24.05.2024 22:09:54 - dpa-AFX: Keine Einigung auf globales Pandemieabkommen

GENF (dpa-AFX) - Internationale Verhandlungen über ein Pandemieabkommen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind am Freitag nach zwei Jahren vorerst ohne
Konsens beendet worden. Die 194 Mitgliedsländer der UN-Organisation hatten sich
das Ziel gesetzt, den Pakt nächste Woche in Genf bei der Jahrestagung der WHO zu
verabschieden. Das Abkommen sollte weltweites Chaos wie bei der Corona-Pandemie
verhindern und sicherstellen, dass alle Länder jeweils rechtzeitig mit allem
nötigen Schutzmaterial, mit Medikamenten und Impfstoffen versorgt werden.

Diplomaten verschiedener Länder sowie WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus
äußerten sich jedoch optimistisch, dass die Arbeit an dem Abkommen in Zukunft
fortgesetzt werden könne. Der Co-Vorsitzende des Verhandlungsgremiums, der
Niederländer Roland Driece, äußerte die Hoffnung, dass es "in den kommenden
Jahren" gelingen werde, eine Einigung zu feiern. "Das ist kein Scheitern", sagte
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus den Delegierten am Freitagabend in Genf.
"Ihr habt wirklich viel geschafft, ihr seid weit gekommen." Nun sei es an der
Zeit, Lehren aus den bisherigen Verhandlungen zu ziehen, und weiterzumachen.

Hilfsorganisationen und ärmere Länder fürchten, dass der Vertrag die
Versorgung der Schwächsten nicht gewährleistet. In reicheren Ländern gab es
Widerstand von der Pharmaindustrie sowie von Kritikern, die fälschlich
verbreiteten, die WHO wolle im Pandemiefall über Lockdowns oder Impfzwang
entscheiden. Uneinigkeit herrschte unter anderem bei den Themen
Pandemie-Prävention und Finanzierung. Umstritten war etwa, in welchem Umfang
Medikamente oder Impfstoffe gratis oder zu günstigen Preisen für ärmere Länder
zur Verfügung gestellt werden sollen.

Im Zuge der Corona-Pandemie sind nach WHO-Schätzungen bis zu 20 Millionen
Menschen gestorben, und fast jeder Mensch auf der Welt sei in irgendeiner Weise
von den Auswirkungen des Virus betroffen gewesen, sagte Tedros. "Die Welt
braucht noch immer ein Pandemieabkommen, und die Welt muss vorbereitet sein",
betonte er./al/DP/he

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