16.05.2024 13:38:03 - dpa-AFX: POLITIK/'Der Horror begleitet uns': Angehörige erinnern an Hamas-Geiseln

BERLIN (dpa-AFX) - Mit einer 20 Meter langen Tunnelattrappe auf dem Berliner
Bebelplatz haben Angehörige an die israelischen Geiseln in der Hand der
Terrororganisation Hamas erinnert und ihre Freilassung gefordert. Sie benannten
den Platz neben der Staatsoper am Donnerstag für die nächsten drei Wochen in
"Platz der Hamas-Geiseln" um. "Seit dem 7. Oktober begleitet uns der
bestialische Horror, der Terror der Hamas bei jedem Schritt, begleiten uns
unsere entführten Kinder, Schwestern, Väter bei jedem Atemzug", sagte
Organisatorin Melody Sucharewicz.

Die Hamas und ihre Unterstützer hatten bei einem Angriff auf Israel am 7.
Oktober 2023 nicht nur etwa 1200 Menschen ermordet, sondern auch etwa 230
Frauen, Männer und Kinder entführt. 105 von ihnen kamen nach einer Vereinbarung
zwischen Israel und der Hamas nach knapp zwei Monaten frei. Das Schicksal der
übrigen Geiseln ist unklar. Etwa 100 von ihnen dürften nach israelischen
Schätzungen noch am Leben sein.

Alon Gat bangt um seine Schwester Carmel, die am 7. Oktober aus dem Kibbuz
Beeri verschleppt worden war - ebenso wie Alon Gat selbst, seine Frau Yarden
Roman-Gat und ihre dreijährige Tochter. Alon Gat gelang mit dem Kind vor dem
Transport in den Gazastreifen die Flucht. Yarden kam nach 54 Tagen mit anderen
Geiseln frei. Seine Schwester blieb in Gefangenschaft.

"Carmel wird heute 40 Jahre alt, heute ist ihr Geburtstag", sagte Gat. "Ich
möchte Sie bitten sich vorzustellen, dass Ihre Schwester ihren Geburtstag mit
Terroristen begeht, die jeden Tag Frauen vergewaltigen, ermorden, missbrauchen.
Das ist die Situation, in der wir uns befinden."

Der 65-jährige Jechiel Jahud kämpft um die Freilassung seines Sohns, seiner
Tochter und deren Freund, die ebenfalls am 7. Oktober verschleppt wurden. Ihre
Rettung sei nun seine Mission, sagte Jahud. Manchmal breche er zusammen, aber
eines gebe ihm Kraft: Wenige Tage nach dem Angriff der Hamas habe seine
Schwiegertochter die jüngste Tochter seines Sohns Dolev zur Welt gebracht. "Sie
ist ein glückliches Kind, das lacht, wenn man an ihrer Krippe vorbeigeht", sagte
Jahud. Sie warte auf ihren Vater, den sie nicht kenne.

Sucharewicz dankte der deutschen Regierung, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für ihren Einsatz zur Freilassung
der Geiseln. Wichtig sei, dass sie diese Bemühungen unvermindert fortführen,
sagte die Initiatorin./vsr/DP/jha

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH