05.07.2024 12:49:10 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP/UEFA bestraft Demiral: Zwei-Spiele-Sperre nach Wolfsgruß

BERLIN (dpa-AFX) - Für Merih Demiral hat der beim Torjubel gegen Österreich
gezeigte Wolfsgruß schwerwiegende Folgen. Die UEFA sperrte den Abwehrspieler der
türkischen Fußball-Nationalmannschaft für zwei Spiele. Damit wird der 26-Jährige
das EM-Viertelfinale am Samstag in Berlin gegen die Niederlande (21.00 Uhr/RTL
und Magenta TV) und ein mögliches Halbfinale verpassen. Für das Spiel gegen
Oranje wird der Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im
Olympiastadion erwartet.

Demiral habe "die allgemeinen Verhaltensgrundsätze nicht eingehalten, die
grundlegenden Regeln des guten Benehmens verletzt, Sportereignisse für
Kundgebungen nicht-sportlicher Art genutzt und den Fußballsport in Verruf
gebracht", begründete die Europäische Fußball-Union ihre Entscheidung am
Freitag.

Bereits am Donnerstagabend hatte die "Bild" von der Zwei-Spiele-Sperre
berichtet. Das bezeichnete der türkische Verband zunächst aber als
Falschmeldung, da das Fristende für das Einreichen der Verteidigungspapiere noch
nicht verstrichen sei.

Was war passiert?

Der 26 Jahre alte Demiral hatte beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich
nach seinem zweiten Treffer in Leipzig mit beiden Händen das Handzeichen und
Symbol der "Grauen Wölfe" geformt und damit für viel Empörung gesorgt. Als
"Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung"
bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der
Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und
Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Erdogan.

Wegen des Eklats um die Geste hatte es in den vergangenen Tagen auch auf der politischen Ebene heftigen Wirbel gegeben. Das türkische Außenministerium
bezeichnete die UEFA-Untersuchung gegen Demiral als inakzeptabel.

Nicht jede Person, die das Zeichen der Grauen Wölfe zeige, könne als
rechtsextremistisch bezeichnet werden. Der Wolfsgruß sei in Deutschland zudem
nicht verboten und die Reaktionen der deutschen Behörden "ausländerfeindlich".

Ultras fordern Fans zum Wolfsgruß auf

Im Zuge eines erstarkenden Nationalismus haben zuletzt aber auch Vertreter
der politischen Mitte den Wolfsgruß genutzt, um etwa Wähler aus
nationalistischeren Milieus anzusprechen.

Türkische Fußball-Ultras haben Fans im Berliner Olympiastadion aufgefordert, beim Viertelfinale ihres Teams gegen die Niederlande den umstrittenen Wolfsgruß
zu zeigen. Alle Anhänger auf der Tribüne seien eingeladen, die Geste während der
Nationalhymne zu machen, hieß es in einem Aufruf auf der Plattform X./dj/DP/mis

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