16.07.2024 17:47:50 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Demokraten halten neuen Trump-Vize Vance für gefährlich

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MILWAUKEE/WASHINGTON (dpa-AFX) - Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden
reagieren alarmiert auf die Ernennung des Hardliners J.D. Vance als Vize des
republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Vance werde alles tun,
um Trumps extreme Agenda durchzusetzen, "selbst wenn er dafür Gesetze brechen
muss, und ohne Rücksicht auf den Schaden für das amerikanische Volk", mahnte
Bidens Wahlkampagne nach der Verkündung der Personalie. Der Präsident selbst
nannte Vance einen "Klon von Trump", was die inhaltlichen Positionen angehe. Die
Republikaner feierten die neue Nummer zwei an Trumps Seite dagegen euphorisch
beim Parteitag in Milwaukee.

Trump holt sich mit Vance einen Scharfmacher an seine Seite. Mit dem Duo ist trotz der Furcht vor einer Gewaltspirale nach dem Attentat auf Trump nicht mit
gemäßigteren Tönen im Wahlkampf zu rechnen. Der einstige Trump-Kritiker Vance
gilt mittlerweile als enger Verbündeter des früheren US-Präsidenten und ist mit
seinen 39 Jahren ein aufstrebender Star in der Republikanischen Partei.

Kurz nach der Verkündung der mit Spannung erwarteten Personalie bestätigte
der Parteitag im Bundesstaat Wisconsin die Nominierung offiziell. Die
Delegierten wählten zu Beginn der Großveranstaltung auch Trump zum Kandidaten
für die Präsidentenwahl. Der Schritt galt nach dessen Sieg bei den
parteiinternen Vorwahlen als Formalie.

Aufsehenerregender Auftritt Trumps bei Parteitag

Am späten Abend trat Trump erstmals nach dem Attentat wieder öffentlich auf. Der 78-Jährige trug eine Art weißen Verband am Ohr, reckte erneut die Faust in
die Höhe und wurde in der Veranstaltungshalle von den Delegierten bejubelt. Er
zeigte sich gemeinsam mit Vance - auf eine Rede auf der Bühne verzichtete er.
Die wird erst in der Nacht zu Freitag deutscher Zeit erwartet. Vance wiederum
soll schon in der Nacht zu Donnerstag vor den Delegierten sprechen.

Trump holt sich Bestseller-Autoren an seine Seite

Erst seit 2023 sitzt Vance für den Bundesstaat Ohio im Senat und gilt als
rechter Hardliner. Sollte Trump die Präsidentenwahl im November gewinnen, wäre
Vance einer der jüngsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte. Er feierte einst
mit seinen Memoiren "Hillbilly-Elegie" Erfolge. Der Bestseller gibt Einblick in
eine Gesellschaftsschicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit ermöglicht hatte.

Vance war bereits länger im Gespräch

Vance nimmt kein Blatt vor den Mund und teilt gern aus. Nach dem Attentat
auf Trump begann er sofort zu hetzen und machte Biden persönlich für die Attacke
verantwortlich. Im Senat votierte er im Frühjahr gegen die milliardenschwere
Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine.

Zum Parteitag in Milwaukee kam der Senator mit seiner Ehefrau Usha Chilukuri Vance. Die Juristin lernte Vance an der Elite-Universität Yale kennen. Sie ist
Tochter indischer Einwanderer. Das Paar schüttelte zahlreiche Hände und ließ
sich feiern. Die Menge rief "USA, USA, USA". Vance galt schon länger als Favorit
für die Position des "Running Mate" - sein Name war jedoch nicht der einzige,
der fiel.

Der Sender CNN und andere US-Medien berichteten, hinter den Kulissen habe
unter anderem der Tech-Milliardär Elon Musk Trump gedrängt, Vance als Vize
auszuwählen. Auf seiner Plattform X feierte Musk die Personalie und schrieb
dort, dies sei eine "exzellente Entscheidung" von Trump. Laut einem Bericht des
"Wall Street Journals" plant Musk, große Summen in Trumps Wahlkampf zu pumpen.
Das Geld will er demnach der Organisation "America PAC" zukommen lassen, die
Trumps Wahlkampf unterstützt. Der Tesla- und SpaceX-Chef beabsichtige, monatlich
rund 45 Millionen US-Dollar (rund 41 Millionen Euro) in die Organisation zu
stecken. Super-Pacs sind Organisationen, die Spenden in unbegrenzter Höhe
annehmen und sie zur Werbung für bestimmte Kandidaten oder politische Anliegen
verwenden können.

Attentat auf Trump überschattet Parteitag

In den vergangenen Tagen hatten sich die Ereignisse im ohnehin schon
aufgeheizten US-Wahlkampf überschlagen. Diskutierte vor vergangener Woche noch
das ganze Land über Bidens mentale Fitness und Eignung als
Präsidentschaftskandidat, verschob sich seit den Schüssen bei einem
Wahlkampfauftritt Trumps im Bundesstaat Pennsylvania der Fokus.

Wenige Stunden vor Beginn des Parteitags konnte Trump außerdem einen
gewaltigen juristischen Sieg einfahren. In der Affäre um die Mitnahme geheimer
Regierungsdokumente stellte die zuständige Richterin Aileen Cannon das
Strafverfahren gegen Trump ein. Der juristische Erfolg gibt dem Ex-Präsidenten
weiteren Rückenwind im Wahlkampf, auch wenn das letzte Wort in dem Fall noch
nicht gesprochen und Berufung möglich ist.

Biden wirft Trump in TV-Interview zündelnde Rhetorik vor

Nach dem Attentat auf Trump am Wochenende hatte US-Präsident Biden vor
weiterer Gewalt gewarnt und die Amerikaner aufgerufen, zusammenzurücken und
Meinungsverschiedenheiten an der Wahlurne zu lösen, "nicht mit Kugeln". In einem
Interview mit dem Fernsehsender NBC machte der Demokrat, der sich um eine zweite
Amtszeit bewirbt, aber klar, dass er nicht vorhat, seinen Kontrahenten nun
sanfter anzufassen. Er warf Trump vor, regelmäßig zu zündeln und kündigte an, er
werde dazu nicht schweigen. "Er spricht von einem Blutbad, falls er verliert",
sagte Biden und argumentierte, Trumps Rhetorik heize die Debatte im Wahlkampf
an, nicht seine.

Ausnahmezustand in Milwaukee

Rund um den Parteitag der Republikaner in Milwaukee gibt es große
Sicherheitsvorkehrungen. In der Stadt am Westufer des Lake Michigan sind
zahlreiche Straßen abgesperrt. Selbst in die Nähe des Veranstaltungsorts im
Zentrum der rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt kam man nur nach
einer speziellen Sicherheitsüberprüfung. Bereits vor dem Attentat auf Trump
hatten die Veranstalter strenge Sicherheitsvorgaben geplant.

Neben den Delegierten sind Tausende weitere Menschen nach Milwaukee
angereist - darunter Politiker, Parteimitglieder und Pressevertreter. Zum
Auftakt der Großveranstaltung riefen die Delegierten "Kämpft, kämpft,
kämpft!"/trö/DP/nas

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