27.06.2024 21:57:18 - dpa-AFX: IWF-Chefin Georgiewa: Fed muss vorsichtig bei Zinssenkungen sein

WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt die
US-Notenbank Fed davor, die Zinsen zu früh zu senken. "Der Leitzins sollte erst
dann gesenkt werden, wenn es eindeutige Beweise dafür gibt, dass die Inflation
nachhaltig auf das Zwei-Prozent-Ziel zurückkehrt", sagte IWF-Chefin Kristalina
Georgiewa am Donnerstag in Washington.

Der IWF sei daher der Auffassung, dass die Notenbank der größten
Volkswirtschaft der Welt den Leitzins bis mindestens Ende 2024 auf dem
derzeitigen Niveau halten solle. Man sei sich mit der Fed einig, dass die
Notenbank "vorsichtig" sein müsse. Der IWF prognostiziert gleichzeitig, dass die
Inflationsrate bis Mitte 2025 auf das Niveau von 2 Prozent sinken werde. Damit
ist der Fonds etwas optimistischer als die Fed.

Die Fed hatte zuletzt deutlich gemacht, es mit Zinssenkungen nicht
sonderlich eilig zu haben. Nach ihrer Sitzung Mitte Juni deutete die Notenbank
für das laufende Jahr nur eine Zinssenkung an - eine Abkehr von den bisher drei
prognostizierten Zinsschritten. Georgiewa betonte, dass diese Vorsicht
angebracht sei.

Notenbanken erhöhen die Zinsen, um die Nachfrage zu bremsen. Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen
besteht die Gefahr einer Rezession. Die US-Wirtschaft ist allerdings trotz hoher
Zinsen überraschend stark.

Der IWF betonte am Donnerstag allerdings, dass die US-Wirtschaft eine
"bemerkenswerte" Performance hingelegt habe und ein gesundes Wirtschaftswachstum
vorweise. "Die USA sind der einzige G20-Staat, dessen Bruttoinlandsprodukt jetzt
das Niveau von vor der Pandemie übersteigt. Das ist gut für die USA und gut für
die Weltwirtschaft", sagte Georgiewa weiter.

Gleichzeitig rief sie die USA weniger auf Zölle und stattdessen mehr auf
Dialog zu setzen. "Wir sind der Meinung, dass es für die USA und die
Weltwirtschaft weniger kostspielig wäre", so Georgiewa. Denn die Verhängung von
Zölle würde zu Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner führen. Sinnvoller sei
es, den Dialog zu intensivieren, um den fairen Handel zu fördern. Die
US-Regierung hatten Mitte April Sonderzölle auf Elektroautos, Halbleiter,
Solarzellen, Kräne und andere Produkte aus China verhängt./nau/DP/he

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