02.07.2024 06:38:45 - dpa-AFX: EM 2024: Weinender Ronaldo müht sich mit Portugal ins EM-Viertelfinale

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Happy End im Elfmeter-Krimi stürmten alle
Portugiesen zu Torhüter-Held Diogo Costa - als letzter Cristiano Ronaldo. Der 39
Jahre alte Superstar darf nach einem dramatischen Abend samt vergossenen Tränen
nach einem verschossenen Elfmeter weiter von einer erneuten Krönung als
Europameister träumen.

Der Favorit setzte sich im Achtelfinale gegen Außenseiter Slowenien mit 3:0
im Elfmeterschießen durch und fordert nun im Viertelfinale am Freitag (21.00
Uhr) in Hamburg Frankreich mit Kylian Mbappé. In 120 Minuten waren keine Tore
gefallen.

Das lag auch an Ronaldo. Der 39 Jahre alte portugiesische Kapitän scheiterte in der 105. Minute mit einem Foulelfmeter an Sloweniens Torwart Jan Oblak und
vergoss danach auf dem Feld Tränen der Enttäuschung. "Das ist mir selten
passiert, deshalb war ich wahnsinnig traurig und musste weinen. Jetzt bin ich
aber sehr glücklich", berichtete Ronaldo nach dem Abpfiff.

Portugals Torwart wird zum Helden

Ronaldo wartet zwar weiter auf sein erstes Turniertor - dafür bewies er am
Montagabend vor 46.576 Zuschauern in der Arena Frankfurt zumindest im
Elfmeterschießen die nötige Nervenstärke. Nachdem er verwandelt hatte,
entschuldigte er sich mit einer Geste bei den Fans. Zum Matchwinner avancierte
Torwart Diogo Costa, der drei Schüsse der Slowenen abwehrte. "Das sind die
großen Momente im Fußball. Ich bin so glücklich, dass ich meiner Mannschaft
helfen konnte", sagte Diogo Costa.

"Er hat uns gerettet", lobte Ronaldo der Schlussmann. Es war eine Erlösung - vor allem für den Superstar, der nach seinem Fehlversuch aus elf Metern in der
Halbzeit der Verlängerung von seinen Teamkollegen getröstet werden musste. "Es
gibt Momente, die man nicht erklären kann, wo die Leidenschaft einfach
durchgeht", sagte er dazu.

Seine Bilanz bei seiner sechsten Europameisterschaft steht weiter bei 14
Toren. Dabei hätte Ronaldo die Partie im Alleingang entscheiden können. Kurz vor
dem Ende der regulären Spielzeit war er bereits frei stehend mit einem Schuss an
Oblak (89.) gescheitert. Ein Aus in der ersten K.o.-Runde wie es Italien und
Belgien erlebten, blieb der Auswahl von Trainer Roberto Martinez dennoch
erspart.

Ronaldo als Fixpunkt im Angriff

Alle Augen auf Ronaldo: Bei jedem Ballkontakt des ehemaligen Weltfußballers
stieg der Lärmpegel auf den Rängen. So auch, als der Mittelstürmer in der 13.
Minute knapp unter einer Flanke durchsprang. Ist es der letzte große
Turnierauftritt des Saudi-Profis von Al-Nassr FC? Während seine Kollegen um ihn
herum wirbelten und die Lücken suchten, hielt Ronaldo als Fixpunkt meist seine
Position.

EM-Oldie Pepe (41) hielt derweil hinten den Laden zusammen, ging immer
wieder energisch dazwischen und wagte so manchen Ausflug bis vor das gegnerische
Tor. Die Slowenen taten sich zunächst schwer, in Strafraumnähe zu kommen. Das
galt auch für Benjamin Sesko von RB Leipzig, mit 21 Jahren der Jüngste im Kader
des Außenseiters. Dabei hatte Trainer Matjaz Kek mehr Unterstützung für das
Stürmertalent gefordert: "Wir müssen ihm helfen."

Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit war die Auswahl des Landes mit nur
zwei Millionen Einwohnern in die K.o.-Phase einer EM-Endrunde eingezogen. Der
2:0-Sieg gegen Portugal beim Testspiel im März hatte der Mannschaft vor dem
Anpfiff zusätzlich Mut gemacht. Die Portugiesen aber ließen mit ihrer klugen
Raumaufteilung ihren Gegner viel laufen.

Ronaldo in vielversprechender Freistoß-Pose

Immer wieder suchte der Favorit mit Flanken Ronaldo, der nach einer guten
halben Stunde auch mal die Stirn an den Ball brachte. Oblak hatte jedoch keine
Mühe. Dann aber zelebrierte der Weltstar in breitbeiniger Pose seinen ersten
Freistoß - und jagte einen satten Schuss nur Zentimeter über die Latte.

Auf der Gegenseite trat kurz vor der Pause erstmals Sesko richtig in
Erscheinung, sein Ball aus 20 Metern landete aber genau in den Armen von
Schlussmann Diogo Costa. Mit einem Außenpfostenschuss von Portugals Joao
Palhinha gingen beide Teams in die Halbzeit.

Überlegene Portugiesen nicht zwingend genug

Fünf Tage nach der 0:2-Niederlage gegen Georgien im letzten Gruppenspiel
zeigte sich Ronaldos Mannschaft weiter dominant und hellwach, fand aber einfach
keine Lücke. Bei einem weiteren Freistoß des Rekord-EM-Torschützen wehrte Oblak
den Ball mit beiden Fäusten ab. Vielbeinig verteidigten der Keeper von Atlético
Madrid und seine Vorderleute ihren Strafraum.

Nach einer Stunde entwischte Sesko bei einem Konter Routinier Pepe, traf
aber das Tor nicht. In der 115. Minute scheiterte Sesko frei an Diogo Costa. So
ging es ins Elfmeterschießen, wo es für die Portugiesen trotz des
zwischenzeitlichen Ronaldo-Dramas ein spätes Happy End gab./ujo/pre/cjo/DP/zb

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