05.07.2024 10:38:26 - dpa-AFX: Bündnis fordert Tempolimit für Schutz von Klima und Menschen

BERLIN (dpa-AFX) - Für mehr Klimaschutz und mehr Verkehrssicherheit pocht
ein breites Bündnis aus Verbänden auf die sofortige Einführung eines generellen
Tempolimits in Deutschland.

"Obwohl die Klimaziele für 2030 absehbar verfehlt werden und die hohe Zahl
der Verkehrstoten in Deutschland zuletzt sogar wieder anstieg", halte die
Bundesregierung an ihrer Blockadehaltung dagegen fest, kritisierte das Bündnis
aus Umwelt- und Verkehrssicherheitsverbände sowie der Gewerkschaft der Polizei
NRW in Berlin. Zahlreiche andere europäische Länder hätten dagegen bestehende
Geschwindigkeitsbegrenzungen verschärft.

Das Bündnis hatte bereits 2021 die Einführung eines generellen Tempolimits
auf Autobahnen nach der damaligen Bundestagswahl gefordert. Die FDP lehnt ein
solches allerdings kategorisch ab. Und auch in dem gemeinsamen Koalitionsvertrag
mit SPD und Grünen heißt es: "Ein generelles Tempolimit wird es nicht geben."

Was für Tempolimits wo gefordert werden

Neben einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 Kilometer pro Stunde auf
Autobahnen drängt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als Teil des Bündnisses darauf,
die Höchstgeschwindigkeit außerorts auf 80 Stundenkilometer zu senken und
innerstädtisch eine Regelgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer einzuführen.
Mit diesen Maßnahmen ließen sich jährlich mehr als elf Millionen Tonnen CO2
einsparen, teilte der Bundesgeschäftsführer der DUH, Jürgen Resch, mit.

Die Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO), die heute Thema im Bundesrat
ist, geht ihm zwar nicht weit genug. Dennoch müssten die Städte die neuen
Möglichkeiten konsequent nutzen.

Die Reform sieht unter anderem vor, dass Behörden künftig einfacher
Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 30 Stundenkilometer anordnen können
- etwa beim sogenannten Lückenschluss zwischen schon existierenden
Tempo-30-Strecken oder vor Spielplätzen und hochfrequentierten Schulwegen. "Bei
konsequenter Umsetzung können unsere Städte zumindest ein Stück weit sicherer,
leiser und sauberer werden", so Resch.

Andere Mitglieder des Bündnisses forderten mit Blick auf die deutschen
Autobahnen ein Tempolimit von maximal 130 Stundenkilometern, wie etwa die
Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland. "Verschiedene Studien haben nachgewiesen,
dass eine Entschleunigung des Verkehrs zu einer signifikanten Reduzierung von
tödlichen Unfällen und schwerstverletzten Verkehrsteilnehmern führt", begründete
deren Vorsitzende, Silke von Beesten, das Anliegen.

Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei NRW hält ein Tempolimit
auch vor dem Hintergrund anvisierter Elektromobilität für wichtig: Ohne eine
dramatische Verkürzung der Reichweite ließen sich Elektrofahrzeuge nicht mit
Geschwindigkeiten über 130 Stundenkilometern bewegen. "Dadurch verändert sich
der Verkehrsfluss auf den Autobahnen und einzelne deutlich schnellere Fahrzeuge
stellen ein immer größeres Unfallrisiko dar."/fsp/DP/mis

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