11.06.2024 16:40:17 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: 'Apple Intelligence' - iPhone-Konzern verspricht hilfreiche KI

(neu: Cook zu Fehlern)

CUPERTINO (dpa-AFX) - Apple geht in die Offensive beim
Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Das iPhone und andere Geräte sollen das
Leben der Nutzer ab Herbst mit neuen Funktionen vereinfachen: Verpasste E-Mails
und Kurznachrichten zusammenfassen, individuelle Emoji-Symbole erstellen,
Informationen auf Zuruf rausfischen.

Apple spielt dabei im KI-Wettlauf einen Trumpf aus, den kein Rivale hat: Mit dem iPhone, der Computer-Uhr Apple Watch oder seinen Mac-Computern hat der
Konzern eine einzigartige Präsenz im Leben seiner Kunden. Das gibt Apple die
Chance, durch den Zugang zu verschiedensten Daten der Nutzer für sie persönlich
nützliche Antworten zu geben. Um zu unterstreichen, wie besonders das ist,
schlüsselt der Konzern die gängige Abkürzung AI (Artificial Intelligence -
Künstliche Intelligenz) bei seiner KI als "Apple Intelligence" auf.

Ein Beispiel, das Software-Chef Craig Federighi bei der Entwicklerkonferenz
WWDC am Montag nannte: Ein Arbeitstermin soll verschoben werden und er würde
gern erfahren, ob er es dann immer noch zur Theater-Aufführung seiner Tochter
schaffen würde. Um diese Frage zu beantworten, muss die Software unter anderem
wissen, wo der verschobene Termin und die Aufführung sind - und anhand des
Verkehrs die Fahrzeit berechnen.

Das sind alles Informationen, die über ein iPhone verstreut in verschiedenen Apps zu finden sein könnten: Kalender, Kurznachrichten, E-Mail, Karten. Das
KI-Modell von Apple hätte systemübergreifend Zugriff darauf - und soll die Daten
auch richtig einordnen können.

KI soll Siri schlauer machen

Und Apples Sprachassistentin Siri, die heute im Vergleich zu Chatbots wie
ChatGPT reichlich antiquiert wirkt, könnte schließlich hilfreicher werden. So
werde man zum Beispiel per Sprachbefehl Fotos bearbeiten oder eine neue Adresse
eines Freundes direkt aus der Chat-App zu den Kontaktdaten hinzufügen können.

Zu den Neuerungen gehört unter anderem die Möglichkeit, individuelle Emojis
schon beim Tippen eines Textes erstellen zu lassen. Apple nennt die Funktion
"Genmoji" - weil sie von KI generiert werden.

Mit Hilfe von KI soll auch die Mail-App schon in der Kurz-Übersicht statt
der ersten Zeilen eine Kurz-Zusammenfassung anzeigen. Da "Apple Intelligence"
zudem den Inhalt von E-Mails und Nachrichten verstehe, könne die Software auch
abwägen, ob sie wichtig seien und mit Priorität angezeigt werden sollten.

Konzernchef Tim Cook räumte ein, dass die Software Fehler machen könne. Er
sei "nicht zu 100 Prozent" sicher, dass "Apple Intelligence" frei von den
sogenannten KI-Halluzinationen sein werde, sagte er der "Washington Post". So
werden die Fehler genannt, bei denen KI-Programme völlig falsche Angaben machen.
Apple habe aber alle bekannten Maßnahmen ergriffen, um das zu verhindern,
betonte Cook. Daher sei er zuversichtlich, dass die Ergebnisse von hoher
Qualität sein werden. "Aber in aller Ehrlichkeit, unter 100 Prozent."

Neue iPhone-Modelle erforderlich

Ein Haken ist, dass viele iPhones, die heute in den Händen der Nutzer sind,
nicht genug Rechenpower für die neuen KI-Funktionen haben. Es muss eines der
kommenden iPhones aus diesem Herbst sein - oder mindestens ein iPhone 15 Pro aus
dem vergangenen Jahr. Selbst Käufer des günstigeren iPhone 15 bleiben außen vor.
Bei den Macs ist die Basis breiter: Es reicht, dass sie einen hauseigenen
Apple-Chip der M-Serie haben statt eines Intel -Prozessors.

Die wichtigste Voraussetzung für die neuen Funktionen ist aber, dass Nutzer
Apple genug Vertrauen entgegenbringen, um sich auf den weitreichenden Zugang der
KI-Modelle des Konzerns zu ihren Daten einzulassen. Apple-Chef Tim Cook betont
schon seit Jahren den Fokus auf Privatsphäre und Verschlüsselung - und legte
damit die Basis dafür. Dabei sind die Nutzer an sich nach vielen Hacker-Attacken
und Datenskandalen misstrauischer geworden. So schlug Microsoft
jüngst heftige Kritik entgegen, weil der Konzern eine KI-Suchfunktion
ankündigte, für die alle paar Sekunden Bildschirmaufnahmen erstellt und
ausgewertet werden.

Apple setzte bisher darauf, Künstliche Intelligenz in einzelne Funktionen
einzubringen, ohne groß die Aufmerksamkeit der Nutzer darauf zu lenken: Etwa bei
der Foto-Bearbeitung oder Wortvorschlägen beim Schreiben von Kurznachrichten.
Schon auf bisherigen iPhones liefen rund 200 Modelle mit maschinellem Lernen,
sagte Federighi.

