19.06.2024 23:30:12 - dpa-AFX: POLITIK/Fast 40 Jahre nach Geisel-Drama in Kolumbien: General verurteilt

BOGOTÁ (dpa-AFX) - Wegen Menschenrechtsverstößen bei der Erstürmung eines
zuvor besetzten Justizpalastes in Kolumbien im Jahr 1985 hat ein Gericht den
pensionierten Armeegeneral Iván Ramírez Quintero zu 31 Jahren Haft verurteilt.
Mit dem Urteil kamen die Richter am Obersten Gericht von Bogotá zu dem Schluss,
dass es tatsächlich Beweise für die Verantwortung Quinteros für das Verschwinden
einer Rebellin der Guerillaorganisation M-19 gibt, wie mehrere Medien am
Mittwoch übereinstimmend berichteten.

Das Ereignis hatte das südamerikanische Land damals erschüttert, viele
Verantwortungsfragen sind bis heute nicht geklärt. Die M-19 hatte am 6. November
1985 den Justizpalast in der kolumbianischen Hauptstadt besetzt und zahlreiche
Menschen als Geisel genommen. Bei der Erstürmung des Gebäudes durch die
Streitkräfte kamen 98 Menschen ums Leben, elf weitere verschwanden. 2015 räumte
der damalige Präsident Juan Manuel Santos ein, dass das Militär für das blutige
Ende der Geiselnahme verantwortlich war.

Neben Quintero (80) wurde auch Oberstleutnant Fernando Blanco Gómez (77)
verurteilt. Das Gericht hob damit einen Freispruch aus dem Jahr 2011 auf. Bis
das Urteil rechtskräftig wird, bleiben die Männer allerdings auf freiem Fuß.

Auch Kolumbiens heutiger Präsident Gustavo Petro gehörte den Rebellen in den 1980er-Jahren an und saß wegen unerlaubten Waffenbesitzes zwei Jahre im
Gefängnis. An der blutigen Besetzung des Justizpalastes war er eigenen Angaben
zufolge aber nicht beteiligt./ppz/DP/ngu

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