17.06.2024 05:46:33 - dpa-AFX: Ostdeutsche Autoindustrie gegen Strafzölle für E-Autos aus China

LEIPZIG/ZWICKAU (dpa-AFX) - Die ostdeutsche Automobilindustrie beklagt
ungleichen Wettbewerb mit China, lehnt die von der EU angedrohten Strafzölle auf
chinesische E-Autos aber ab. "Ja, das Ausmaß an Subventionen der chinesischen
Regierung gegenüber den heimischen Automobilherstellern stellt eine klare
Wettbewerbsverzerrung dar", sagte Jens Katzek, Geschäftsführer des Automotive
Cluster Ostdeutschland, der Deutschen Presse-Agentur. Strafzölle würden die
Herausforderungen für die hiesige Automobilindustrie nicht lösen.

Innovation statt Handelskonflikt

"Anstatt in einen Handelskonflikt zu gehen, den wir nicht gewinnen können,
sollten wir besser unsere Hausaufgaben machen", sagte Katzek. Dazu gehöre,
bürokratische Hemmnisse für Innovationen abzubauen und den Standort attraktiver
und wettbewerbsfähiger zu machen.

Nach Zahlen des Verbands der Automobilindustrie wurden in Ostdeutschland
zuletzt rund 834 000 Pkw im Jahr hergestellt, mehr als die Hälfte (55 Prozent)
davon Elektroautos. Ihr Anteil liegt damit mehr als doppelt so hoch wie für
Deutschland insgesamt. Hinzu kommen Anhänger, Aufbauten sowie Kraftfahrzeugteile
und -zubehör. Direkt der Branche werden in Ostdeutschland 266 Betriebe mit 20
und mehr Beschäftigten zugerechnet. Sie erwirtschaften einen Jahresumsatz von
40,9 Milliarden Euro.

Zölle von 20 bis knapp 40 Prozent angedroht

Die EU-Kommission hat jüngst mit vorläufigen Strafzöllen auf E-Autos aus
China gedroht. Die Rede ist von 20 bis knapp 40 Prozent. Bisher liegen die Zölle
bei 10 Prozent, die neuen Zölle sollen hinzukommen. Nach Ansicht der Kommission
profitiert die Wertschöpfungskette für batteriebetriebene Autos in China von
unfairer Subventionierung. Dadurch drohten Herstellern in der EU Schäden. Ob die
Zölle tatsächlich kommen, ist noch offen. Sie hängen davon ab, ob mit China
anderweitig eine Lösung gefunden werden kann.

Befürchtet wird, dass China zu Gegenreaktionen gegen hiesige Hersteller
greifen könnte. "Zu glauben, dass Strafzölle und ein Handelskonflikt zwischen
der EU und China spurlos an uns vorübergehen, ist naiv", betonte Katzek. Er
erinnerte daran, dass drei Viertel der hierzulande gebauten Autos in den Export
gehen - auch nach China. Deutsche Autobauer produzierten zudem auch selbst in
China - im vergangenen Jahr 4,4 Millionen Fahrzeuge. Bei Gegenmaßnahmen werde
der Import von Autos nach China sinken und Autos, die dort von deutschen
Herstellern produziert und in andere Länder verkauft werden, würden teurer. In
beiden Fällen bedeute dies sinkende Produktionszahlen und Marktanteile.

Das Volkswagen-Werk Zwickau als Vorreiter bei
Elektromobilität wäre nach Angaben eines Sprechers von chinesischen
Gegenmaßnahmen nicht direkt betroffen, denn dort würden keine Fahrzeuge für den
chinesischen Markt gebaut. Die rein auf E-Autos spezialisierte Fabrik hat jedoch
seit einiger Zeit mit einer Nachfrageschwäche zu kämpfen. Deswegen wird dort die
Umstellung auf einen reinen Zwei-Schicht-Betrieb forciert. Bereits im November
war für eine der beiden Fertigungslinien die dritte Schicht gestrichen worden.
Die weitere Umstellung für das Werk insgesamt werde nun ab August vollzogen,
hieß es. Ausgenommen ist den Angaben nach die Fertigung von Karossen für Bentley
und Lamborghini.

Auch Volkswagen lehnt Zölle ab

Doch auch der Volkswagen-Konzern lehnt die geplanten Strafzölle ab. "Die
negativen Auswirkungen dieser Entscheidung überwiegen den etwaigen Nutzen für
die europäische und insbesondere die deutsche Automobilindustrie", erklärte ein
Sprecher. "Wir haben Vertrauen in unsere Produkte und in unsere
Innovationsfähigkeit." Freier Handel und fairer Handel sowie offene Märkte seien
Basis für Wohlstand, Beschäftigung und nachhaltiges Wachstum weltweit.

Neben Volkswagen betreibt in Ostdeutschland auch Tesla eine
reine E-Auto-Fabrik. BMW und Porsche stellen in ihren Fabriken in
Leipzig sowohl E-Autos als auch Verbrenner her. Auch bei Opel in Eisenach wird
die Produktion der neuen vollelektrischen Variante des SUV Grandland
hochgefahren. Das Modell soll künftig als Verbrenner, Hybrid und E-Variante auf
einer gemeinsamen Linie gefertigt werden./hum/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BAY.MOTOREN WERKE AG ST 519000 Frankfurt 88,000 26.06.24 17:35:44 -2,160 -2,40% 87,800 88,100 90,740 90,160
MERCEDES-BENZ GRP NA O.N. 710000 Frankfurt 64,400 26.06.24 17:53:26 -0,490 -0,76% 64,080 64,410 65,040 64,890
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. 766403 Frankfurt 104,750 26.06.24 19:43:50 -2,100 -1,97% 104,500 104,800 107,850 106,850
BYD CO. LTD H YC 1 A0M4W9 Frankfurt 28,210 26.06.24 19:52:55 -0,170 -0,60% 28,210 28,240 28,620 28,380
TESLA INC. DL -,001 A1CX3T Frankfurt 182,300 26.06.24 19:48:02 +7,960 +4,57% 182,880 183,000 174,600 174,340

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