Der Konzern führte dabei immer wieder als Datenschutzargument an, dass die
KI auf den Geräten selbst statt in der Cloud laufe. Mit "Apple Intelligence"
wird der Rechenaufwand nun aber oft so groß sein, dass Server aus dem Netz zur
Hilfe hinzugezogen werden müssen. Apple entwickelte dafür ein Verfahren mit
kompletter Verschlüsselung und verspricht, dass nach der Verarbeitung keine
Daten auf den Servern übrig blieben. Apples KI wird von Fall zu Fall
entscheiden, ob eine Aufgabe auf dem Gerät oder in der Cloud ausgeführt wird.

ChatGPT kommt - aber spielt die zweite Geige

Durch Medienberichte vor der WWDC wurde viel darüber spekuliert, dass Apple
sich Hilfe vom ChatGPT-Entwickler OpenAI holt. Am Montag klang es jedoch eher
danach, dass Apple-Kunden zwar direkten Zugang zu ChatGPT einrichten könnten -
der Chatbot aber eine untergeordnete Rolle spielen werde. So werde Siri jedes
Mal den Nutzer um Erlaubnis fragen, wenn eine Anfrage zu ChatGPT weitergeleitet
werden soll.

Wie oft das passieren wird, blieb am Montag offen. Schließlich zeichnet sich ab, dass die Reichweite der hauseigenen KI-Software zunächst beschränkt sein
dürfte. Aber grundsätzlich kann sich Apple eine Zukunft vorstellen, in der
Nutzer auf viele verschiedene spezialisierte KI-Modelle zugreifen können.

Schon die kontrollierte Verbindung zu ChatGPT löste derweil einen
Wutausbruch des Tech-Milliardärs Elon Musk aus, der mit OpenAI im Clinch liegt.
Wenn die ChatGPT-Macher Datenzugang auf Ebene des Betriebssystems bekämen, werde
er in seinen Unternehmen wie Tesla oder der Raumfahrtfirma SpaceX
iPhones verbieten, polterte Musk auf seiner Online-Plattform X. Dass Apple
eigentlich etwas anderes ankündigte, schien bei ihm nicht angekommen zu sein.

SMS via Satellit und Passwort-App

Neben dem Fokus auf KI gab es auch andere Ankündigungen - immerhin ist die
WWDC traditionell dafür da, einen Ausblick auf kommende Software und Funktionen
zu geben. So wird man künftig über einen Mac-Computer direkt auf Daten und Apps
auf dem iPhone zugreifen können, ohne es dafür herausholen zu müssen.

In Gebieten ohne Mobilfunk-Empfang lässt Apple iPhone-Nutzer künftig
Kurznachrichten über eine Satelliten-Verbindung verschicken. Das werde sowohl
für iMessage-Chats zwischen Apple-Geräten als auch für klassische SMS
funktionieren. Dabei können sowohl Text als auch Emojis übermittelt werden.
Bisher hatte Apple nur eine Notruf-Funktion über Satellit angeboten.

Mit dem nächsten iPhone-Betriebssystem iOS 18 wird man schließlich auch aus
Apples Nachrichten-App mit Android-Nutzern über das verschlüsselte RCS-Protokoll
statt über SMS chatten können. In Deutschland setzte sich bisher vor allem
WhatsApp als Dienst für Kommunikation zwischen den beiden Plattformen durch.

Apples Passwort-Tresor, über den man geräteübergreifend Login-Daten
speichern und ausfüllen kann, bekommt eine eigenständige App. Bisher war die
Funktion in den Einstellungen untergebracht. Apple macht damit spezialisierten
Anbietern Konkurrenz.

Apples Computer-Brille wird rund 4000 Euro kosten

Die Computer-Brille Vision Pro wird in Deutschland ab 12. Juli erhältlich
sein, wie Cook ankündigte. Der Kaufpreis startet bei 3999 Euro. Mit der Vision
Pro können Nutzer zum einen in digitale Welten eintauchen. Neben dieser
virtuellen Realität (VR) ist das Apple-Headset aber auch ausgelegt, digitale
Inhalte mit der realen Umgebung zu mischen. Als größter Konkurrent verkauft der
Facebook-Konzern Meta seine VR-Brille Quest 3 ab einem Preis von
550 Euro./so/DP/ngu
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
APPLE INC. 865985 Xetra 203,350 18.06.24 12:52:20 +1,650 +0,82% 203,300 203,400 202,900 201,700
INTEL CORP. DL-,001 855681 Xetra 28,830 18.06.24 12:53:58 +0,465 +1,64% 28,840 28,880 28,725 28,365
MICROSOFT DL-,00000625 870747 Xetra 419,750 18.06.24 12:52:33 +5,600 +1,35% 419,650 419,850 417,900 414,150
TESLA INC. DL -,001 A1CX3T Xetra 174,800 18.06.24 12:56:49 +1,140 +0,66% 174,720 174,800 174,500 173,660
META PLATF. A DL-,000006 A1JWVX Xetra 471,100 18.06.24 12:48:00 +3,600 +0,77% 471,450 471,850 470,550 467,500

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