07.07.2024 14:28:11 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Brummschädel und Prellungen bei Stierhatz in Pamplona

PAMPLONA (dpa-AFX) - Insgesamt sechs Menschen sind bei der ersten Stierhatz
des umstrittenen Sanfermín-Festes im nordspanischen Pamplona verletzt worden.
Wie seit mehr als 400 Jahren üblich waren sie zusammen mit Stieren durch die
engen Gassen der Altstadt gerannt. Lebensgefährlich verletzt wurde niemand, es
blieb bei einem Patienten mit Schädeltrauma und fünf mit Prellungen, wie ein
Sanitätssprecher dem staatlichen TV-Sender RTVE sagte. In den kommenden sieben
Tagen gibt es je eine weitere Hatz. Für die Stiere ist es jeweils der letzte Tag
im Leben, sie sterben später in der Stierkampfarena.

Stiere sind schnell

Die Stiere sehen zwar etwas plump aus, können aber schneller als Menschen
laufen. Bei der Mutprobe vor allem jüngerer Männer geht es darum, so nahe wie
möglich an den um die 600 Kilogramm schweren Kampfbullen zu laufen, ohne von
ihnen erwischt zu werden.

Dabei versuchen die Läufer auf der 875 Meter langen Strecke zur
Stierkampfarena, eine Zeit lang vor den Bullen herzurennen. Irgendwann wird
jeder Läufer von den Tieren überholt und versucht dabei, ihnen auf den Rücken zu
klopfen. Die Hatz geht über glattes und bisweilen nasses Kopfsteinpflaster.

Beim Laufen ständig nach hinten schauen

Zu den meisten Stürzen kommt es, weil die Läufer in Erwartung der Stiere
ständig nach hinten schauen. Stolpert ein Läufer, fallen oft mehrere mit.
Brenzlig wird das vor allem dann, wenn die Stiere nahen. Das letzte Todesopfer
gab es 2009.

Zu den Fans der Hatz gehört der in Pamplona geborene Fußball-Star Nico
Williams (21), der am Freitag mit der spanischen Nationalmannschaft Deutschland
aus der Europameisterschaft warf. "Ich feiere normalerweise jedes Jahr mit.
Diesmal geht es nicht. Aber wenn wir ins Finale kommen, ist es auch völlig ok",
sagte er der Sportzeitung "AS".

Tierschützer protestieren

Kritik und Proteste nehmen von Jahr zu Jahr zu. Am Freitag hatten die
Organisationen PETA und AnimaNaturalis in Pamplona gegen das neuntägige Fest
demonstriert und die Hatz als "mittelalterliche Grausamkeit" bezeichnet.
Tierschützer fordern schon lange ein Ende der Stierläufe und generell aller
blutigen Stierkämpfe.

Schon in den Tagen zuvor hatte es Demonstrationen gegeben, bei denen
Teilnehmer Plakate mit Aufschriften wie "Folter ist weder Kunst noch Kultur" und
"Tierquälerei ist eine nationale Schande" trugen. "Wir wissen, dass es in der
Gesellschaft eine Mehrheit gibt, die diese Tierquälerei nicht nur in Pamplona,
sondern in ganz Spanien ablehnt und kein Interesse daran hat, sie
aufrechtzuerhalten - schon gar nicht mit unseren Steuern", sagte die
AnimaNaturalis-Vorsitzende Aida Gascón.

Kritik versus Begeisterung

Bei überzeugten Fans hat die blutige Fiesta in der Region Navarra nach wie
vor Hochkonjunktur. Im vergangenen Jahr wurden nach amtlichen Angaben insgesamt
1,5 Millionen Teilnehmer gezählt - ein Rekord. Dieses Jahr meldeten die Hotels
Tage vor dem Fest eine durchschnittliche Auslastung von 90 Prozent,
Ferienwohnungen waren zu normalen Preisen nicht mehr zu bekommen. Die Besucher
kommen aus Spanien und aus aller Welt. Für die Stadt ist es ein
Millionengeschäft./ro/DP/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH