12.06.2024 06:10:04 - dpa-AFX: ROUNDUP/Foulspiel mit Riesenschaden: Fake-Sportartikel und illegales

ALICANTE (dpa-AFX) - Im Fußball würde es dafür Rote Karten hageln, aber die
Fälschung von Sportartikeln und illegales Streaming halten manche Konsumenten
offenbar für ein Kavaliersdelikt. Dabei fügt solches Verhalten Rechteinhabern
und Herstellern in der EU jährlich Schäden in Millionenhöhe zu, wie aus einer am
Mittwoch vom Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO)
veröffentlichten Studie hervorgeht. Geschädigt wird auch der Sport, der auf die
Gelder angewiesen ist.

Im Vorfeld großer Sportereignisse wie der Fußball-EM in Deutschland, den
Olympischen Sommerspielen in Frankreich oder der Tour de France startet die
EU-Agentur mit Sitz im spanischen Alicante deshalb eine Kampagne "Play Fair" -
ein Appell an Fans, nur offizielle Übertragungen anzuschauen und sich an
autorisierte Merchandise-Artikel zu halten. "Wir alle fiebern einem Sommer voll
spannender Wettbewerbe entgegen, und da ist Fair Play unverzichtbar - sowohl für
die Spieler auf dem Platz als auch für die Zuschauer daheim", sagte
EUIPO-Exekutivdirektor Joao Negrao.

Gerade Jugendliche streamen illegal

Die Studie zu Einstellungen und Verhalten der Verbraucher in der EU in Bezug auf geistiges Eigentum zeichnet das Bild einer Branche, die unter Trickserei und
Betrug leidet. So haben zwölf Prozent der Menschen in der EU schon einmal
Sport-Inhalte aus illegalen Quellen angesehen oder gestreamt, in Deutschland
waren es neun Prozent. In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen gaben sogar
27 Prozent zu, Sportübertragungen auf illegalen Online-Kanälen angeschaut zu
haben (Deutschland: 21 Prozent). Bulgarischen Jugendliche schossen hier mit 47
Prozent den Vogel ab. Wer sicher gehen will, nicht bei einem illegalen
Streaminganbieter gelandet zu sein, kann dies mit dem Tool Agorateka der EUIPO
prüfen. Es hilft Verbrauchern, für ihr Land legale Inhalte zu finden.

Bei Sport-Großereignissen geht es um viel Geld und um Millionen Zuschauer
und Verbraucher. Da wittern nach Einschätzung des EU-Amts auch Betrüger große
Chancen. Illegales Online-Streaming betreffe alle Arten von Inhalten - eben auch
Sportveranstaltungen. Nach Schätzungen des EUIPO wird mit Medienpiraterie
jährlich ein illegaler Gesamtumsatz von einer Milliarde Euro erzielt.

Gefälschte Sportwaren im Wert von 120 Millionen Euro beschlagnahmt

Durch gefälschte Sportartikel erleiden europäische Hersteller zudem jährlich einen geschätzten Schaden von 850 Millionen Euro - elf Prozent des
Branchenumsatzes. Nicht in dieser Zahl enthalten ist Sportbekleidung wie
Fußballtrikots und Sportschuhe, die einen großen Teil der gefälschten Bekleidung
ausmacht, deren Gesamtwert in Europa auf zwölf Milliarden Euro jährlich
geschätzt wird.

Vor allem bei jungen Europäern haben die Fälscher der Studie zufolge
leichtes Spiel. Zehn Prozent aller Konsumenten zwischen 15 und 24 Jahren haben
schon gefälschte Sportartikel wissentlich online gekauft - in Deutschland waren
es sogar elf Prozent. Polizeibehörden haben zudem europaweit gefälschte
Sportwaren mit einem geschätzten Einzelhandelswert von 120 Millionen Euro
beschlagnahmt.

Negrao verwies auch auf die negativen Folgen der Verletzungen geistigen
Eigentums auf den Sport. Das Anschauen offizieller Übertragungen und der Kauf
lizenzierter Produkte sichere den Fortbestand vieler Sportarten. Schließlich
würden die legal erzielten Einnahmen nach dem Solidarprinzip an die
Sportverbände und Sportler weitergeleitet, betonte der EUIPO-Chef.

EUIPO: Gefälschte Sportartikel können gefährlich und giftig sein

"Wenn die Fans Live-Sportübertragungen illegal streamen, ist das gesamte
Finanzierungsmodell der Olympischen Bewegung, das auf Solidarität beruht,
gefährdet", warnte auch Emma Terho, Vorsitzende der Athletenkommission des
Internationalen Olympischen Komitees vergangenes Jahr bei einer EUIPO-Konferenz.
Die Medienrechte würden ihren Wert verlieren, niemand würde mehr Medienrechte
erwerben.

Produktfälschung hat auch schwere wirtschaftliche und gesellschaftliche
Folgen, wie die EUIPO betonte. Neben Umsatzverlusten und Arbeitsplatzvernichtung
führen minderwertige Kopien auch zur Beeinträchtigung des Markenwerts.
Gefälschte Waren, die nicht den europäischen Normen für Gesundheit, Sicherheit
und Umweltschutz genügen, bergen zudem ernsthafte Gesundheitsrisiken. Einer
Studie zufolge können gefälschte Sportartikel nicht nur unter Umständen im
entscheidenden Moment versagen, sondern auch giftige Inhaltsstoffe
enthalten./ro/DP/zb
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