären Rasenturnier in
London gekürt und ihren zweiten Grand-Slam-Titel im Einzel nach dem
French-Open-Coup 2021 gefeiert. Mit 6:2, 2:6, 6:4 entschied sie das Endspiel
gegen die Italienerin Jasmine Paolini für sich, das nach überraschenden
Wendungen am Ende zu einem Zitterspiel wurde.

"Ich habe keine Worte. Es ist einfach unwirklich. Es ist definitiv der beste Tag meiner Tenniskarriere und auch der beste Tag meines Lebens", sagte die
28-Jährige. "Wir haben um jeden Punkt gekämpft. Am Ende war ich die Glückliche."

Mit dem ersten Break im dritten Satz zum 4:3, auch mithilfe eines
Doppelfehlers der Italienerin, hatte sich Krejcikova den Vorteil im
entscheidenden Durchgang gesichert. Die Entscheidung fiel aber erst, als sie bei
5:4 ihr Aufschlagspiel durchbrachte, obwohl sie angesichts des nahenden Triumphs
Nerven zeigte. "Ich habe einfach versucht, mutig zu bleiben", schilderte
Krejcikova, die am Montag als neue Nummer zehn der Welt in die Top Ten
zurückkehren wird.

Krejcikova kann es selnst nicht glauben

Als beim dritten Matchball der Return von Paolini deutlich ins Aus flog,
hatte sie die Arme in die Höhe gerissen. Sie schickte eine Kusshand in den
Himmel und holte sich wenig später die Glückwünsche ihres Teams auf der Tribüne
ab. Sie kürte sich als nächste tschechische Siegerin zur Nachfolgerin von
Landsfrau Marketa Vondrousova.

Niemand in ihrer Heimat werde wohl glauben, dass sie hier auf diesem
berühmten Schauplatz tatsächlich triumphiert habe: "Niemand wird glauben, dass
ich ins Finale gekommen bin und niemand wird glauben, dass ich Wimbledon
gewonnen habe. Ich kann es nicht glauben", sagte die Tschechin. Sie sei nicht in
wirklich guter Form gewesen. "Nun stehe ich hier und bin Wimbledonsiegerin."

Gedanken an Novotna

Als bei der Siegerehrung die Rede auf ihre gestorbene frühere Trainerin Jana Novotna kam, die 1998 Wimbledon gewonnen hatte, musste Krejcikova schlucken. Sie
zu treffen, habe ihr Tennisleben verändert. "Jana war diejenige, die mir gesagt
hat, dass ich das Potenzial habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal die
gleiche Trophäe gewinne wie Jana".

Die neue Wimbledon-Gewinnerin darf sich über ein Preisgeld von umgerechnet
3,2 Millionen Euro freuen. Paolini, erste Italienerin im Wimbledon-Endspiel,
erhält knapp 1,7 Millionen Euro. Vor einem Monat verpasste sie bei den French
Open ebenso ihre Grand-Slam-Titelpremiere wie jetzt an der Londoner Church Road.

Trotz ihrer Enttäuschung konnte die 28-jährige Italienerin gleich wieder
lächeln. "Ich muss mich erinnern, dass es trotzdem ein guter Tag ist. Hier jetzt
zu sein, ist verrückt. Ich habe jeden Tag genossen. Es waren wunderschöne zwei
Wochen. "

Krejcikova mit besserem Start im Überraschungsfinale

Zu prognostizieren war dieser finale Akt des Damen-Tableaus eigentlich nicht gewesen. Die Nummer 31 der Setzliste (Krejcikova) traf auf die Nummer sieben
(Paolini). Krejcikova brachte Final-Erfahrung auf dem Centre Court im All
England Lawn Tennis and Croquet Club aus ihren Doppel-Erfolgen mit. 2022 und
2018 hatte sie die Doppel-Konkurrenz an der Londoner Church Road gewonnen.
Insgesamt sieben Grand-Slam-Titel im Doppel und drei weitere im Mixed stehen in
ihrer Erfolgsstatistik.

Vor 15.000 Zuschauern auf dem Centre Court startete Krejcikova zwei Tage
nach dem erkämpften Halbfinalerfolg gegen die klar favorisierte frühere
Wimbledon-Siegerin Jelena Rybakina aus Kasachstan deutlich besser.

Krejcikova spielte gegen die gleichaltrige Italienerin zunächst konstanter
und scheuchte sie in die Winkel. Bei 4:1 war die derzeitige Doppelpartnerin von
Laura Siegemund mit zwei Breaks vorn. Sie schlug hervorragend auf und hatte nach
35 Minuten mit dem ersten Satzgewinn die Hälfte geschafft.

Wer jedoch dachte, es würde im zweiten Satz so weitergehen, sah sich
getäuscht. Paolini verließ nach dem Satzverlust den Platz und war, als es
weiterging, plötzlich die bessere Spielerin. Der zweite Satz ging klar an die
Italienerin. Doch die Partie kippte erneut./puk/DP/he

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